Dachdeckerin im Familienbetrieb statt Berufsreiterin
25. Februar 2021
Für ihre berufliche Entscheidung hat Sina Klein eine ganze Zeit gebraucht. Denn es schlagen zwei Herzen in ihrer Brust. Zum einen ist Vater Hartmut Klein Dachdeckermeister mit eigenem Betrieb in Eldingen bei Celle. Da ist sie schon vor der Ausbildung mitgefahren auf die Baustellen.
Erster Berufswunsch: Berufsreiterin
Zum anderen gibt es das Reiten, inzwischen hat die Familie vier eigene Pferde mit Stall und Weiden. Die Mutter reitet auch. „Noch heute bin ich bei den Pferden, wenn ich nicht auf dem Dach bin“, erläutert die Dachdeckerin. Sie hat mit elf Jahren angefangen mit dem Turnierreiten und war vor der Corona-Pandemie jedes Wochenende auf einem Turnier. Da gab es natürlich die Idee, Berufsreiterin zu werden und selbst Pferde auszubilden.
Schon im Abitur als Dachdeckerin gejobbt
Klar war nach dem Abitur, dass es kein Bürojob werden sollte. „Ich brauche etwas mit Kontakt zum Kunden, Abwechslung und viel Bewegung“, berichtet Klein. Als Mädchen hat sie auch mehrere Jahre Handball gespielt. Während der Abi-Prüfungsvorbereitung jobbte sie im Familienbetrieb als Dachdeckerin. Das war wohl die Initialzündung. Aber es gab schon die Frage: „Schaffe ich die harte Arbeit auf dem Dach?“ Für Sina Klein war wichtig, am Ende glücklich zu sein mit ihrer Entscheidung.
Als Dachdeckerin etwas Schönes schaffen
Heute sagt sie: „Dachdeckerin ist auf jeden Fall das passende. Der Beruf macht richtig Spaß.“ Etwas Schönes zu schaffen, das bleibt. „Papa ist mal mit mir durch einen Ort in der Nähe gefahren und hat mir die Häuser mit Stolz gezeigt, auf denen er die Dächer gedeckt hat. Das möchte ich meinen Kindern später auch zeigen können. Kunden glücklich machen mit einem Dach über dem Kopf, das ist doch eine tolle Sache“, meint die 20-Jährige. Das Reiten bleibt für sie ein super Ausgleich mit anderer Belastung. Es ist das Zusammensein mit den Tieren und die Entspannung dabei, was ihr besonders gut tut.
Ein gutes Händchen und viel Ehrgeiz
Sina Klein berichtet über ihre Ausbildung auf Instagram. Sie will jungen Menschen zeigen, wie interessant der Beruf ist. Ihre Lehre als Dachdeckerin möchte sie um ein halbes Jahr zu verkürzen. Gleich um ein ganzes Jahr zu reduzieren und im zweiten Lehrjahr die Ausbildung zu beginnen, wollte sie nicht. Theorie ist für sie kein Problem, da ihr das Lernen nicht schwer fällt durch ihr Abitur. „Ich habe mich gefragt, ob ich die Praxis schaffe mit einem Jahr weniger.“
Im Nachhinein war die Sorge unbegründet. „Ich bin sehr gut aus den praktischen Lehrgängen im Ausbildungszentrum St. Andreasberg herausgegangen“, erzählt die Dachdeckerin. Sie hat ein gutes Händchen, verbunden mit viel Ehrgeiz, wodurch sie die kaum vorhandenen Nachteile bei Größe und Kraft ausgleichen kann.
Als Material liebt sie besonders Schiefer, auch wenn es im Betrieb nur für Fassaden angewandt wird. „Ich habe privat schon an Schieferornamenten gearbeitet. Mir gefallen der Stoff, seine Eigenschaften und das Aussehen. Es ist ein tolles Design auf dem Dach.“
Eingespieltes Team im kleineren Familienbetrieb
Der Familienbetrieb in Eldingen bei Celle, Mitglied der Niederlassung Soltau der Dachdecker-Einkauf Ost eG, ist ein kleinerer Dachdeckerbetrieb mit zwei Gesellen und einem weiteren Lehrling. „Ich bin froh darüber, hier zu lernen. Wir sind ein eingespieltes Team, jeder hat seine Arbeitsabläufe, man kennt sich.“
Im Familienbetrieb lernt sie mal direkt von ihrem Vater, mal von den Gesellen. „Mein Vater ist viel mit draußen, fährt auch den eigenen Kran“, berichtet die Auszubildende. Die Arbeit ist auch im kleineren Familienbetrieb abwechslungsreich, der neben den klassischen Dacharbeiten auch Zimmermannsarbeiten ausführt. „Wir sind dabei als Azubis schon in vieles eingebunden“, erzählt Klein.
Der Vater ist stolz auf seine Tochter
Und wie soll es weitergehen nach der Lehre? Sina Klein möchte später den Betrieb ihres Vaters übernehmen. Die Meisterschule ist zeitnah nach der Ausbildung geplant. Und was sagt der Vater zu ihren Plänen? „Papa freut sich schon, eine Nachfolgerin gefunden zu haben.“ Seinen Stolz zeige der Vater nicht direkt, dennoch merkt Sina Klein, dass er stolz auf sie ist. „Ich schicke ihm Bilder von meinen Modellen vom überbetrieblichen Lehrgang“, erzählt die Dachdeckerin. „Und meine guten Noten freuen ihn sehr.“ Es passt also alles bei Sina Klein mit ihrer Lehre auf dem Dach.
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