Artur Wierschem vom ZVDH: Lebenswerk Dachdecker-Ausbildung
28. Januar 2021
Er leitete über 20 Jahre als Geschäftsführer das Bundesbildungszentrum (BBZ) der Dachdecker in Mayen und war zudem seit 2009 stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). Zum Jahresende 2020 ist Artur Wierschem in den Ruhestand gewechselt, wir wünschen ihm dafür alles Gute. In DACH\LIVE erinnert er sich an Meilensteine in seiner Arbeit und spricht über zukünftige Herausforderungen in der Aus- und Weiterbildung. Dazu haben wir ein paar interessante Bildmotive mit ihm ausgewählt.
Wie erleben Sie die letzten Wochen nach über 45 Jahren im Dienst der Dachdecker?
Wenige Wochen bin ich noch da. Ich trete etwas kürzer und bereite mich langsam auf den Ruhestand vor. Jemand hat mir gesagt, dies würde ich gelassen und ruhig tun. Das ist ja auch der Sinn der Sache. Ich will ja nicht am letzten Tag von 100 auf null herunterfahren.
Die Geschäftsführung des BBZ habe ich schon Anfang Januar abgegeben. Dort habe ich aber noch einen Schreibtisch und bin im Hintergrund für Fragen da. In Sachen Bereichsleitung Berufsbildung beim ZVDH arbeite ich seit Sommer meinen Nachfolger Rolf Fuhrmann ein, der ja schon das BBZ als Geschäftsführer leitet.
Wie sieht Ihr persönliches Fazit aus?
Insgesamt bin ich seit über 45 Jahren in der Berufsorganisation, seit 1975 beim BBZ, seit 1987 parallel beim ZVDH. In dieser Zeit habe ich auch bewegte, turbulente Phasen erleben dürfen, und zwar in allen Facetten bis hin zu finanziellen Engpässen. Doch ich denke immer positiv und das gibt Stärke auch gerade in schwierigen Zeiten, wie nach dem Großbrand 1979, als das BBZ bis auf die Grundmauern abbrannte.
Heute sehe ich das BBZ und den ZVDH gut aufgestellt für die Zukunft. Ich gehe zufrieden und beruhigt, auch weil ich Rolf Fuhrmann als Nachfolger gewinnen konnte. Da habe ich ein sehr gutes Gefühl. Es hat sich gerade in der momentanen Corona-Pandemie gezeigt, wie gut der Übergang funktioniert am BBZ.
Wie geht es weiter im Ruhestand, welche Pläne haben Sie?
Ich bleibe ja noch stellvertretender Vorsitzender des Meisterprüfungsausschusses am BBZ in Mayen, wo ich auch privat lebe. Und ich stehe dort natürlich auch sonst noch zur Verfügung, falls mein Rat und meine Erfahrung einmal gebraucht werden. Ich bin also nicht aus der Welt sozusagen.
Und wie sieht es privat aus?
Die Familie ist bislang zu kurz gekommen. Ich habe zwei Enkel im Alter von fünf und acht Jahren nicht weit weg in Bonn. Mit denen möchte ich zukünftig mehr Zeit verbringen und sie aufwachsen sehen. Dann gibt es den großen Garten um unser Haus, ich bin gerne in der Natur. Und auch dem Radsport und Wandern möchte ich wieder mehr nachgehen. Natürlich etwas ruhiger und nicht mehr mit den riesigen Strecken wie früher, da mache ich lieber langsamer im Alter.
Zum Abschluss: Wie sehen Sie die Lage in der Berufsbildung bei den Dachdeckern?
Ich denke, das Feld ist für die nächste Zeit gut bestellt. Wir haben in meiner Amtszeit die wichtige neue Ausbildungsordnung mit den Schwerpunkten und modernen Inhalten gemeinsam mit dem Sozialpartner umgesetzt. Das war ein gutes Stück Arbeit Richtung Zukunft. Auch in der überbetrieblichen Ausbildung sind jetzt die neuen Übungsreihen da.
Was sind die nächsten Herausforderungen?
Sicherlich wird sich die Digitalisierung künftig stärker auch auf die Berufsbildung auswirken. Ein Beispiel dafür ist das digitale Berichtsheft. Zudem müssen neue Formen des Unterrichts entwickelt werden, Stichwort Online-Unterricht. Es kommt auf eine gute Mischung an von digitalen Lernformen und Präsenzphasen vor Ort, die weiterhin wichtig bleiben. Jetzt in Corona-Zeiten erleben wir ja, dass vieles virtuell läuft, die Menschen aber merken, wie wichtig der persönliche Kontakt oder das direkte praktische Lernen mit den Ausbildern ist.
Sie interessieren sich für Dachdecker, die mit ihrem Lebenswerk das Dachhandwerk mit geprägt haben. Dann lesen Sie unsere Story über Lutz Detring, der dafür einen Ehrenpreis von der Handwerkskammer Bremen erhalten hat.