Frauen gewinnen: MT Dachbau macht mit beim Girls‘ Day
28. April 2022
Marvin Janaschek und Tobias Wecker von MT Dachbau handeln mit Blick auf die Zukunft, in der es gute Dachdeckerinnen und Dachdecker braucht und Betriebe, die Bestand haben. Sie setzen auf traditionelle Handwerkskunst, hohe Dienstleistungsorientierung, moderne Betriebsführung – und Unterstützung für junge Frauen auf ihrem Weg.
Girls‘ Day: Mädchen wollen Freundin mitbringen
Am heutigen 28. April ist bundesweit Girls‘Day. Bei der MT Dachbau GmbH, dem Dachdeckermeisterbetrieb im westfälischen Schwelm, waren die beiden angebotenen Plätze dieses Jahr schnell besetzt. 2019 noch hatten die beiden Geschäftsführer, Wecker und Janaschek, nur einen Tagespraktikumsplatz ausgeschrieben, für den sich spät eine Interessentin fand. Inzwischen ist klar: Für Mädchen und junge Frauen ist es einfacher, sich zu zweit in eine Männerwelt zu begeben. „Mädels haben angerufen und gefragt: ‚Kann ich meine Freundin mitbringen?‘ Wir konnten das erst nicht einordnen.“
Gemeinsam Mut fassen unter Männern
Doch dann ging den beiden Dachdeckermeistern ein Licht auf. „Die sind doch ganz verunsichert, nur unter Männer zu sein! Ich hab selbst zwei Töchter, erzählt Tobias Wecker. „Eine will mit neun Jahren schon Dachdeckerin werden. Das jüngste Mädel von denen, die jetzt bei uns zum Girls‘Day kommen, ist zwölf. Da hab ich schon gemischte Gefühle, mir meine Tochter in der Situation vorzustellen,“ erklärt Wecker. So können nun gleich zwei junge Frauen das Dachdeckerhandwerk und das dahinter stehende Büromanagement kennenlernen.
Frauen und Handwerk, das passt
Dass Frauen ins Handwerk passen, daran haben die beiden Gründer von MT Dachbau keinen Zweifel. „Es gibt bei Männern wie Frauen welche, die nicht hart körperlich arbeiten können, die für was anderes geschaffen wurden,“ sagt Marvin Janaschek. Für was Anderes heißt nicht für „Höheres“. Das Handwerk ist für Janaschek und Wecker das Höchste, ihr Beruf Berufung und Zukunftsaufgabe. „Ich weiß wofür ich das mache“, sagt Tobias Wecker: „Für die nächste Generation, für andere junge Menschen.“
Freundschaft seit Kindertagen
Janaschek und Wecker waren selbst sehr jung, sechs und 13 Jahre alt, als sie sich über ihre Eltern und ihre Leidenschaft für Werkeln kennenlernten. „Es hat gleich gefunkt“, erinnert sich Janaschek an den Beginn ihrer langen Freundschaft. Beide sind froh, dass die Eltern den Herzenswunsch, Handwerker zu werden, unterstützten.
Gegen das schlechte Image des Handwerks
Als fertige Dachdeckermeister arbeiteten beide zuletzt beim selben Arbeitgeber in der herstellende Industrie für Dachdeckmaterialien. Bei den Fahrten zur Arbeit wurde diskutiert. Ein heißes Thema war das Gerede über „die Handwerker“. „Es wird viel über das Handwerk gelästert, in der Industrie, aber auch in meinem Bekanntenkreis“, ärgert sich Wecker. „Handwerk gilt als nichts Gescheites.
Eltern sagen ihren Kindern: ‚Wenn du was im Leben erreichen willst, mach Abitur und studiere!‘ Ich frage dann: ‚Wer repariert in 15 Jahren den Wasserhahn, wenn der tropft?‘ Da kommt als Antwort: ‚Irgendeinen Dummen gibt es immer.‘ Ich wehre mich aber vehement dagegen, dass Handwerk nur was für Leute ist, die in der Schule nicht aufgepasst haben.“
Freunde gründen eigenen Betrieb MT Dachbau
Nach vielen Gesprächen und sorgfältiger Risikoabschätzung wollten die Freunde selbst den Beweis anzutreten, dass sich gutes Handwerk und zufriedene Kundschaft mit gutem Verdienst, Nachhaltigkeit und der Ausbildung guter Dachdeckerinnen und Dachdecker vereinbaren lassen. 2017 gründeten sie ihren Betrieb MT Dachbau, Mitglied der DEG Dach-Fassade-Holz eG, mit Materiallager in einer Doppelgarage. Wecker war 33, Marvin Janaschek 26 Jahre alt.
