Holz-Lagerware: rasant steigende Preise und Lieferzeiten
30. März 2021
„Wir haben hier zwei oder drei Preiserhöhungen für Holz-Lagerware in der Woche“, sagt Markus Piel, Leiter Vertrieb bei der DEG Dach-Fassade-Holz eG in Hamm. Die Marktlage sei extrem ernst, weil sich die Verfügbarkeit von Konstruktionsvollholz über Brettschichtholz und OSB-Platten bis zu CE-Latten im März enorm verknappt hat.
Piel sieht dafür drei zentrale Gründe: „Erstens gibt es die hohe Nachfrage in den USA und China für deutsches Holz. Hier kommt verschärfend hinzu, dass in beiden Ländern deutlich höhere Preise bezahlt werden, als sie bei uns üblich sind.“ Das heißt, dass die großen Player unter den Sägewerken mit dem Export trotz Transportkosten aktuell einiges mehr verdienen. Der Bayerische Rundfunk hat dazu einen interessanten TV-Beitrag gemacht.
Holzbau-Boom trifft auf kranke deutsche Wälder
Der zweite Grund ist der Holzbau-Boom in Deutschland. Die Fertighausindustrie steuert auf eine Holzquote im Neubau von 25 Prozent zu. Das heißt, dass auch der hiesige Bedarf rasant steigt. Doch zugleich befinden sich drittens die deutschen Wälder durch Stürme sowie extreme Dürre und dem daraus resultierenden Borkenkäferbefall, der vor allem die Fichten betrifft, in einem kritischen Zustand und stehen auch dieses Jahr vor enormen Herausforderungen.
Fachleute gehen laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aktuell von einem Schadholzbefall von 171 Millionen Kubikmetern und einer Fläche von 277.000 Hektar aus, die wiederbewaldet werden muss. Seit dem „Nationalen Waldgipfel“ im September 2019 stellt die Bunderegierung gemeinsam mit den Bundesländern dafür rund 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung.
Holz-Lagerware: Lieferzeiten steigen auf bis zu fünf Monate
Die Folge der Verknappung sind Preiserhöhungen von rund 50 Prozent bei Holz-Lagerware gegenüber dem Vorjahr. „Die Einkaufsgenossenschaften können die hohe Nachfrage nicht erfüllen, denn die Industrie verteilt Kontingente auf Basis der Vorjahreszahlen. Und diese Kontingente wurden zudem stark eingekürzt“, erläutert Piel. „Wir werden die zur Verfügung stehende Holz-Lagerware an unsere Mitglieder und Stammkunden im Sinne unseres genossenschaftlichen Versorgungsauftrags verteilen. Hamsterkäufe wird es bei uns nicht geben. Und wir müssen die Objektaufträge auf Verfügbarkeit prüfen.“ Verkauft werde die Holz-Lagerware nach Tagespreis und die Betriebe müssten sich leider auf Lieferzeiten von bis zu fünf Monaten einstellen.
Betriebe sollten sich mit Preisgleitklauseln absichern
Den Mitgliedern und Stammkunden empfiehlt Piel, ab sofort in Angebots- oder Vertragstexten eine sogenannte Preisgleitklausel einzufügen, um sich gegen kurzfristige Materialpreiserhöhungen bei Holz-Lagerware abzusichern. Diese Klausel sollte immer individuell im Vertrags- oder Angebotstext vereinbart werden und nicht in den allgemeinen Geschäftsbedingungen, erläutert der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH)
Formulierungsbeispiel des ZVDH:
„Sollte sich der Einkaufspreis/Marktpreis für benötigte Materialien des obigen Angebots zum Zeitpunkt des Einbaus gegenüber dem Zeitpunkt der Angebotserstellung um mehr als fünf Prozent nachweislich erhöht haben, ändert sich der Einheitspreis entsprechend der Gewichtung des Materialanteils in dieser Position.“
Diese Klausel lässt sich laut ZVDH auch kombinieren mit der Preissituation nach Ablauf einer Angebotsbindung:
„Die Preise des obigen Angebots sind Festpreise bei einer Bauausführung/Fertigstellung bis zum…”
Danach gilt:
„Sollte sich der Einkaufspreis/Marktpreis für benötigte Materialien des obigen Angebots zum Zeitpunkt des Einbaus gegenüber dem Zeitpunkt der Angebotserstellung um mehr als fünf Prozent nachweislich erhöht haben, ändert sich der Einheitspreis entsprechend der Gewichtung des Materialanteils in dieser Position.“
Holz-Lagerware: Engpässe könnten länger anhalten
Wichtig bleibt trotzdem, bei den Kunden um Verständnis zu werben. Dafür ist es sicher hilfreich, die Ursachen für Lieferengpässe und Preisexplosionen beim Rohstoff Holz erklären zu können. Vor allem, weil kein Experte seriös voraussagen kann, wie lange die Knappheit im Holzmarkt anhalten wird. „Es handelt sich hier um eine unglückliche Verkettung mehrerer Ereignisse. Es ist also keineswegs so, dass Handel und Industrie ohne Grund plötzlich die Preise nach oben geschraubt hätten“, sagt auch Ulrich Marx, ZVDH-Hauptgeschäftsführer.
Sie interessieren sich für das Thema Lieferengpässe. Dann lesen Sie unseren vorherigen Artikel über die Preisexplosionen bei EPS-Dämmstoffen und Holz.
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