Fachkräfte im Crash-Kurs: Vom Helfer zum Dachdecker-Gesellen

Fachkräfte im Crash-Kurs: Vom Helfer zum Dachdecker-Gesellen

Für diesen Lehrgang kommen die Teilnehmer aus ganz Deutschland. In vier Monaten Vollzeit werden im BBZ Mayen langjährige Helfer auf die Externenprüfung nach dem Berufsbildungsgesetz zum Dachdeckergesellen vorbereitet. Es ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels eine hervorragende Möglichkeit für Betriebe, zusätzlich zur klassischen Ausbildung auch ihre Helfer weiter zu qualifizieren. Ein weiterer Anreiz: Die Agentur für Arbeit unterstützt, basierend auf dem Sozialgesetzbuch III, den Erwerb des Berufsabschlusses. Fast alle Teilnehmer schaffen die Abschlussprüfung, weil die Motivation besonders hoch ist. Mehr als zwei Drittel haben viele Jahre als Helfer auf dem Dach gearbeitet, sie wollen unbedingt noch weiterkommen. Die Übrigen kommen aus Familienbetrieben und da zieht die Perspektive, später einmal Chef zu werden.

Quereinsteigerin als Dachdecker: Anne Steinmann

Eine Teilnehmerin ist die 29-jährige Anne Steinmann, eine Quereinsteigerin. Nach der Realschule machte sie eine Ausbildung zur Groß-und Außenhandelskauffrau in einem Baufachmarkt. Sie dachte danach,„da muss noch was kommen“. Also holte sie berufsbegleitend abends ihr Fachabitur nach und studierte Betriebswirtschaft in Aschaffenburg. Es folgten ein Auslandssemester in Kanada und eine Stelle als Angestellte bei Würth in Karlsruhe.

Eine Teilnehmerin, die an dem BBZ Crash-Kurs teilnimmt, ist Anne Steinmann. Sie möchte danach als Dachdecker im Familienbetrieb arbeiten.
Eine Teilnehmerin, die an dem BBZ Crash-Kurs teilnahm, ist Anne Steinmann. Sie möchte hiernach als Dachdeckerin im Familienbetrieb arbeiten.

Nachdem sie viele Erfahrungen gesammelt hatte, kehrte die junge Frau zurück nach hause, in den Familienbetrieb Peter Steinmann GmbH in der Nähe von Heppenheim.„Ich wollte schon immer in dem Familienbetrieb arbeiten, in dem ich aufgewachsen bin. Jetzt bildet sie mit dem jüngeren Bruder, der Zimmerer und Dachdecker ist, bereits die fünfte Generation.„An der Seite meines Onkels war ich bis lang mehr im Büro als auf dem Dach, habe mit Kunden kommuniziert und Angebote geschrieben.“Die Qualifizierung zur Gesellin machte sie, um mehr über die praktische, technische Seite der Dachdeckerei zu lernen.

Sehr gute Anleitung durch Dachdecker-Profis

Von den vier Monaten Vollzeit am BBZ Mayen hat Anne Steinmann über den Gesellenbrief hinaus sehr profitiert.„Alles wurde sehr gut angeleitet und gezeigt von den Dachdecker-Profis. Wir hatten sehr routinierte Meister als Lehrer, die ihre jahrelange Erfahrung als Dachdeckermeister gerne teilen“,berichtet die junge Frau.„Ob Schiefer, Steildach oder Flachdach, die Teilnehmer brachten da unterschiedliche Erfahrungen mit und konnten alle viel dazulernen. “Nach der Rückkehr in den Familienbetrieb will Steinmann mehr rausgehen auf die Baustellen und weiterlernen. Rückendeckung hat sie von ihrem Vater und von ihrem Onkel, die die Zimmerei und Dachdeckerei gemeinsam leiten.„Keiner von ihnen hat uns gedrängt, den Betrieb zu übernehmen; wir spüren hundertprozentige Unterstützung durch die Familie.“

Vom Helfer über den Gesellen zum Dachdecker-Meister

Auch Leon Bölling ist überzeugt, dass der Crash-Kurs die richtige Entscheidung war und er jetzt als Dachdecker durchstarten kann – im August beginnt dann auch schon für ihn die Meisterschule.
Auch Leon Bölling ist überzeugt, dass der Crash-Kurs die richtige Entscheidung war und er jetzt als Dachdecker durchstarten kann – im August beginnt dann auch schon für ihn die Meisterschule.

