Nachhaltiges Bauen: Geldsegen für Zimmerer-Ausbildung im Ländle
19. April 2022
Holzbau Baden-Württemberg ist die Interessenvertretung der Zimmerer und Holzbauer im „Ländle“. Auf die vielfältigen Angebote für die Mitgliedsbetriebe, die modernen Ausbildungskonzepte und das leistungsfähige Bildungszentrum in Biberach können knapp 1000 Mitgliedsbetriebe zurückgreifen.
Der Volksmund nennt sowas „einen großen Schluck aus der Pulle“. 490000 Euro hat das Land Baden-Württemberg Anfang 2022 locker gemacht, um das Leitprojekt „Zukunft Holzbau – Qualifizierungswege für nachhaltiges Bauen“ auf den Weg zu bringen. Umgesetzt wird es im Zimmerer-Ausbildungszentrum in Biberach an der Riß.
„Solch eine Förderung bekommen wir wahrlich nicht jeden Tag“, freut sich Konstantin zu Dohna, Hauptgeschäftsführer der Zimmerer-Interessenvertretung. Bis zu dem positiven Entscheid musste man viel Energie aufbringen: Ideen, Konzepte, Überzeugungsarbeit, Abstimmungsrunden. Am Ende stand dann aber der bedeutende Erfolg.
„Das Leitprojekt ist der nächste Meilenstein“
In einem 2020 eingeweihten Neubau des Zimmerer-Ausbildungszentrums wird nun das vom Land geförderte Leitprojekt „Zukunft Holzbau – Qualifizierungswege für nachhaltiges Bauen“ umgesetzt. Konstantin zu Dohna: „Dadurch können wir jetzt unsere Ausbildung weiter modernisieren, Inhalte auf den neuesten technischen Stand heben und digitalisieren, die Ausstattung weiter verbessern. Das ist der nächste Meilenstein für uns!“
Bald Tausend Zimmerer-Betriebe im Verband
Die Arbeit für dieses Projekt ist nur ein Beispiel von vielen für die Tätigkeit des „Verbandes des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg“ – so der offizielle Name des Holzbau-Landesverbandes. Im Alltag wird er indes mit „Holzbau Baden-Württemberg“ kürzer umschrieben. Er ist der zweitgrößte dieser Art in Deutschland, „nur Bayern hat noch ein paar Mitgliedsbetriebe mehr“, so der Chef. Mehr als 950 sind es derzeit, und gerne würde der Verband bald die Tausender-Marke reißen. Immer gibt es auch Betriebe, die sich dem Landesinnungsverband noch nicht angeschlossen haben, weil sie die Vorteile nicht sehen. „Über unsere 31 Innungen – von A wie Aalen bis Z wie Zollern-Alb – versuchen wir natürlich, mit direkter Ansprache durch unsere Obermeister weitere Firmen von uns zu überzeugen.“
Webseite verdeutlicht das umfassende Angebot
Dabei reicht ein Blick auf die exzellent gestaltete Webseite des Landesverbandes, um das umfassende Portfolio der in Ostfildern bei Stuttgart ansässigen Interessenvertretung kennenzulernen. Kaum eine Frage bleibt unbeantwortet, es gibt jede Menge Infos und Unterstützungsangebote. Wer dann noch Hilfe braucht, kommt schnell an den richtigen Mann oder der richtigen Frau für seine Fragen. Der Eindruck: „Hier wird Ihnen geholfen.“ Und genau das ist ja die Aufgabe von Holzbau Baden-Württemberg: die Aufgaben zu übernehmen, für die die Zimmerer und Holzbauer im Alltag keine Zeit haben.
Ausbildung und Dienstleistungen für Zimmerer und Holzbaubetriebe
„Wir haben einerseits einen starken Fokus auf die Sicherung und Weiterentwicklung einer starken und modernen Ausbildung – unter anderem durch überbetriebliche Schulungen mit einem ganz breiten Themenspektrum“, umschreibt Konstantin zu Dohna die Kernziele seines Verbandes. „Auf der anderen Seite kümmern wir uns darum, als Dienstleister die Zimmereien und Holzbaubetriebe vor dem Hintergrund ihrer täglichen Herausforderungen so umfassend wie möglich zu unterstützen.“
Ob es um technische, rechtliche und betriebswirtschaftliche Fragen geht oder um Hilfe beim Marketing – Holzbau BaWü hilft. „Wenn eine Frage zum Vertragsrecht, zum Immobilienrecht, zum Gesellschaftsrecht oder zum Arbeitsrecht auftauchen, gibt es bei uns persönliche Beratung, Mustervorlagen, Vertragsprüfungen und mehr“, gibt er ein Beispiel aus dem juristischen Bereich.
