Facebook und Instagram: Dachdecker legt einfach mal los
5. November 2019
Bei Instagram begann alles mit einem ungewöhnlichen Post. Vier Mitarbeiter von Brede-Dach sind dort auf einem Bild zu sehen – sie spielen oben auf dem Dachfirst Tischkicker. Chef Ingmar Brede setzt in diesem sozialen Medium, das vor allem von der jüngeren Generation genutzt wird, auf Fotos als Eyecatcher. Denn besondere Bildmotive sind ein zentraler Erfolgsfaktor bei Instagram oder Facebook. Ansonsten gehen Posts schnell unter im medialen Überangebot auf dem Smartphone. Wer selber soziale Medien regelmäßig nutzt, der weiß aus eigener Erfahrung, wie wenige Beiträge er anklickt auf der sogenannten Timeline. Brede sagt dazu: „Die Leute wollen Menschen sehen. Ich zeige meine Mitarbeiter in Aktion und eben auch mal in witzigen Situationen.“
Dachdecker macht Kopfstand auf dem Dachfirst
Tischkickern auf dem Dach ist so eine witzige Situation. Das gilt auch für das Titelbild seiner Facebook-Seite. Dort ist der Chef höchstpersönlich im Kopfstand auf dem Dachfirst zu sehen. Ein Motiv, das gut zum Namen passt, den Brede für seinen Betrieb in den sozialen Medien gewählt hat: Roofrocker. Das ist sein augenzwinkerndes Image: „Wir rocken die Dächer.“ Da haben wir neben den besonderen Bildmotiven eine zweite wichtige Zutat, ein humorvoller Name, der zum Betrieb passt. Bei Brede ist das Ganze stimmig. Der Mann zeigt sich gerne auf dem Dach und in anderen alltäglichen Situationen und setzt auch seine Mitarbeiter ins Bild – nah dran und mit einem Blick für gute Fotos. Und wie ist er auf den Namen gekommen? „Es gab da mal T-Shirts von Velux mit der Aufschrift. Das passt, dachte ich mir“, erklärt der Dachdeckermeister.
Dachdecker zeigt in sozialen Medien das Tagtägliche im Betrieb
Was Brede vor allem zeigen möchte, ist das Tagtägliche, die Arbeit auf dem Dach. Aber er macht auch Fotos, wenn einer seiner Mitarbeiter als Friseur für die Kollegen agiert oder wenn einer aus dem Team heiratet. Vermittelt wird so auf authentische Weise, wie das Arbeitsklima im Team ist, wie der Chef selber tickt oder welche Wertschätzung er den Mitarbeitern entgegenbringt. Das Feedback der Nutzer ist fast ausschließlich positiv. Auch wenn Brede aktuell eine gute Auftragslage hat, sein Engagement in den sozialen Medien bringt ihm auf längere Sicht ein positives Image bei potenziellen Kunden oder Mitarbeitern, und dieses Marketing ist kostenlos.
Selfie-Stick und Stativ reichen als Equipment für gute Bildmotive
Der Aufwand ist überschaubar. Nachdem Brede am Anfang vor zwei Jahren fast jeden Tag auf Facebook gepostet hat, macht er mittlerweile drei Beiträge pro Woche, bei Instagram sind es noch weniger. Qualität ist in den sozialen Medien wichtiger als Quantität. Auch das Fotografieren selbst ist kein Staatsakt. Der Chef ist sowieso auf den Baustellen präsent und in den Firmenräumen ohnehin. Da lassen sich Bilder quasi im Vorübergehen machen. „Was ich habe, ist ein wenig Equipment. Ich nutze einen Selfie-Stick und manchmal ein Stativ. Damit kann ich das Smartphone über Bluetooth aus der Ferne als Kamera bedienen.“
Alles kein Zauberwerk und auch nicht die Schrift, die Brede immer wieder in die Bilder integriert. Etwa wenn er am Freitag das Wochenende einläutet. Oder was immer irgendwo auf den Fotos erscheint, ist der Name Roofrocker. Die Texte bei Facebook hält Brede kurz und knapp mit ein, zwei Zeilen. Genau passend zu sozialen Medien, wo vor allem die Bilder sprechen sollen. Bei Instagram arbeitet Brede fast ohne Text. Es gibt nur die dort wichtigen sogenannten Hashtags, über die andere Nutzer seine Posts finden können.
Dachdecker präsentiert sich für Kunden und Fachkräfte
Große Erwartungen hat der Dachdeckermeister erst einmal nicht, was sein Engagement in den sozialen Medien angeht. „Ich habe da ein Eigeninteresse und schaue mich auch um, was andere machen.“ Doch Brede weiß inzwischen genau über welche Kanäle er wie potenzielle Kunden oder Fachkräfte erreichen kann. Für seinen Betrieb hat er schon ein, zwei Mitarbeiter über die sozialen Medien gewonnen. Und er zeigt seine Wertschätzung gegenüber Auszubildenden. Mit Justine Schmid machte er ein gemeinsames Foto auf dem Dach an ihrem letzten Tag als Auszubildende und danach mit ihrem Zeugnis als frischgebackene Gesellin. Auch seinen jüngsten Lehrling stellte Brede gleich Anfang August auf Facebook mit Bild vor.
Ein weiterer Post zeigt die Auszubildenden in der eigenen Halle bei Fassadenarbeiten am Modell. Bei schlechtem Wetter können seine Lehrlinge dort praktisch üben statt Material zu sortieren. Natalie Boll, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, ist davon begeistert. „Der Chef hat mit Kollegen extra für uns ein Dachmodell für die Halle gebaut. Es ist super, dass er uns das Üben ermöglicht und auch das Material stellt. Gerade jetzt im Hinblick auf die Zwischenprüfung ist das für mich sehr hilfreich.“ Boll ist die zweite Frau, die Brede ausbildet, für ihn ganz normal. „Sie ist die Tochter eines Mitarbeiters, war beim Girls‘Day und hat dann ein zweiwöchiges Praktikum gemacht. Natalie ist theoretisch schon top, sehr motiviert und wissbegierig und zeigt viel handwerkliches Geschick“, sagt der zufriedene Chef.
Roofrocker steigert Bekanntheit ohne großen Aufwand
Wo der Umgang so partnerschaftlich ist, da braucht sich ein Betrieb wohl eher keine Sorgen zu machen in Sachen Findung von Fachkräften. Zumal dann, wenn der Chef auch noch die sozialen Medien zu bespielen weiß. Zwölf Mitarbeiter hat Brede-Dach in Schauenburg bei Kassel aktuell, die vor allem Steildächer von Privatkunden sanieren und zwei größere Industriekunden betreuen. Sollten die Auftragsbücher mal nicht mehr so voll sein, ist über „Roofrocker“ auch schon ein positives Image für die Akquise von Kunden aufgebaut – kostenlos und ohne Riesenaufwand.
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