Der lasterhafte Pick-Up ist ein Arbeitstier auf vier Rädern
12. März 2020
Diese Fahrzeuge – später als Caminos bezeichnet – basierten auf bewährten und beliebten Pkw-Modellen, denen hinter der B-Säule der Fahrgastraum zugunsten einer Ladefläche gestutzt wurde. In Deutschland etablierten sich die ersten Pick-Ups erst langsam in den 1980er Jahren. Wurde den ersten Eignern vor 40 Jahren die Frage gestellt „Was für ein Auto fährst Du denn?“ und die Antwort lautete „Pick Up“, zeigten sich Fragezeichen auf den Gesichtern. Antworteten die Exoten-Fahrer aber „ich fahre einen Pritschenwagen“, kam ein anerkennendes „wie praktisch“. Inzwischen wächst der Markt für Pick-Ups in Deutschland. Allein im dritten Quartal 2018 fanden 7.000 dieser „Kleinlaster“ laut Eurotransport.de den Weg auf deutsche Straßen. Noch vor dem VW Amarok entpuppte sich der Ford Ranger als Erfolgsmodell in dieser Kategorie.
Platz für Last und Leute
Ein echter Pick-Up hat Allradantrieb. Das prädestiniert ihn als Zugfahrzeug auch auf Baustellen. Neben Platz für zwei bis fünf Personen zeichnet all diese Laster ein großer offener Kofferraum aus. In der Fahrgastzelle herrscht jedoch alles andere als Lkw-Feeling. Die Ausstattung der meisten Pick-Ups steht einem Luxus-SUV in nichts nach: Leder, Navi, Soundanlage, Automatikgetriebe, Klimaautomatik sind hier nur einige Beispiele. Die Nutzlasten bewegen sich je nach Hersteller, Modell und Ausführung in Bereichen zwischen 545 und rund 1.200 Kilogramm. Die Längen der Ladeflächen reichen von 1,30 bis über 2,30 Meter.
Pick-Ups werden unterschiedlich als Lkw oder Pkw eingestuft
Pick-Ups sind nicht immer Lkw. So kann es durchaus sein, dass ein Pick-Up als Pkw zugelassen wird und damit etwa auch alle Schadensfreiheitsrabatte des Vorgängerfahrzeugs übernommen werden. Bei einer Einstufung als Lkw wird der Pick-Up hingegen auch bei der Versicherung wie ein Lkw eingestuft. Kfz-Steuerrechtlich ist es da schon etwas verzwickter. Denn es ist durchaus möglich, dass ein als Pkw zugelassener Pick-Up wie ein Lkw besteuert wird. Die Entscheidung liegt beim zuständigen Zollamt. Als Faustregel gilt hier: Ist die Ladefläche gleich oder größer als der Fahrgastraum, erfolgt die Besteuerung als Lkw.
Vorsicht ist geboten bei der Nutzung des Lkw-Pick-Up als Zugfahrzeug an Wochenenden. Dient die Fahrt gewerblichen Zwecken, fällt das Pick-Up-Gespann unter die Regeln des Wochenendfahrverbots. Wird das Gespann am Wochenende zu privaten Zwecken gefahren – also etwa mit Bootstrailer, Pferdeanhänger oder Wohnwagen – herrscht hier freie Fahrt auch an Sonn- und Feiertagen.
Nissan Navara: drei Autos in einem
Ganz praktische Gründe gibt es für den Pulheimer Zimmerermeister Florian Brönnecke, einen Nissan Navara Pick-Up zu fahren: „Mit einer Anhängerlast von 3,5 Tonnen kann ich sowohl meinen Langholzanhänger als auch meinen Anhängerkran sicher ziehen.“ Das könne nicht jeder Kastenwagen bieten, so Brönnecke. Zudem gibt der Allradantrieb des Nissan ihm die Sicherheit, seine Last auch über unbefestigten Grund ans Ziel zu bringen. „Außerdem hat der Pick-Up genügend Zuladung, um meinem Team auf der Baustelle auch zwischendurch mal schnell Material anliefern zu können.“ Ein dritter Grund den Nissan Pick-Up: Als Doppelkabiner bietet er fünf Sitzplätze und ist so auch ein geräumiges Familienauto.
Bei Nissan stehen die beiden 2.3 Liter Diesel mit 120 kW/163 PS oder 140 kW/190 PS zur Wahl. Der Handwerker kann hier zwischen der King Cab und der Double Cab wählen. Je nach Version können dem Navara bis rund 1,1 Tonnen zugeladen werden. Die Länge der Ladefläche reicht von 1,6 beim Double Cab bis zu 1,8 Meter bei der King Cab-Ausführung. Die Preisliste startet bei 27.400 Euro netto.
Renault Alaskan
Schon der Name klingt nach Männerwelt: Der Alaskan wurde erst 2019 als Gemeinschaftsprojekt mit Nissan vorgestellt. Für seinen Vortrieb sorgt ein 2,3 Liter Diesel, wahlweise mit 120 kW/163 PS oder 140 kW/190 PS. Hinter seiner Doppelkabine verbleiben noch knapp 1,6 Meter für die Ladung. Und die darf je nach Motorisierung und Getriebe bis 960 Kilogramm schwer sein. Zusätzlich zieht er bis zu 3,5 Tonnen schwere Anhänger. Die Preise für den 5,4 Meter Pick-Up beginnen bei 37.900 Euro netto.
Mercedes X-Klasse
Der Dritte im Bunde der Baugleichen ist die Mercedes X-Klasse. Die jedoch wird nach nur drei Jahren nach ihrer Vorstellung im Mai 2020 schon wieder auslaufen.
Die X-Klasse teilt sich die Technik mit dem Nissan Navara und dem Renault Alaskan und ist nur als Doppelkabine auf dem Markt. Zusätzlich zu den beiden 2,3 Liter Dieselmotoren steht eine 3,5 – V6 Version mit 190 kW/258 PS auf der Liste. Die Preise beginnen bei rund 31.400 Euro.
VW Amarok
Der bullige VW Amarok mit Doppelkabine für bis zu fünf Mitarbeiter wird standardmäßig von einem 3.0 Liter V6 mit wahlweise 150 kW/204 PS oder 190 kW/258 PS in Bewegung gesetzt. Auf der 1,55 Meter langen Ladefläche des knapp 5,3 Meter langen Amarok dürfen bis zu 913 Kilogramm Material mitgenommen werden. Die Anhängerlasten variieren zwischen 3,3 und 3,5 Tonnen. Die Preise beginnen bei 40.500 Euro netto.
Isuzu D-Max
Die in den 1980er Jahren in Deutschland gescheiterte Marke Isuzu hat jüngst einen neuen Anlauf genommen. Die Pick-Up Reihe D-Max mit Allradantrieb startet preislich mit Allradantrieb bei 22.400 Euro netto für die zweisitzige Single-Cab-Version. 2,3 Meter der Gesamtlänge von 5,1 Meter werden von der Ladefläche beansprucht. Zugeladen werden dürfen 1,2 Tonnen. Standardmotor ist ein 1,9 Liter Diesel mit 120 kW/163 PS. Den Isuzu D-Max gibt es auch mit Space Cab oder noch größer als Double Cab mit entsprechend mehr Gesamtlänge, Nutzlast und Anhängerlast bis 3,5 Tonnen.
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