Liegender Dachstuhl macht’s möglich: Villa wird Doppelhaus
2. März 2021
Die alte Villa verfügte vor der Sanierung über ein Vollgeschoss und zwei Dachgeschosse unter einem steilen Dach. Der noch ungenutzte Spitzboden wird jetzt als liegender Dachstuhl zur Galerie ausgebaut. Die Gesamtfläche der Fabrikantenvilla von bisher 150 Quadratmetern auf zwei Geschossen wird nun auf zwei Wohnungen zu 96 und 122 Quadratmetern auf drei Geschossen verteilt. Architekt und Bauherr legen dabei großen Wert auf den Erhalt alter, originaler Bauelemente – und kombinieren sie mit neuen Elementen zu einem modernen Wohntraum. Die Schaaf GmbH begleitet den Umbau seit gut einem Jahr und übernimmt innen und außen alle Holzarbeiten sowie das Biberdach.
Neuer liegender Dachstuhl erhöht die Wohnfläche
Der erste Schwerpunkt der Arbeiten für die Schaaf GmbH liegt im Bereich Holzbau. Dabei bringt die Aufteilung der Villa in ein modernes Doppelhaus einige Herausforderungen mit sich. Es sind viele konstruktive Arbeiten notwendig, die tief in die ursprüngliche Bausubstanz eingreifen. So wurde extra eine neue, senkrechte Gebäudetrennwand vom Maurer aus Kalksandstein realisiert. „Die große, zentrale Eichentreppe mussten wir entfernen. Dafür galt es, neue Zugänge zu den beiden Wohneinheiten zu schaffen und mehrere neue Treppen einzubauen“, erklärt Projektleiter und Zimmerermeister Albrecht Schaaf.
„Unsere Aufgabe war außerdem, aus einem ehemaligen stehenden nun einen liegenden Dachstuhl zu machen, damit die oberen Etagen möglichst uneingeschränkt nutzbar sind“, so Schaaf weiter. Dafür wurden von Giebel zu Giebel, links und rechts über den Außenwänden, auch zwei Stahlträger HEB 180 eingebracht. Sie tragen nun die Last des großen liegenden Dachstuhls. Außerdem mussten zahlreiche Deckenbalken ausgetauscht werden, da sie teilweise durch eingedrungene Feuchtigkeit beschädigt waren.
Biberschwanz und Kupfer: viel zu tun für Dachdecker und Klempner
Neben den Zimmerern haben auch die Dachdecker und Klempner der Firma Schaaf ihren Anteil am Umbau der alten Villa: „Wir haben zwei von vier bestehenden Gauben vergrößert, 14 neue Dachfenster eingebaut und das gesamte Dach neu mit Biberschwanz-Dachziegeln eingedeckt“, berichtet Albrecht Schaaf. Einzig die Dächer der Gauben kommen ohne Ziegel aus: Sie haben klassische, geschmackvolle Kupferdächer bekommen.
Außerdem nutzten die Eigentümer die Sanierung, um die Fabrikantenvilla auch energetisch zu optimieren. „Wir arbeiten dabei, wann immer möglich, mit ökologischen Baustoffen. So haben wir auch bei diesem Projekt eine Holzweichfaserdämmung von 140 Millimetern zwischen den Sparren und 80 Millimetern als Aufsparrendämmung verarbeitet“, erklärt Albrecht Schaaf. „Dieses Material hat viele Vorteile, unter anderem einen hervorragenden Schallschutz und eine deutlich bessere Wärmespeicherfähigkeit als viele mineralische Baustoffe.“
Die Dämmung, die Ziegel und die Dachfenster lieferte die Dachdecker-Einkauf Süd eG, in der die Schaaf GmbH Mitgliedsbetrieb ist. „Die Dachdecker-Einkauf Süd eG hat die Fenster sogar speziell beschriftet, was den Einbau beschleunigt hat. Und das war gut. So konnten wir mithilfe eines Kranes sowie guter Vorplanung und Organisation vor Ort die 15 Fenster an einen einzigen Tag setzen“, erläutert Juniorchef Hanna Schaaf.
Bemerkenswert: Renovierung und Umbau statt Abriss
Für Albrecht Schaaf ist bei diesem Sanierungsprojekt eine Sache besonders bemerkenswert: „Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz. In der heutigen Zeit wird so ein altes Gebäude meist plattgemacht und etwas Neues gebaut. Das ist oft günstiger als eine Renovierung oder ein so grundlegender Umbau.“ Doch hier ist das anders: Die drei Erben wollten die Villa im Familienbesitz behalten. „Damit sich Mieter dafür finden, lassen sie ihr Elternhaus nun aufwendig umgestalten inklusive liegendem Dachstuhl. Sowas finde ich toll“, schwärmt der erfahrene Zimmerer. Auch, dass sich der Architekt so für den Erhalt alter Bauelemente wie Schiebetüren oder Original-Fußböden einsetzt, begeistert ihn.
Und natürlich freut ihn auch, dass er und seine Kollegen an diesem Schmuckstück mitwirken dürfen. Dabei arbeiten sie nicht einfach die Aufgaben des Planers ab, sondern werden aktiv mit eingebunden: „Unsere Expertise wird sehr geschätzt. Wir werden – wie übrigens alle Gewerke – immer auf dem Laufenden gehalten und oft nach unserer fachlichen Meinung gefragt. Jeder auf der Baustelle bringt so sein Wissen und seine Erfahrung ein. Das ist echte Zusammenarbeit und so kommen wir gemeinsam zum besten Ergebnis“, ist sich Albrecht Schaaf sicher.
„Gute Arbeit spricht sich herum“
Ein Abschluss der Arbeiten ist für das Frühjahr 2021 geplant. „Bei so einem wertvollen Objekt wie der alten Villa, bei dem Wert auf historische Details gelegt wird, dauern viele Arbeiten einfach etwas länger. Wir haben das Glück, dass die Bauherren allen am Umbau Beteiligten großes Vertrauen entgegenbringen und uns ohne Zeitdruck, dafür aber mit Sorgfalt und Liebe zum Detail unsere Arbeit machen lassen“, so Albrecht Schaaf. Eine Tatsache, die er sehr zu schätzen weiß. Er ist sich sicher: „Gute Arbeit lohnt sich immer, spricht sich herum und bringt dann auch neue Aufträge – wie diese ungewöhnliche Villasanierung.“
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