Erste Sommerhitze 2021: Was Dachdecker tun können

Erste Sommerhitze 2021: Was Dachdecker tun können

17. Juni 2021

 · Knut Köstergarten

Die Meteorologen sind sich einig, dass Deutschland jetzt die erste Welle der Sommerhitze erreicht. Und es wird sicher nicht die letzte sein. Auf dem Dach sind die Temperaturen dann noch einmal deutlich höher als die avisierten 40 Grad. Dachdecker Oliver Bernhardt nimmt es zwar in seinem Instagram-Post mit Humor und einer Wasserdusche (siehe Foto oben). Doch die Hitze birgt hohe  Gesundheitsrisiken, vor allem für Haut und Augen.

Achtsam sein und im Zweifel die Notbremse ziehen

Dachdecker-Meisterin Melanie Bernhardt ist seine Schwester und gemeinsam stehen beide auf den Frankfurter Dächern, worüber sie auf Instagram auf interessante und humorvolle Weise berichten. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) erläuterte sie, wann der Punkt erreicht sei, die Arbeit abzubrechen. „Wir müssen einfach achtsam sein, auch auf die Kollegen schauen und dann die Notbremse ziehen. Aber grundsätzlich entscheidet das jeder Mitarbeiter für sich selber. Manche vertragen die Hitze besser als andere. Jedes Dach ist auch anders, wenn man Glück hat, liegt es ein bisschen im Schatten. Bei Häusern in der prallen Sonne ist das Arbeiten bei 30 Grad oft schon nach einem halben Tag nicht mehr möglich.“

Bild von Melanie Bernhardt auf dem Flachdach
Melanie Bernhardt bei der Arbeit auf Frankfurter Dächern – bei normalen Temperaturen. (Foto: Bernhardt)

Hitze-Ausfallgeld bei Soka-Dach beantragen

Für diesem Fall hat der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) eine Lösung mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt erarbeitet, die nach der Erprobung im letzten Jahr ab jetzt dauerhaft gilt. Das Hitze-Ausfallgeld in Höhe von 75 Prozent des Stundenlohns kann von den Betrieben bei der Soka-Dach beantragt werden – immerhin 53 Stunden pro Dachdecker im Jahr. Eine gute Lösung, denn in Zeiten des Klimawandels wird im Gegenzug in den wärmeren Wintermonaten das Saison-Ausfallgeld mittlerweile seltener benötigt.

Bild von Dachdecker auf Baustelle in der Sommerhitze
Sonnenschutz durch Kleidung und viel trinken – zwei Basics in der Sommerhitze.

Sich schützen und mehrere Liter Wasser trinken

Falls noch gearbeitet werden kann: Welcher Schutz macht da Sinn? „Wir schützen uns außer mit Sonnencreme auch mit Sonnenhut, Sonnenbrille, Sonnensegel oder Sonnenschirm und UV-Schutz-Shirts – und trinken jede Menge Wasser. Vergangenen Sommer haben wir teilweise fünf, sechs Liter am Tag getrunken, aber man muss nicht aufs Klo. So viel schwitzt man da“, führt Dachdeckerin Bernhard in dem SZ-Interview weiter aus. Der Schutz gegen UV-Strahlen ist besonders wichtig. Wir führen hier weiter aus, warum sonst Bindehautentzündungen oder sogar grauer Star für die Augen sowie Krebs für die Haut drohen.

UV-Belastung schädigt die Augen

Eine übermäßige UV-Belastung schädigt nicht nur die Zellen der Haut, sondern ebenso das menschliche Auge. Bindehautentzündungen sind eine typische Folge, wenn Dachdecker zu lange ohne eine schützende Sonnenbrille arbeiten. Deutlich unliebsamer ist eine Trübung der Augenlinse: Der sogenannte graue Star gehört zu den schwerwiegenden Spätfolgen. Besonders gefährdet sind Beschäftigte, die in der Nähe reflektierender Arbeitsbereiche tätig sind, etwa auf Metalldächern.

Bild von Oliver Bernhardt beim Einbau von Velux Solar-Rollläden
Die Sonnenbrille ist auf der Baustelle extrem wichtig zum Schutz der Augen vor UV-Strahlung. Oliver Bernhardt beim Einbau von Solar-Rollläden von Velux. (Foto: Bernhardt)

Sonnenschutzbrillen brauchen zertifizierten UV-Schutz

Sonnenschutzbrillen für die Arbeit benötigen unbedingt einen integrierten UV-Schutz. Sie sollten gut sitzen, damit sie die Augen passgenau abdecken, und müssen gemäß DIN EN 166 und DIN EN 172 zertifiziert sein. Obwohl die UV-Strahlung zur Mittagszeit zumeist am stärksten ist, bedeuten ein bedeckter Himmel oder frühe und späte Arbeitszeiten nicht, dass keine Strahlung vorliegt. UV-Strahlung ist auch bei bewölktem Wetter messbar. Ein Schutz für Augen und Haut ist bereits gefragt, sobald der UV-Index über 2 liegt. Und dies ist oft bereits ab 6 Uhr morgens der Fall.

Dachdecker und Hautkrebs: Hauptrisiko UV-Strahlung

Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ist vor allem in der Mittagssonne der Monate März bis September ein guter UV-Schutz gefragt, um die sensible Haut vor dem Risiko Hautkrebs zu bewahren. Studien zeigen, dass jeder Sonnenbrand die Wahrscheinlichkeit einer Hautkrebserkrankung steigert. Vorbräunen hilft hier dem Dachdecker nur wenig. Auch wenn die Haut nicht gerötet ist, dringen die UV-Strahlen in die ungeschützten Hautschichten und schädigen die Zellen.

Bild von Dachdecker
Dachdecker sollten die Gefahren der UV-Strahlung nicht unterschätzen. Allein Sonnencreme reicht in der Hitze oft nicht mehr aus.

Risiko Hautkrebs besteht auch ohne Sonnenbrand

Wer sich als Dachdecker bei der Arbeit also keinen Sonnenbrand holt, ist damit nicht vor dem Risiko Hautkrebs und damit vor langwierigen Erkrankungen gefeit. Zwar besitzt die menschliche Haut einen Eigenschutz und kann sich regenerieren, doch ist diese Fähigkeit begrenzt und variiert abhängig vom Hauttyp stark. Bei Menschen mit hellem Teint ist die Haut für maximal zehn Minuten geschützt. Doch selbst dunkelhäutige Menschen sollten sich nicht länger als 45 Minuten ungeschützt direkter Sonnenstrahlung aussetzen. Dachdecker, Zimmerer sollten daher an sonnigen Tagen mindestens zwischen 10 und 15 Uhr wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen.

Sie interessieren sich für das Thema Arbeitssicherheit? Dann lesen Sie unseren Artikel über die neue Gerüstbauregel und ihre Auswirkungen für Dachdecker.

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