Höchstes Holz-Hochhaus Deutschlands geplant
10. Januar 2019
In Zeiten knappen Wohnraums ist das Nachverdichten – das nachträgliche Bebauen freier Flächen innerhalb bestehender Bebauung – vor allem in Großstädten ein großes Thema. Allerdings benötigt der Bau von Gebäuden viele Rohstoffe und viel Energie. Direkt in der Hamburger HafenCity plant das Unternehmen Garbe Immobilien-Projekte die sogenannte „Wildspitze“, Deutschlands höchstem Holz-Hochhaus. Hiermit will man möglichst umweltfreundlich dringend benötigte Wohnungen schaffen. Das Projekt wird in den nächsten Jahren mit rund 492.000 Euro durch die Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. „Wenn das Projekt erfolgreich läuft, ist dieses Holz-Hochhaus ein innovatives Modell für die gesamte Baubranche. Zusätzlich setzt es einen umweltfreundlichen Impuls gegen die Wohnungsnot und verknüpft damit zwei der großen Probleme unserer Zeit“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.
Nachverdichten von Flächen mit einem Holz-Hochhaus
„Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur in deutschen Großstädten mittlerweile ein kostbares Gut. Eine Lösung für dieses Problem sehen viele Experten im Nachverdichten von Flächen“, erläutert Sabine Djahanschah, DBU-Fachreferentin für Architektur und Bauwesen. Für Fundamente, Wände, Fassaden oder Dächer würden jedoch viel Energie und viele Rohstoffe benötigt. Zudem würden Baulärm, Staub und Schmutz die Anwohner stören. Lieferfahrzeuge blockierten häufig Straßenzüge. All dies schmälert die Akzeptanz gegenüber dem Nachverdichten.
Hier kann der modulare Holzbau eine umwelt- und anwohnerfreundliche Alternative sein. Mit dem Modellprojekt „Wildspitze“ soll das Verfahren nun in der Hamburger HafenCity in größerem Rahmen getestet werden. „Wir wollen auf einen dreigeschossigen Sockel einen länglichen Komplex mit sieben sowie einen Turm mit 19 Etagen setzen – alles aus nachhaltig zertifiziertem Holz. Das wäre mit einer Höhe von rund 64 Metern das höchste Holz-Hochhaus Deutschlands“, erläutert Fabian von Köppen, Geschäftsführer der Garbe Immobilien-Projekte. „Von den insgesamt 180 Wohnungen sollen 60 als öffentlich geförderte Mietwohnungen entstehen, sodass auch Menschen mit geringerem Einkommen die Chance haben, dort ein neues Zuhause zu finden.“ Sein Kollege Georg Nunnemann hob zudem den Aspekt der Weiterentwicklung des Holzbaus hervor. Der Planungs- und Bauprozess werde weitreichende Erkenntnisse im Hinblick auf die Verwendung von Holz im Hochbau ermöglichen.
Holz-Hochhaus mit vorgefertigten Modulen
Dank des Werkstoffes Holz können voraussichtlich 26.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart werden, die ansonsten bei Herstellung, Transport oder auch im Rahmen der Entsorgung anderer Baumaterialien anfallen würden. „Zudem versuchen wir, sparsam mit dem Holz umzugehen, sodass wir möglichst wenig davon benötigen“, sagt von Köppen. Mit Ausnahme der Treppenhauskerne werden sowohl die tragenden Bauteile als auch die Gebäudehülle vollständig aus Holzwerkstoffen hergestellt. Die gläserne zweite Fassadenhaut des Holz-Hochhauses fungiert als Lärm-, Witterungs- und Brandschutz. Viele Bauelemente sollen als Module in Werkstätten vorgefertigt und vor Ort nur noch montiert werden. Gepaart mit intelligenter Logistik auf der Baustelle werde dadurch noch umweltfreundlicher gebaut.
Djahanschah sieht in dem Projekt ein Vorhaben mit Modellcharakter. „Im besten Fall helfen die Ergebnisse, die Planungssicherheit im Holzbau zu verbessern und diese umweltfreundliche Alternative weiter zu verbreiten, wenn die Ergebnisse gut auf andere Vorhaben übertragen werden können. Zudem wird das Holz-Hochhaus an einer markanten Stelle entstehen und so den Holzbau als Teil des Stadtbildes noch bekannter machen bei den vielen Besuchern, die täglich diese Stelle passieren.“
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