
Lorelay Wegner: Dachdeckerin und Feuerwehrfrau
18. März 2025
Drei Geschwister hat Lorelay Wegner, sie sind alle nicht in die Fußstapfen des Vaters getreten. Ein Bruder lernte zwar Dachdecker, doch auch er arbeitet heute in einem anderen Job. Nur die jüngste Tochter war schon als Kind und ist bis heute Feuer und Flamme für den Beruf Dachdecker. „Mit zehn Jahren habe ich das erste Mal auf dem Dach mitgeholfen und dann regelmäßig während der Schulzeit, nach dem Unterricht und in den Ferien“, erinnert sich Lorelay Wegner, aktuell im zweiten Jahr ihrer Lehre als Dachdeckerin. „Mein Vater hat mich auch mitgenommen zu Kundenterminen oder zu Aufträgen für Gutachten.“ Später absolvierte sie zwei Schulpraktika im Familienbetrieb. „Da konnte ich mich drei Wochen beweisen, das hat mir super gefallen.“

Berufswunsch war immer Dachdeckerin
Einen anderen Berufswunsch als Dachdeckerin gab es nie für Lorelay Wegner. Nach der Schule startete sie mit 16 Jahren die Ausbildung – natürlich im Familienbetrieb. „Ich verstehe andere, die in ein fremdes Unternehmen gehen, um etwas Neues kennenzulernen. Aber jeder Betrieb hat seine eigene Art und Weise, die Dinge anzugehen. Und ich wollte mir das nach der Lehre nicht wieder abgewöhnen.“ Denn ihre Zukunft sieht Lorelay Wegner im Familienbetrieb. „Zudem harmoniere ich sehr gut mit meinem Vater, da gibt es keine Probleme. Das gilt auch für meine Mutter, die das Büro managt.“

Leidenschaft für Schieferarbeiten
Was sie macht, ist in andere, ihr bekannte Betriebe reinzuschnuppern, etwa bei einem Schieferdachdecker. „Schieferarbeiten sind voll mein Ding. Ich liebe das, kann da auch kreativ sein. Und die anderen sagen, ich hätte ein Händchen für Schiefer“, berichtet Lorelay Wegner. So ist sie meist dabei, wenn im Betrieb mit diesem Naturstoff gearbeitet wird, etwa für die Verkleidung von Gauben. Was gefällt ihr noch besonders gut? „Ich finde Dachabrisse toll, es darf gerne dreckig und staubig sein. Meist fahren wir dann im großen Team mit zehn Leuten raus und legen gemeinsam los.“

Zukunft liegt im Familienbetrieb
Und Lorelay Wegner liebt Steildächer, am meisten die ganz hohen Dachneigungen. „Die Höhe und das Gefühl von Freiheit auf dem Dach, beides hat mich direkt gecatcht. Da oben kann man auch einfach mal die Wut rauslassen.“ Dass die Tochter ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, freut natürlich auch den Vater. Lorelay Wegner ist die Zukunft für den Familienbetrieb. „Mein Vater wird dieses Jahr 64 Jahre.“ Klar, sie will seine Nachfolgerin werden. Aber erstmal ist das kein Thema. „Ich schaue jetzt auf den Gesellenbrief. Und meine Eltern machen mir überhaupt keinen Druck“, erklärt die junge Frau. Sie will den Meister machen, doch wann genau, das hält sie sich offen. Erst einmal heißt es lernen, im Betrieb und der Berufsschule in Eslohe.

Aktiv bei den Dachdecker-Mädelz
Unter den 15 gewerblichen Mitarbeitern der 1991 vom Vater gegründeten Michael Wegner GmbH ist die Dachdeckerin die erste Auszubildende. „Das gibt ganz viel Aufmerksamkeit, da sind die Augen immer auf mich gerichtet“, sagt Lorelay Wegner mit einem Schmunzeln. „Wir haben ein junges Team und ich verstehe mich gut mit den Jungs.“ Das gilt auch für die Berufsschule, wo sie aktuell die einzige Frau ist, und die Kunden. „Negative Bemerkung gab es bisher keine, obwohl gerade die älteren Herrschaften manchmal schon erstaunt sind, wenn sie mich sehen auf der Baustelle.“

Klar, denn es ist ja immer noch ein von Männern dominierter Beruf. Deshalb macht Lorelay Wegner auch bei den Dachdecker-Mädelz mit. „Wir unterstützen uns und stärken den Zusammenhalt unter den Frauen im Gewerk, organisieren gemeinsame Treffen und Besuche bei Herstellern.“ Aktuell bewirbt sich Lorelay Wegner beim Wettbewerb Miss & Mister Handwerk 2026, um Botschafterin für das Handwerk zu werden.
Menschen helfen und retten
Auch im Ehrenamt engagiert sich Lorelay Wegner. „Ich möchte etwas tun, wo ich Menschen helfen und retten kann. Erst wollte ich zum Roten Kreuz, aber mich interessiert das Technische mehr als das Medizinische.“ Über einen Bekannten entstand der Kontakt zur freiwilligen Feuerwehr, sie startete in der Jugendfeuerwehr. Seitdem ist sie im Einsatz in der Löschgruppe Vollme, einem Ortsteil der Stadt Kierspe, wo es keine hauptberufliche Feuerwehr gibt.

„Neben den Übungen fahren wir auch die Einsätze, im Zweifel geht es darum, Menschenleben zu retten. Ich bin froh, ein Teil davon zu sein. Zudem lerne ich da viel für mich, wie ich mir selbst helfen kann“, berichtet Lorelay Wegner. Was ihr noch fehlt, bei der Feuerwehr und bei der Arbeit, ist der Lkw-Führerschein, sowohl für die Löschfahrzeuge als auch den Kran. Doch es besteht wohl kein Zweifel, dass die mutige und zielstrebige junge Frau bald selbst am Steuer sitzen wird.
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