Dachdeckerin wird Mutter während der Ausbildung

Dachdeckerin wird Mutter während der Ausbildung

12. Dezember 2019

 · Knut Köstergarten

Als Frau eine Ausbildung als Dachdeckerin zu machen, das ist immer noch nicht alltäglich. Und auch Sarah Marx musste sich in der Berufsschule und auf Baustellen von den „Kollegen“ aus anderen Gewerken viele doofe Sprüche anhören nach dem Motto: Was willst Du denn als Frau auf dem Bau. „Da habe ich viel gelernt, auch wie ich die Jungs mit verbalen Kontern in die Schranken weisen kann. Doch auf Dauer hilft es am meisten, die Sprüche im linken Ohr rein und im rechten Ohr wieder rausfliegen zu lassen.“ Sarah Marx ist eine starke Frau, buchstäblich und im übertragenen Sinne. Sie wollte Dachdeckerin werden, nachdem sie als Frau keine Chance als Kfz-Mechatronikerin hatte. Und sie hat die Ausbildung voller Energie und positivem Ehrgeiz durchgezogen. Selbst als sie in der Mitte der Lehre schwanger wurde, gab es keinen Gedanken ans Abbrechen.

Dachdeckerin Sarah Marx
Mit Ehrgeiz und Weitblick: Sarah möchte ihren Meister machen und den Betrieb später übernehmen.

Dachdeckerin steigt nach Babypause ohne Probleme wieder ein

Marx erzählt, dass sie das Kind gerne zur Welt gebracht hat. Auch wenn ihr klar war, dass es eine herausfordernde Zeit werden würde. „Ich hatte sofort Berufsverbot vom Arzt und bin nach der Geburt meiner Tochter noch acht Monate zuhause geblieben.“ Wir war denn der Einstieg nach der langen Pause? „Das hat alles sehr gut geklappt und familiär hat mir meine Mutter sehr geholfen bei der Betreuung meiner Tochter. Die ist heute drei Jahre und tagsüber bei einer Tagesmutter, nächstes Jahr geht es dann in den Kindergarten. Vielleicht wird es dann etwas leichter mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Trotz Doppelbelastung: beste Dachdeckerin in Paderborn-Lippe

Trotz der Doppelbelastung hat Sarah Marx ihre Ausbildung bis zum Ende voll durchgezogen. Geholfen hat ihr dabei, dass sie in der Berufsschule eine Frau an ihrer Seite hatte. „Die ist meine beste Freundin“, erzählt Marx. Sie hat zudem noch viel gelernt – theoretisch an den Abenden und praktisch im Gesellenvorbereitungskurs in Eslohe. Marx möchte etwas erreichen in ihrem Beruf Dachdeckerin. Zum Start wurde sie dann gleich mal beste Auszubildende im Bezirk Paderborn-Lippe. „Das hat mich selbst überrascht, als ich den Brief bekommen habe.“ Auf der Freisprechungsfeier wurde dann die Ehrung vorgenommen.

Dachdeckerin Sarah Marx
Preisverleihung mit Ausbilder Matthias Ilse.

Gelernt hat Marx beim Betrieb Udo Deppe – Matthias Ilse GmbH & Co. KG in Salzkotten bei Paderborn, Mitglied der DEG Dach-Fassade-Holz eG. „Da wurde ich von allen sehr gut aufgenommen und ins Team integriert. Und die Kollegen haben auch mit angepackt, wenn mal was zu schwer war für mich.“ Hier hat sie auch ihre Vorliebe für das Arbeiten auf Flachdächern entdeckt.

Dachdeckerin will den Meister machen und Betrieb übernehmen

Dennoch wechselte Sarah Marx nach der Lehre den Betrieb, seit Mai arbeitet sie als Gesellin bei Pielsticker Bedachungen in Salzkotten. „Hier habe ich nicht so viele Überstunden, was wichtig ist wegen meiner Tochter. Zudem wollte ich mal einen anderen Betrieb kennenlernen.“ Aber es gibt noch einen weiteren zentralen Grund. Der neue Chef Klaus Köhler ist ein entfernter Verwandter und sucht perspektivisch einen Nachfolger. „Wir haben da gleich bei der Einstellung drüber gesprochen und ein eigener Betrieb ist mein mittelfristiges Ziel“, sagt die 23-Jährige.

Dachdeckerin Sarah Marx
Höhenangst kennt Sarah Marx keine. Als Gesellin kann sie jetzt auch eigenständiger arbeiten.

Dafür will sie in ein paar Jahren den Meister machen. Und aktuell, wie ist es da als Gesellin? „Ich habe mehr Verantwortung und kann mehr mit entscheiden“, sagt Marx. So arbeitet die junge Frau gerne. Und bei dem, was sie schon geschafft hat als Dachdeckerin und Mutter, wird sie bestimmt eines Tages ihr eigener Chef sein. Das Zeug dazu hat Sarah Marx ganz sicher.

Sie interessieren sich für unsere Rubrik „Dachdecker werden“. Dann lesen Sie unseren Artikel über eine Dachdeckerin, die am liebsten mit Klebeband arbeitet.

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