Erstmals selber Arbeitgeber
Nach einem Jahr stellten sie erste Mitarbeiter ein. 2020 war der Betrieb so gewachsen, dass der Umzug in eine Halle nötig wurde. Inzwischen hat die MT Dachbau GmbH zehn festangestellte Mitarbeiter im betriebswirtschaftlichen und handwerklichen Bereich, darunter zwei Lehrlinge im zweiten Lehrjahr. Zurzeit sind drei weitere Stellen ausgeschrieben: Ausbildungsplätze und eine volle Stelle für eine Dachdeckermeisterin oder einen Dachdeckermeister.
MT – Kooperation, Kundenorientierung, Qualität
M steht für Marvin und T für Tobias. MT Dachbau vereint enge Zusammenarbeit mit klarer Aufgabentrennung. Marvin Janaschek verantwortet als technischer Geschäftsführer Bauleitung, Auswahl des Materials und Umsetzung der Arbeiten. Er ist während der Ausführung präsent. Tobias Wecker ist betriebswirtschaftlicher Geschäftsführer und verantwortet die Kundenberatung. Gerade absolviert er in Teilzeit eine Fortbildung zum geprüften Betriebswirt im Handwerk. Gemeinsam mit seiner Frau wuppt er das Büromanagement. Demnächst wird er in diesem Bereich auch ausbilden.
Die Arbeitsteilung ermöglicht ein hohes Beratungsniveau, mit täglichem Kontakt auf der Baustelle und ständiger Ansprechbarkeit im Büro. Das ist entscheidend, denn das Motto von MT Dachbau ist: „Für Sie!“ „Wenn der Kunde noch nicht zu hundert Prozent zufrieden ist, dann wird er zufrieden gestellt,“ erklärt Tobias Wecker.
Hohe Qualität statt Flickschusterei
Zu diesem Betriebskonzept gehört das hohe Qualitätslevel, erklärt Wecker: „Wir arbeiten im Hochpreissegment. Die Mitarbeiter werden gut bezahlt, leisten gute Arbeit, wir machen keine Flickschusterei. Kunden, die nicht bereit sind, die Qualität zu bezahlen, die verweisen wir gerne weiter.“
Nachhaltigkeit und Innovation
Bei den Materialien können Kunden immer zwischen nachhaltigen konventionellen und ökologischen Produkten wählen. Zusätzlich setzten die Geschäftsführer auf Resteverwertung und Müllvermeidung. MT Dachbau hat zudem besondere Expertise in der Kombination von Flachdach mit Gründach und/oder Photovoltaik. Seit 2022 ist die Nachfrage sehr stark gestiegen. „Das hat mit globalen Entwicklungen und dem aktuellen Kriegsgeschehen zu tun,“ erklärt Wecker.
Von Anfang an haben die beiden Gründer ihren Betrieb auf konsequente Innovation, Investitionen und Digitalisierung ausgerichtet. Der Fuhrpark wird alle drei Jahre getauscht. Ausgewähltes Material wird vorgehalten. Gute Akkugeräte und Tablets machen die Arbeit auf dem Dach effizienter. Angebotsschreiben, Zeiterfassung, Baustellendokumentation und Rechnungen wurden von Beginn an papierlos erstellt.
Stillstand ist Rückschritt
Der nächste Schritt ist hier eine digitale Lösung aus einer Hand: das PDS System, eine speziell für Handwerksbetriebe entwickelte Software. Für Tobias Wecker ist klar: „Man kann trotz der Rieseninvestitionen einfach ausrechnen, wie schnell sich das rentiert.“ Marvin Janaschek fügt hinzu: „Wir haben uns immer gesagt, dass wir mit der Zeit gehen. Stillstand ist Rückschritt. Wir arbeiten an der Firma und nicht nur in der Firma.“
Sie interessieren sich für Frauen im Handwerk? Dann lesen Sie unsere Story über Sabrina Wollscheid, die als Juniorchefin zeigt, wie der erfolgreiche Weg von der Schülerin hin zur Dachdeckermeisterin mit Verantwortung für das Familienunternehmen aussehen kann.