Fachkräfte sichern: Dachdecker geht neue Wege
14. März 2019
Schmidt Bedachungen ist mit rund 140 Mitarbeitern der größte Dachdecker-Betrieb in Bremen. „Wir brauchen nicht Aufträge, sondern Fachkräfte“, benennen die Geschäftsführer Lutz und Katrin Detring die zentrale Herausforderung. Eine, vor der auch viele kleinere Betriebe stehen. Denn die gute Konjunktur ist bei vielen Dachdeckern angekommen, der Auftragsvorlauf geht oft weit ins Jahr hinein. Wie sich da Fachkräfte gewinnen, ausbilden und binden lassen, das ist die große Frage, unabhängig von der Betriebsgröße. Firma Schmidt hat ein paar gute Antworten parat – beispielhaft auch für andere Dachdecker. Die Geschäftsführung hat sich bewusst dafür entschieden, neue Zielgruppen für den Betrieb zu gewinnen.
Dachdecker führt ein multikulturelles Team
Detring und Tochter brauchen Männer und Frauen, die motiviert sind, pünktlich zur Arbeit kommen, im Team klarkommen sowie die Berufsschule schaffen und die deutsche Sprache lernen wollen. Eine Zielgruppe sind Migranten und Flüchtlinge. Diese werden als Helfer eingesetzt. Auch bei Flüchtlingen haben die Dachdecker-Meister schon gute Erfahrungen gemacht. „Bei uns arbeitet ein Kurde, der hat eine super Mentalität.“ Neugierig, lernwillig und handwerklich geschickt sein – das brauchen sie bei Schmidt. Und ein multikulturelles Team ist dort längst Alltag.
Es wird einiges von den neuen Mitarbeitern verlangt, aber sie bekommen auch viel Unterstützung. „Der Umgang mit den Helfern ist bei uns immer auf Augenhöhe“, sagt Lutz Detring. Dazu gehört auch die Unterstützung bei der Suche nach einer Wohnung. Diverse betriebliche Apartments dienen der Unterbringung der Mitarbeiter.
Dachdecker bietet Mitarbeitern Sprachkurse
Ehefrau Anne Detring übernimmt es, den Mitarbeitern in die Spur zu helfen. Sie war vor der Rente Lehrerin und macht einmal pro Woche einen Deutschkurs mit den Ausländern. Sie kümmert sich um alle Probleme der gesellschaftlichen Eingliederung. Anne ist das Herz und der Kummerkasten für die Jungs. Der Lagermeister von Schmidt Bedachungen, ein gelernter Lehrer, kümmert sich um die Sprachanfänger, während Anne Detring sich mit den Fortgeschrittenen beschäftigt. Die Fortbildung ist Pflicht, so steht es bereits im Arbeitsvertrag.
Junior-Chefin als Vorbild für junge Dachdeckerinnen
Mit Katrin Detring gibt es eine Junior-Chefin als beispielhaftes Vorbild für die Beschäftigung und die Karrierechancen von Frauen in unserem Dachdecker-Handwerk. So finden sich auch unter den aktuell 19 Auszubildenden drei Frauen. Für die Arbeit auf den Baustellen ein Traum, denn in gemischten Teams entdecken die robusten Dachdeckerjungs ganz andere Seiten an sich. Die Schulbildung der Lehrlinge ist sehr unterschiedlich, vom Abiturienten, dem ein zukünftiges Studium vorschwebt, bis zum Schulabbrecher ist alles dabei.
Dachdecker unterstützt Helfer und Azubis theoretisch und praktisch
Hier greift die zweite Bildungsmaßnahme des Dachdeckerbetriebes: „Lesen, Schreiben und Rechnen lernen“. Auch dort wird Anne Detring mit einem verunglückten Dachdeckermeister gemeinsam aktiv und versucht, fehlendes Schulwissen auszugleichen. Die Teilnahme wird schon in den Lehrverträgen vereinbart. Sechsmal im Jahr findet zudem an einem Samstag eine vierstündige praktische Unterweisung auf dem Betriebsgelände statt, eine gern angenommene Pflicht für alle Auszubildende. Sie lernen dort die Handgriffe, für die auf den Baustellen oftmals keine Zeit ist. Da kooperiert Firma Schmidt mit den Kollegen Apel, Könsen, Schaardt und Strangmann. Mit dabei ist auch die Berufsschullehrerin.
Junge Mitarbeiter stellen den Betrieb in den Schulen vor
Wenn es darum geht, die richtigen Fachkräfte zu finden, setzt Firma Schmidt auf Praktika als Vorauswahl. Die Vorstellung des Dachdeckerhandwerks wird zudem besonders in den Schulen betrieben. „Wir gehen da nicht einfach so hin, sondern nehmen einen Kran mit oder etwas zum praktischen Üben, wie einen Balancierbalken und eine Nagelbohle“, erläutert Katrin Detring. Bei diesen Veranstaltungen sind immer Auszubildende oder Junggesellen aus dem Betrieb dabei. Sie können den Schülern authentisch von ihren Berufserfahrungen berichten.
Video zur Ausbildung bei Dachdecker Schmidt:
Dachdecker plant Leistungs-Check für Ausbau von Kompetenzen
Eine weitere Form der Unterstützung plant die Geschäftsführung zukünftig für den eigenen Betrieb. Vierteljährlich soll es in Zukunft eine Leistungsüberprüfung geben. Das ist nicht als Kontrolle, sondern vielmehr als Check gedacht, ob alles klappt in der Ausbildung und bei den Helfern. Es soll darum gehen, herauszufinden, wer welche Talente hat. „Wenn wir wissen, was die Leute gut können und gerne machen, können wir sie dabei unterstützen, diese Kompetenzen auszubauen“, sagt Katrin Detring. Und wie sieht es mit der Übernahme nach der Ausbildung aus? „Wir freuen uns über jeden, der bleibt“. Und jeden der bleibt, bilden wir gerne weiter. Aufstiegschancen gibt es genug bei uns.“
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