Photovoltaik gehört zum Berufsbild Dachdecker
3. Juni 2021
Seine Frau sagt, dass er eine Energiemacke habe. Die Rede ist von Jens Norbert Schmidt, einem der Photovoltaik-Pioniere unter den Dachdeckern mit Firmensitz in Nessa bei Leipzig. „Solateure haben sich genug ausgetobt. Photovoltaik ist ein Geschäftsfeld für Dachdecker, denn das Dach soll dicht bleiben. Fachgerechter Aufbau bleibt unsere Kernaufgabe.“
Schmidt redet jedoch nicht nur darüber, sondern lässt seit vielen Jahren Taten folgen. „Wir realisieren die meisten Anlagen in Sachsen-Anhalt, 30 bis 40 pro Jahr, von drei bis 100 Kilowatt peak (kWp) und haben uns einen Namen gemacht.“
Photovoltaik-Anlage oftmals mit zusätzlichem Speicher
Inzwischen wird oft noch ein Speicher dazu eingebaut. „Wir bieten mit unseren 44 Mitarbeitern alles aus einer Hand und kooperieren bei den Anschlüssen mit Elektrobetrieben aus der Region“, erklärt Schmidt. Heute brauche man Partner in allen Bereichen, auch Zimmerer oder Gerüstbauer. Für ihn geht es dabei auch um den ordentlichen Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen.
Vier E-Fahrzeuge hat er bereits im Betrieb, betrieben mit eigenem Solarstrom vom Firmendach über die eigene Wall-Box zum Laden.
Photovoltaik-Anlage für Dachdeckerschule Lehesten
Doch auch in seiner ehrenamtlichen Arbeit als Lehrlingswart der Landesinnung Sachsen-Anhalt will Schmidt, der sich auch im Solarausschuss des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks engagiert, das Thema Photovoltaik voranbringen. So hat er mit fünf Dachdeckermeistern aus den Vorständen der Landesinnungen Sachsen-Anhalt und Thüringen ein Projekt für die gemeinsame Dachdeckerschule in Lehesten auf den Weg gebracht – eine Photovoltaikanlage mit 10 kWp für das Dach der Ausbildungshalle. Der Stromertrag wird dabei zum größten Teil vor Ort verbraucht. „Ein Vorzeigeprojekt, privat gesponsort und von uns Sechsen an einem Nachmittag im April eigenhändig aufgebaut“, berichtet Schmidt.
Sechs Dachdeckermeister sind ehrenamtlich in Aktion
„Bernd Ahrens von der Dachdecker-Einkauf Ost eG hat die Berechnung gemacht, ein echter Profi. Von Heckert Solar aus Chemnitz kommt das Material, made in Germany aus der Region, einer der letzten Hersteller in Deutschland“, erläutert Schmidt weiter. „Wir bedanken uns herzlich bei beiden Unternehmen für ihre Unterstützung der Aktion.“ Sein Jungmeister Thomas Pech habe die Arbeiten angeleitet, zwei Ausbilder aus Lehesten hätten tatkräftig mit angepackt. Danach gab es gemeinsamen Austausch beim zünftigen Grillen mit Bratwurst und Bier sowie eine Übernachtung vor Ort, natürlich alles entsprechend der Corona-Vorgaben.
Wechselrichter extra in der Ausbildungshalle installiert
Der Wechselrichter wurde extra in einer Ausbildungshalle installiert und dient so der Visualisierung für die Gesellen- und Meisterausbildung. „Jungmeister aus dem aktuellen Kurs schauten sich gleich alles an. Azubis können zukünftig die Technik kennenlernen und Auswertungen fahren. Sie erhalten so mehr Bezug zu einer zukunftweisenden Technologie“, erläutert Schmidt. „Photovoltaik ist kein Hexenwerk, sondern sollte so normal sein wie der Einbau eines Dachfensters.“
Dachdeckerschule könnte Standbein Weiterbildung noch ausbauen
Die Dachdeckerschule Lehesten besteht seit nunmehr 110 Jahren, eröffnet am 17. Oktober 1910. „Ausbildungszahlen haben sich zwar verbessert, aber es gibt immer noch zu wenig Lehrlinge. Zudem ist gerade die Abbrecherquote im ersten Lehrjahr zu hoch. Wobei die Ursachen, wie so oft, sowohl bei den Auszubilden als auch den Betrieben zu suchen sind“, meint Schmidt. In Lehesten gebe es auf jeden Fall hoch motivierte Ausbilder und technisch sei alles auf dem neuesten Stand. In der Meisterausbildung gebe es ebenfalls gute Fortschritte. „Das Standbein Weiterbildung können wir hingegen ausbauen. Diese sollten Betrieben für ihre Mitarbeiter nicht nur einmal, sondern regelmäßig durchführen.“
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