Holzbau-Quote: Zimmerer knacken erstmals die 20 Prozent
29. Juni 2021
Der Klimaschutz und das Schaffen neuen Wohnraums sind zwei der drängendsten gesellschaftspolitischen Aufgabenstellungen unserer Zeit. „In diesem Zusammenhang rückt der Holzbau immer mehr in den Fokus von Politik, Bauherren – und sogar der Wissenschaft. Erst kürzlich hat der Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, in einem Gastkommentar des Nachrichtenmagazins Der Spiegel auf die Bedeutung des Holzbaus als Kohlenstoffspeicher hingewiesen“, erläutert Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, dem Bund Deutscher Zimmermeister anlässlich der Vorstellung des Lageberichts 2021.
Mehrgeschossiger Wohnungsbau mit Holz hat Potenzial
Vor dem Hintergrund des knapper werdenden Baulands gewinne laut Kabelitz-Ciré das Bauen im Bestand an Bedeutung. Aufgrund seiner konstruktiven Vorteile sei der Holzbau bestens geeignet für Nachverdichtungen, Aufstockungen und der energetischen Modernisierung bestehender Gebäude. Doch der Holzbau-Boom zeigt sich vor allem im Neubau. Erstmals liegt 2020 die Holzbau-Quote über 20 Prozent, sowohl bei Wohngebäuden (20,4 Prozent) als auch im Gewerbebau (20,9 Prozent). Künftig werde vor allem der mehrgeschossige Wohnungsbau in Holzbauweise zulegen, wenn die Bauordnungen für die Gebäudeklassen 4 und 5 in allen Bundesländern aktualisiert sind, heißt es dazu im aktuellen Lagebericht.
Holzbau Deutschland: vorsichtige Umsatzprognose für 2021
Der Boom schlägt sich auch im Umsatz der 11.864 Zimmererbetriebe wieder. Wie im Vorjahr stieg der Umsatz 2020 erneut um sechs Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr fällt die Prognose mit einem Plus von 3,5 Prozent allerdings deutlich niedriger aus. Der weltweite Anstieg bei der Nachfrage nach Rohholz und Schnittholz sowie die damit verbundene Preisentwicklung hat die Branche laut Lagebericht seit Jahresbeginn vor neue Herausforderungen gestellt: Holzpreise und Holzverfügbarkeit werden zum Dreh- und Angelpunkt von Verträgen für den Holzbau.
Lieferengpässe und Preisexplosion dämpfen Erwartungen
So bewerteten die Holzbau-Unternehmer die Geschäftsentwicklung rückblickend besser als den Ausblick aufs erste Halbjahr 2021. Das geht aus der von Holzbau Deutschland zum Jahreswechsel 2020/2021 durchgeführten Konjunkturumfrage unter rund 470 Teilnehmern hervor. Deren Auftragsbestand lag mit 17,3 Wochen geringfügig über dem Vorjahresniveau. „Inzwischen haben sich allerdings die Einkaufspreise der Zimmerer je nach Sortiment nahezu verdreifacht. Lieferzeiten lassen sich zwischenzeitlich immer weniger realistisch planen“, heißt es im Lagebericht 2021. Das dämpft die Erwartungen, auch in Sachen Umsatzentwicklung.
Die Tops der Erfolgshindernisse
Bürokratische Genehmigungsverfahren sind für die befragten Zimmererbetriebe nach wie vor das Erfolgshindernis Nummer Eins. Erschwert und verzögert würden die Verfahren durch Stellenabbau, fehlende Fachkompetenz und mangelnde technische Ausstattung in den Bauverwaltungen. Zudem fehlen den Betrieben Facharbeiter und Führungskräfte wie Vorarbeiter und Poliere.
Erstmals an dritter Stelle wird die Digitalisierung genannt. Zwar verfügen die Betriebe heute bereits über gute Kenntnisseim Umgang mit Konstruktions- und Abbund-Software. Doch um künftig effizienter arbeiten zu können, müssten laut Konjunkturumfrage ganze Arbeitsprozesse im Wege der Digitalisierung verbessert werden. Auch lassen sich demnach Planungsprozesse weiter verbessern. Zum einen durch Planungshilfen für den Holzbau. Zum anderen auch durch das frühzeitige Zusammenrücken von Entwurfsgedanken und Ausführungsbelangen im Planungsstadium.
Ausbildung zum Zimmerer ist weiterhin attraktiv
Immer mehr junge Leute entscheiden sich für den Zimmererberuf. Die Soka-Bau meldete 8.093 Auszubildende zum Jahresende 2020, trotz Corona ein erneutes Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Aufwand, Lehrlinge zu finden, ist laut Lagebericht in den letzten Jahren stark gestiegen. Betriebe, die auf eine Meldung bei der Agentur für Arbeit vertrauen und keine Zusammenarbeit mit Schulen oder dem Fachverband suchen, tun sich zunehmend schwer.
Aktive Betriebe hingegen erhalten nicht selten über vier Bewerbungen auf einen ausgeschriebenen Ausbildungsplatz. Es zeigt sich also laut Holzbau Deutschland eine deutliche Diskrepanz zwischen sich organisierenden und planvoll vorgehenden Unternehmen und jenen, die nur auf Marktgeschehen reagieren und nicht selbst steuernd eingreifen.
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