Auf dem Tablet serviert: Digitalisierung im Dachdeckerbetrieb
20. Mai 2021
Die Kommentare der Mitarbeiter reichten von „cool“ bis „und wie soll das gehen?“. So bringt Sandra Schüssler vom unterfränkischen Dachdeckerbetrieb Klemens Ott die Reaktionen auf den Punkt, als der Einsatz von Tablets auf der Baustelle eingeführt wurde.
Dachdeckerbetrieb beschäftigt eigene IT-Expertin
Sandra Schüssler verfolgt hier unermüdlich die Optimierung betrieblicher Abläufe mit Hilfe digitaler Tools. Über das Ziel, eines Tages den papierlosen Dachdeckerbetrieb zu verwirklichen, berichteten wir bereits in DACH\LIVE. Der nächste konsequente Schritt zur Erreichung dieses Ziels war für die Klemens Ott GmbH in Miltenberg, Mitglied bei der Dachdecker-Einkauf Süd eG, der Einsatz von Tablets auf Baustellen.
Jüngere Mitarbeiter finden Tablets cool
„Die jüngeren Mitarbeiter fanden es echt cool, künftig die Papierblöcke zu einem Relikt vergangener Tage erklären zu können“, erinnert sich die IT-Expertin. „Für ältere Mitarbeiter war die Arbeit mit dem Tablet jedoch durchaus erklärungs- und überzeugungsbedürftig.“ Das Smartphone hatte bei den Miltenberger Dachdeckern schon lange Einzug in den Arbeitsalltag gehalten, für die Zeiterfassung auf der Baustelle.
Zeiterfassung und alle Bauprojekte über Tablet dokumentiert
Die Baustellenleiter loggen sich zu Beginn des Tages mit dem Handy ein, um die Arbeitszeit der Baustellen-Mitarbeiter sekundengenau zu erfassen. Alle aktiven Projekte sind hier für die Baustellenleiter sowie Bau- und Projektleiter einsehbar. Ebenso werden Fahrt-, Kant- und Ladezeiten dokumentiert. All diese geloggten Zeiten werden nach nochmaliger Prüfung den einzelnen Projekten zugeordnet. Das ermöglicht im Büro ein optimales Projektcontrolling und bei Bedarf die exakte Nachkalkulation.
Doch sobald es ins Detail geht – etwa bei Check- oder Materiallisten – ist das Smartphone wegen seiner begrenzten Darstellung auf dem kleinen Display wenig komfortabel. Daher fiel die Entscheidung, künftig Baustellen- und Projektleiter mit Tablets auszurüsten, die in Echtzeit mit den Handys synchronisiert sind.
Hohe Ansprüche an die Auswahl der Tablets
Für die Auswahl der Tablets standen dabei Kriterien wie Robustheit, Sichtbarkeit der Displayinhalte auch bei Sonneneinstrahlung sowie die Kompatibilität mit den Smartphones und dem Dokumenten-Management-System des Dachdeckerbetriebs im Vordergrund. Die Wahl fiel auf Tablets des Herstellers Acturion Datasys GmbH nahe München, der sich auf den Industrie- und Outdooreinsatz seiner Geräte spezialisiert hat. 17 Android-Tablets der Baureihe Durios DTR 300C sind inzwischen bei 15 Baustellenleitern im Einsatz. Hinzu kommen weitere sechs Samsung Galaxy Tab S6, die aus dem Arbeitsalltag der Projektleiter nicht mehr wegzudenken sind.
Tablets müssen baustellentauglich sein
„Wir haben natürlich auch großen Wert darauf gelegt, dass die Akkuleistung für einen vollen Arbeitstag problemlos ausreicht“, betont Sandra Schüssler. „Und es war uns wichtig, Tablets einzusetzen, die einen möglichen Akkutausch in Eigenregie erlauben.“ Dass es für den rauen Baustellenalltag auch die notwendigen Zertifizierungen wie IP65 und zusätzliche Militärstandards vorhanden sein müssen, versteht sich von selbst. Ein Tablet mit IP65 verfügt über einen vollständigen Berührungsschutz. Staub kann nicht eindringen und es ist gegen Strahlwasser aus beliebiger Richtung geschützt.
