Bester in Nordrhein-Westfalen: Dachdecker-Geselle Jan Renneberg
3. März 2020
„Tatsächlich gab es mehrere Viertplatzierte beim Bundeswettbewerb“, erläutert Jan Renneberg zu seiner Platzierung. „Das Niveau war insgesamt sehr hoch, zwischen dem Besten und dem Letztplatzierten lagen nur wenige Punkte. Da kann schon jeder, der teilgenommen hat, sehr zufrieden mit seiner Leistung sein.“ Jan Renneberg ist froh, dass er neben seiner Arbeit im elterlichen Betrieb die Zeit hatte, sich intensiv auf die Meisterschaften vorzubereiten.
Geholfen hat ihm auch die tatkräftige Unterstützung seines Ausbilders an der Lorenz-Burmann-Schule in Eslohe. „Friedhelm Schlüter, der den praktischen Unterricht bei uns leitet, hat wirklich viel Zeit und Energie investiert. Oft waren wir um 20 Uhr noch in der Werkstatt und haben Schieferarbeiten oder ähnliches geübt. Das hat mich handwerklich wirklich weitergebracht“, lobt Renneberg das Engagement durch den Lehrer.
Traditionelles Handwerk als Herausforderung
Für den jungen Dachdecker war der sportliche Wettkampf mit den Kollegen eine Herausforderung bei den Meisterschaften – aber längst nicht die einzige: „Besonders fasziniert hat mich, dass man sich im Rahmen des Wettbewerbs und der Vorbereitung darauf sehr intensiv mit traditionellen Tätigkeiten befasst, die im Arbeitsalltag eher seltener gefragt sind“, meint Renneberg, der dort eine Biberschwanzkehle erstellt hat.
Das kommt im elterlichen Betrieb Renneberg Bedachungen, der sich mit der Sanierung und Restaurierung historischer Bauten, Kirchen und Synagogen einen Namen gemacht hat, zwar auch vor, ist aber längst nicht die Regel. Gegründet wurde der Betrieb aus Minden, Mitglied der Dachdecker-Einkauf Nordwest eG, von den Eltern – in Jan Rennebergs Geburtsjahr. Vater Sascha ist Dachdeckermeister, Mutter Claudia leitet das Büro. Beide sind stolz, dass Sohn Jan den Weg in den Familienbetrieb gefunden hat und diesen einmal weiterführen will. Wie seine jüngeren Geschwister zum Handwerk stehen, kann der Geselle allerdings nicht beantworten: „Die beiden sind erst zehn und zwölf Jahre alt.“
Vom Ferienjob zum Dachdecker
Wie viele ambitionierte Handwerker hat sich Jan Renneberg am Gymnasium nicht immer richtig aufgehoben gefühlt. Die Frage nach der praktischen Anwendbarkeit des Gelernten war und ist für ihn zentral. Als er mit 13 Jahren im Familienbetrieb jobbte, war er sofort begeistern vom praktischen Nutzen des Handwerks. Sein Eindruck aus dem Ferienjob verfestigte sich, als er mit 16 das schulbegleitende Berufspraktikum erneut im Betrieb der Eltern antrat und selbst auf dem Dach arbeiten konnte: „Für mich ergibt das einen Sinn. Ich erarbeite etwas und sehe hinterher ganz konkret, was ich geleistet habe und wofür das gut ist, welchen Zweck das erfüllt.“
Dachdecker – was sonst?
Einen Plan B hatte Jan Renneberg nie. Für den Fachabiturienten stand fest: Das Dachhandwerk muss es sein. Auch für die Zukunft hat der Dachdeckergeselle schon die Weichen gestellt. Im Trialen Studium über viereinhalb Jahre erlernt er nicht nur das Handwerk, sondern bildet sich parallel zum Fachmann für kaufmännische Betriebsführung weiter. Am Ende des Studiums wartet zudem der Bachelor im Handwerksmanagement. Auch der Meistertitel in seinem Gewerk gehört im Trialen Studium zum Pensum: „Nach der Gesellenprüfung besuche ich ab 2021 die Meisterschule, darauf freue ich mich schon“, erklärt Renneberg.
Dachdecker misst sich gerne mit den Besten der Besten
Für den Dachdeckergesellen war die Teilnahme am Bundeswettbewerb ein besonderes Ereignis in seinem Leben. „Hier sind wirklich die Besten der Besten zusammengekommen. Das war sehr spannend und auch lehrreich“, resümiert Renneberg. Seine Ergebnisse bei den verschiedenen Wettbewerben sieht er als handwerkliche Bestätigung. „Ich bin Dachdeckergeselle aus Überzeugung, genauso wie vor dem Bundeswettbewerb auch. Aber ich fühle mich bestätigt darin, dass das, was ich mache, auch richtig ist.“ Allein am Wettkampf teilnehmen zu können, war für den jungen Handwerker eine wichtige Erfahrung. „Zu gewinnen war zwar für viele wichtig, aber man hat sich nicht gegenseitig angefeindet. Und gekämpft wurde auch nur während des Wettbewerbs, abends war es sehr gesellig und kollegial. Das macht für mich überhaupt das Handwerk aus“, findet Renneberg.
Ein, zwei oder drei Meistertitel
15 Mitarbeiter zählt Renneberg Bedachungen heute. Das breit aufgestellte Team bietet nicht nur Leistungen aus dem Dachbau, sondern hat auch die Bereiche Zimmerei und Fassadenbau fest im Repertoire. Diese Vielfalt gefällt auch Jan Renneberg: „Nach dem Dachdecker-Meister würde ich gerne einen weiteren Meister machen. Als Zimmerer oder Klempner – oder auch beides.“ Derzeit arbeitet der Geselle an vier Tagen in der Woche vor Ort auf dem Bau. Freitags ist Bürotag, abends und an den Wochenenden wartet das Studium. Die Hälfte davon ist bereits geschafft.
Trotz seiner Karrierepläne bleiben Rennebergs Wünsche bodenständig. „Ich hoffe, auch in Zukunft noch lange vor Ort auf dem Dach tätig sein zu können. Außerdem ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht sehr spannend herauszufinden, wo der Betrieb vielleicht noch optimiert werden kann.“ Jan Renneberg hat viele Pläne für die Zukunft. Wer so ambitioniert wie der junge Dachdecker sein Handwerk ausübt und lebt, hat die besten Voraussetzungen, seine Zukunftspläne auch erfolgreich umzusetzen.
Sie interessieren sich für das Thema Dachdecker werden? Dann lesen Sie unsere Geschichte über Nadja Gründler, die ebenfalls ein Triales Studium absolviert.