Auch Leon Bölling ist auf dem Weg in vierter Generation, die Heiko Bölling Dachdeckermeister GmbH in Laatzen bei Hannover zu übernehmen. Er hatte nach dem Abitur Wirtschaftsbauingenieur studiert „Das war damals die richtige Entscheidung und hat mir viel Spaß gemacht.“Danach hat Bölling für die praktische Erfahrung eineinhalb Jahre als Helfer auf dem Dach im Familienbetrieb gearbeitet. Der Crash-Kurs in Mayen hat ihn positiv überrascht.„Das war in Sachen Theorie eher wie an einer Uni als einer Berufsschule.“Zuhause hatte Bölling zuvor nur auf Flachdächern gearbeitet. „Das war schon anspruchsvoll, jetzt auch Steildach zu lernen, praktisch und theoretisch. Doch es hat mir richtig Spaß gemacht.“ Das gilt auch für die Gruppe.„Das sind coole Leute, eine echt nette Truppe. Einige wollen gleich den Meister im Anschluss machen.“ Bölling wird bis August weiter zuhause auf dem Flachdach arbeiten. Danach startet er die Meisterschule. Der Vater freut sich, dass der Sohn in seine Fußstapfen treten  möchte.

Vom Helfer zum Dachdecker-Gesellen: Fachkräftesicherung am BBZ Mayen

Beim BBZ Mayen sind sie zurecht stolz auf diese Qualifizierung zum Gesellen, die 1970 startete und jetzt mit dem 50. Kurs ein rundes Jubiläum feiert. „Die Fachkräftesicherung ist aktuell gerade auch im Dachdeckerhandwerk ein großes Thema. Die Betriebe können ihren Fachkräftebedarf nicht in vollem Umfang durch Auszubildende decken. Daher sind Alternativen zur regulären Ausbildung mehr denn je gefragt“, sagt Rolf Fuhrmann, Referent der Geschäftsführung. Die Qualifizierung zeigt zudem, dass im Handwerk auch späte Karrieren möglich sind.„Der Prüfungsausschussvorsitzende Werner Risch hat selbst vor 40 Jahren diesen Kurs gemacht“, erzählt Fuhrmann.

Rolf Fuhrmann, Referent der Geschäftsführung, ist stolz auf die Absolventen. er sieht darin für die Betriebe auch eine gute Chance, ihren Fachkräftebedarf an Dachdeckern zu decken.
BBZ-Geschäftsführer Artur Wierschem (links) und Rolf Fuhrmann, Referent der Geschäftsführung, sind stolz auf „ihre“ Absolventen. Beide sehen im Helfer-Kurs eine gute Chance für Betriebe, ihren Fachkräftebedarf auch über Qualifizierung der Mitarbeiter zu decken.

Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer sind Helfer, die normal in Betrieben angestellt sind. Warum machen sie diesen Crash-Kurs in Vollzeit?„Ihre Motivation liegt einmal darin, sich zu qualifizieren, für einen höheren Verdienst und eine besseres Standing auf dem Arbeitsmarkt. Zum anderen wollen einige der bisherigen Helfer auch den Meisterbrief machen und danach einen eigenen Betrieb gründen“, erklärt Fuhrmann. Bislang haben in Mayen insgesamt über 2.000 Teilnehmer diesen Crash-Kurs absolviert.  In Zeiten des Fachkräftemangels werden es zukünftig viele weitere sein.

Sie interessieren sich für das Thema Fachkräfte? Dann lesen Sie, welche ungewöhnlichen Wege der Dachdeckermeister Lutz Detring einschlägt, um gutes Personal zu finden und zu binden.

Bild von Velux-Banner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Personalführung

Betriebsübergabe: frühzeitige Planung sorgt für sichere Zukunft

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

Bild von Velux-Banner

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

Bild von Velux-Banner

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

Bild von Velux-Banner

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

Bild von Velux-Banner

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Bild von Velux-Banner

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

Bild von Velux-Banner

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

Bild von Velux-Banner

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

Bild von Velux-Banner

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

Bild von Velux-Banner

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

Bild von Velux-Banner

16. Januar 2024