Dachdeckerin macht besten Abschluss im Meisterkurs
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Dachdeckerin macht besten Abschluss im Meisterkurs

11. Juni 2020

 · Knut Köstergarten

Jetzt geht sie erst mal zwei Wochen in  den verdienten Urlaub. Julia Peetz hat am BBZ Mayen gerade als Jahrgangsbeste ihren Meister gemacht. Sie schaffte 95,8 von 100 möglichen Punkten und absolvierte auch die beste Prüfung als Fachleiterin für Dach-, Wand und Abdichtungstechnik mit der Note 1,0. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt die 24-Jährige, die bereits vor zwei Jahren den Bundeswettbewerb der besten Auszubildenden gewonnen hatte.

Dachdeckerin Meisterkurs BBZ Mayen
Noch vor Corona: Julia Peetz arbeitet am Dachmodell im BBZ Mayen. (Fotos privat, Titelbild: BBZ Mayen)

Seit August war sie mit 85 Kollegen, darunter vier weitere Frauen, Vollzeit am BBZ Mayen – bis zur Corona-Krise Mitte März. Danach war alles anders. „Ich habe auf mich allein gestellt zuhause gelernt. Das ging ganz gut, bei mir ist genug Ehrgeiz da“, berichtet die Dachdeckerin. Zudem blieb sie immer in Kontakt mit den Kollegen aus ihrer Klasse. „Da haben wir uns gegenseitig aufgebaut.“ Insgesamt sieht sie in Bezug auf die schriftlichen Prüfungen sogar einen Corona-Bonus. „Ich konnte mich in den sechs Wochen zuhause sehr konzentriert vorbereiten.“

Meisterkurs-Projekt: Biberschwanzkronendeckung mit eingebundener Kehle

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Der Nachteil auf der anderen Seite: Die Teilnehmer am Meisterkurs der Dachdecker hatten am Ende deutlich weniger Vorbereitungszeit für die praktischen Prüfungen. Peetz hat als Meisterprojekt eine Biberschwanzkronendeckung mit eingebundener Kehle gedeckt, zwei Ziegel breit in 4er Teilung. Dazu kam als Gegenprobe ein Flachdachmodell mit FPO-Abdichtungsbahn. Als etwas zu theorielastig empfand die 24-Jährige schon vor der Corona-Krise den Meisterkurs. Sie hätte gerne ihre praktischen Kenntnisse an den verschiedenen Lernstoffen wie Steildach, Flachdach, Biber, Fassade oder Schiefer noch weiter vertieft.

Dachdeckerin Julia Peetz Meisterkurs BBZ Mayen
Hätte gerne mehr Zeit für die Praxis gehabt: Julia Peetz.

Dachdeckerin schätzt das gemeinsame Lernen in der Kleingruppe

Wie läuft das denn generell mit 86 Teilnehmern? „Am ersten Tag haben wir uns in der großen Aula getroffen. Ich kannte vorher niemanden persönlich und habe dann beim Warten schon die ersten Kontakte zu sechs Kollegen geknüpft, mit denen ich auch später gelernt habe“, erzählt Peetz. Es werden dann die Lehrer genannt und jeder kann quasi in eine der drei Klassen laufen. „Das verteilt sich tatsächlich ganz gut“, sagt Peetz, die 27 Kollegen in der Klasse hatte. Das gemeinsame Lernen in der Gruppe hält sie auf jeden Fall für lohnend. „Es gibt immer Dinge, die ich von anderen lernen kann. In unserer Gruppe waren drei bessere und drei nicht so gute Schüler, da hilft jeder jedem in gutem Gleichgewicht.“

Die Teilnehmer beim Auftakt des Meisterkurses am BBZ Mayen im August 2019. (Foto: BBZ Mayen)

Sehr gute Kommunikation im Meisterkurs

Generell war Peetz sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung für den Meisterkurs am BBZ Mayen. „Wir sind gut vorbereitet worden. Die Lehrer sind sympathisch und haben die Themen gut eingegrenzt.“ Der Lernstoff sei klar gegliedert und vor allem gebe es eine sehr gute Kommunikation an der Schule. „Die Dozenten sprechen sich untereinander sehr gut ab, jeder von ihnen weiß, was die anderen mit den Teilnehmern machen.“ Für jemanden wie Julia Peetz, die sehr interessiert ist an vielen Themen und zudem lernfreudig und wissbegierig, ist das eine gute Basis.

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Vorarbeiten für die das Dachmodell, zuschneiden der Dachziegeln.

Besonders gut liegen ihr Kostenrechnung und Betriebswirtschaft. „Ich habe halt Abitur auf einem Wirtschaftsgymnasium gemacht“, sagt Peetz. Ansonsten war es bei ihr wie es oft in der Schule ist: mit einem Lehrer ist die Chemie besser als mit dem anderen. „Das Themenfeld Kostenrechnung und Gemeinkosten gestaltete der zuständige Lehrer sehr anschaulich und klar. Aber beim Themenfeld Kalkulation und Preise war der Unterricht eines anderen Lehrers hingegen zu kompliziert und nicht so auf den Punkt“, verrät die Dachdeckerin.

Dachdeckerin legt gleich den Klempnermeister nach

Nach dem kurzen Urlaub geht es gerade mal für knapp zwei Monate zurück in den Familienbetrieb Peetz-Bedachungen GmbH in Tübingen. Dann folgt bereits der nächste Meisterkurs am BBZ Mayen. „Ich mache dann in vier Monaten Vollzeit den Klempnermeister. Wir bieten das auch im Betrieb an und ich möchte das Fachwissen haben für die Ausbildung der Lehrlinge.“ Die 24-Jährige freut sich sehr, dass BBZ-Geschäftsführer Rolf Fuhrmann ihr und ihrem Kollegen Matthias Kremer einen Platz freigehalten hat. Der Hintergrund: eigentlich sollten die beiden im Oktober zur Dachdecker-WM nach Peking reisen. Doch die ist wegen Corona abgesagt worden und findet vielleicht nächstes Jahr statt. „Deshalb können wir doch schon dieses Jahr den Klempnermeister dranhängen“, erklärt Peetz.

Dachdeckerin Julia Peetz Meisterkurs BBZ Mayen
Die Kehle ist der komplizierte Teil des Meister-Projekts.

Dachdeckerin möchte ohne Stress in die betrieblichen Aufgaben hineinwachsen

Nach dem zweiten Meisterkurs wird Julia Peetz dann Anfang 2021 wieder richtig einsteigen im Familienbetrieb mit den aktuell 42 Mitarbeitern. „Welche konkreten Aufgaben ich übernehmen werde, besprechen wir, wenn es soweit ist. Ich möchte langsam und ohne Stress in die Aufgaben hineinwachsen.“ Wichtig ist Peetz vor allem, draußen auf den Baustellen mitzuarbeiten und dabei weiter zu lernen. Hinzu werden sicher auch Aufgaben im Büro kommen wie etwa die Kalkulation. „Und ich möchte gerne mit meinem Vater mitgehen und erste Erfahrungen bei der Leitung von Baustellen und im Kundenkontakt sammeln“, sagt Peetz. Das wird ihr sicher nicht schwer fallen, wo die frischgebackene Dachdecker-Meisterin bislang schon alle Herausforderungen so hervorragend gemeistert hat.

Sie interessieren sich für den Meisterkurs am BBZ Mayen. Dann lesen Sie unseren Artikel darüber, wie der aktuelle „Corona-Meister“ auch in schwieriger Zeit bis zum Abschluss weiterlief.

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