Sicherheitscheck der Baustellen via Tablet
Ein typischer Arbeitsalltag auf den Klemens-Ott-Baustellen sieht inzwischen so aus: Nach dem Einloggen auf dem Arbeitszeit-Erfassungskonto füllen Baustellenleiter die Checkliste Baustellensicherheit auf dem Tablet aus. Alle sicherheitsrelevanten Fragen zur Baustelle werden hier quasi zum Aufwärmen beantwortet. Wird ein Sicherheitsmangel festgestellt, so erhält der zuständige Projektleiter automatisch eine Benachrichtigung.
Das digitale Bautagebuch
Die Arbeitsabläufe auf der gesamten Baustelle profitieren vom Online-Draht zu allen extern freigegebenen Projektdaten. Neben Arbeitszeit- und Materiallisten können das Angebot, Pläne und Zeichnungen oder Ankündigungen von Materiallieferungen abgerufen und eingesehen werden. Schadensmeldungen lassen sich online erfassen und übertragen.
Fotos vom Handy und Fotos, die mit den Tablets erstellt wurden, werden synchronisiert. Zum Arbeitsende werden diese Bilder zusammen mit dem digitalen Bautagebuch übertragen.
Wechselseitige Kommunikation zwischen Büro und Baustelle
Material-, Verarbeitungs- oder Kantanfragen können jederzeit an den Lageristen im Dachdeckerbetrieb gesendet werden. Stundenarbeiten werden im Regiebericht mit Fotos dokumentiert, digital unterschrieben und ergänzt. Und auch umgekehrt vom Büro zum Tablet auf der Baustelle wird die schnelle Kommunikation genutzt, etwa um Reparaturaufträge mit allen relevanten Details direkt auf die Baustelle zu senden.
Kunden freuen sich über täglichen Arbeitsbericht
Wenn der Kunde einen täglichen Arbeitsbericht erhalten möchte, kann der mit allen dokumentierten Arbeiten an ihn versandt werden. „Die meisten unserer Kunden sind begeistert von der schnellen digitalen Kommunikation und der damit erreichten Transparenz“, freut sich Sandra Schüssler. „Dazu hat der Kunde die Wahl, ob er auch seine Rechnung digital erhalten möchte.“ Und wer diese Informationen lieber auf Papier haben will, bekommt die entsprechenden Ausdrucke auf dem konventionellen Weg.
Baubesprechungen vor Ort: alle Infos auf dem Tablet
Erleichtert werden auch Besprechungstermine mit Bauherren und Planern auf der Baustelle. Alle benötigten Informationen lassen sich gemeinsam auf dem Tablet einsehen. Auch können Handskizzen gefertigt und zusammen mit – auch handschriftlichen – Notizen und Fotos auf OneNote erfasst werden. Zur Verfügung stehen auf den Tablets auch standardisierte Baustellen- und Abnahmeprotokolle.
Über den digitalen Service freut sich auch der Sicherheits- und Gesundheitskoordinator im Dachdeckerbetrieb Ott. Ihm stehen alle relevanten Angaben zu Führerscheinen oder Unterweisungsnachweisen über das digitale Kolonnenhandbuch zur Verfügung. Hinzu kommt für die Mitarbeiter die Möglichkeit, Urlaubsanträge online zu stellen.
Eigenes Klemens-Ott-Wiki für besseren Wissensfluss
Das Wissen im Dachdeckerbetrieb zirkuliert zunehmend digital und für alle einsehbar. „Niemand weiß immer alles – aber dafür haben wir unser Klemens-Ott-Wiki, das permanent mit Ausführungsrichtlinien, Verlegeanleitungen und anderem Wissen gefüllt wird“, so Sandra Schüssler nicht ohne Stolz. Und die Begeisterung für das digitale Arbeiten hat für sie sogar noch einen schönen Nebeneffekt. „Unsere Mitarbeiter da draußen schießen gerne auch mal tolle Fotos von ihrem Alltag ganz oben, die wir dann gerne in den sozialen Medien zeigen.“
Begeisterung im Team für die Arbeit mit dem Tablet
Für IT-Expertin Sandra Schüssler und das Team des Dachdeckerbetriebs sind die Tablets mittlerweile zum Tischlein-Deck‘-Dich für schnelle Informationen und zeitgemäßes Arbeiten geworden. Und wer die Begeisterung von Geschäftsführung und Mitarbeitern für die digitalen Helferlein erlebt hat, weiß: Die haben Appetit auf mehr.
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