Der Landesverband behält den Durchblick
Welcher Zimmerer-Betrieb blickt schon komplett durch bei Themen wie Kalkulationssätzen, Unternehmens- und Mitarbeiterführung, bei allen Fragen der modernen Bauphysik, Feuchtigkeitsmanagement, mehrgeschossigem Holzbau, Brandschutz, Schallschutz und vielem mehr? „Es gibt mittlerweile so viele Verordnungen und Regelungen – die sich auch noch ständig ändern – dass die Orientierung schwerfällt. Die zu haben, ist unsere Aufgabe, die wir stellvertretend für unsere Mitgliedsbetriebe übernehmen“, so zu Dohna.
Der Innungsbeitrag, der umsatzabhängig ist und durchschnittlich um 1600 Euro liegt, deckt alle Leistungen des Landesverbandes ab – „Leistungen, die jeder Zimmererbetrieb braucht“, ist der Hauptgeschäftsführer überzeugt. „Den Beitrag bekommt man mit einem großen Auftrag wieder rein, und die Unterstützung, die wir leisten, ist meines Erachten ein Vielfaches der Aufwendung wert.“
Erfolgreiche Nachwuchskampagne der Zimmerer
Marketing und Lobbyarbeit sind weitere Felder, die die Interessenvertretung „beackert“. Dazu gehört das Einwerben von Geldern für moderne Ausbildungsprojekte wie eingangs beschrieben, aber natürlich auch die Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchsgewinnung des einzelnen Betriebes. „Wir haben zum Beispiel die Nachwuchskampagne ‚Z wie Zimmerer‘ entwickelt, um junge Menschen für den Zimmerer-Beruf zu interessieren und zu begeistern.“
Fachkräfte ausbilden – und dann auch halten
Denn der Fachkräftemangel ist laut zu Dohna nun mal da, denn viele junge Menschen verlassen die Bauwirtschaft – so die Statistiken – zum Beispiel nach einigen Jahren auch wieder. „Anstrengende Tätigkeit, überschaubare Löhne, zu wenig Aufstiegsmöglichkeiten – das wird oft als Grund angeführt. Für uns sind das knallharte Herausforderungen.
Um gegen die Wettbewerber um die Fachkräfte anzukommen, müssen wir deutlich herausarbeiten, wie schön und begeisternd die Tätigkeit im Zimmerer- und Holzbaugewerbe ist. Dass es auch jede Menge Vorteile gibt und dass diese Handwerkstätigkeit nicht ein Beruf von gestern, sondern einer mit Zukunft ist“, wirbt er um die zukünftigen Holzbauer in Ausbildung.
Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit
Auf der bereits 2014 gestarteten Webseite Z wie Zimmerer, aber auch in den sozialen Medien bekommen Jugendliche alle Informationen, die sie brauchen – zu den Tätigkeiten des Zimmerers, zur Ausbildung, zur Walz, zu den Karrieremöglichkeiten. Auf der anderen Seite werben Unternehmen aber auch selbst auf Berufsmessen vor Ort oder mit Betriebs-Präsentationen für sich, und auch hier unterstützt der Landesverband.
„Wir haben Konzepte für verschiedenste Formen der Öffentlichkeitsarbeit parat, beispielsweise für einen Tag der offenen Tür. Das muss man sich nicht mühsam selbst erarbeiten, da kann man von unserer Erfahrung und Unterstützung profitieren“, so zu Dohna. Ein von Landesverband konzipierter Ausbildungs-Messestand ist stets ausgebucht und tourt das ganze Jahr durch das Bundesland.
Zeigen, wie modern die Holzbau-Betriebe arbeiten
Dazu kommt natürlich die grundsätzliche Information über das Zimmerer- und Holzbauwesen in Baden-Württemberg. Wie hochwertig die Betriebe im Ländle arbeiten, wie gut sie vernetzt sind, wie heute anspruchsvolle Holzbauprojekte umgesetzt werden – „das interessiert natürlich die privaten und öffentlichen Auftraggeber. Unser Handwerk ist ja von technologischen Neuerungen und neuen Anforderungen genauso betroffen wie andere Gewerke. Wir zeigen, dass unsere Mitgliedsbetriebe erstklassig und modern arbeiten“, sagt der Landesgeschäftsführer der Holzbauer.
Biberach: Von der Zimmerer-Ausbildung bis zum Studium
Zurück zur Aus- und Weiterbildung, die der Landesinnungsverband beispielhaft organisiert und ausgestaltet hat. Das Zimmerer-Ausbildungszentrum in Biberach an der Riß ist der ganze Stolz von Holzbau Baden-Württemberg: 1986 gegründet, hat es seither laut Dohna eine „sensationelle Entwicklung“ genommen. Hier läuft die Ausbildung im zweiten und dritten Lehrjahr unter besten Bedingungen, es gibt Seminare aller Art und Sommercamps für angehende Zimmerer, sogar ein trialer Studiengang – das „Biberacher Modell Holzbau Projektmanagement“ – ist für angehende Führungskräfte oder die Firmenlenker der Zukunft belegbar.
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