Zimmerer: Holzbauquote steigt auch in Neubaukrise
4. Juni 2024
Beim Neubau lag sie 2023 bei 22 Prozent, bei den Nichtwohngebäuden stieg sie auf 23,4 Prozent – darunter Büro- und Verwaltungs- und Geschäftsgebäude, Hotels, landwirtschaftliche Betriebsgebäude, Fabrikgebäude, Schulen, Kitas, Sportstätten. Das ist die zentrale Botschaft des Lageberichts 2024 von Holzbau Deutschland. Den deutlichsten Zuwachs gab es beim Bau industrieller Betriebsgebäude in Holz. Ansonsten geht auch im Holzbau die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich zurück. Das zeigt sich unter anderem an den Umsätzen der Zimmererbetriebe, die 2023 um 1,8 Prozent sanken. Und für dieses Jahr erwartet Holzbau Deutschland einen weiteren Rückgang um fünf Prozent.
Modernisierung- und Sanierungsbedarf stützt Holzbau
Trotzdem bleibt das Zimmerer- und Holzbaugewerbe weitgehend stabil, weil die Nachfrage nach Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Gegensatz zum Neubau wächst. Der Umsatz im Bestandsbau stieg 2023 leicht auf 45 Prozent. Das gilt interessanterweise auch für Zimmererarbeiten beim Neubau, die von 17 auf 20 Prozent zunahmen. Hier hilft sicher, dass vermehrt der Baustoff Holz zum Einsatz kommt. Der Umsatzanteil am Holzhausneubau sank hingegen von 23 auf 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das heißt, die steigende Holzbauquote kann die insgesamt stark zurückgehenden Neubauzahlen nicht auffangen.
Eigene Vorfertigung wird immer wichtiger
In puncto „Bauen im Bestand“ sind die Zimmerer und Holzbauunternehmen gut aufgestellt. Dabei spielt nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestandsbau die Vorfertigung von Bauteilen in Eigenregie eine immer wichtigere Rolle. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage von Holzbau Deutschland hervor. Etwa 35 Prozent der Teilnehmer fertigen bereits durchgängig vor für die serielle Modernisierung. Weitere 25 Prozent sind auf dem Weg, ihre Fertigungsweise entsprechend anzupassen und eine eigene Vorfertigung aufzubauen.
Auftragsvorlauf beträgt rund vier Monate
Die Anzahl der Betriebe und Beschäftigten im Zimmerer- und Holzbaugewerbe in Deutschland ist im Jahr 2023 minimal gesunken. 2023 waren es 12 143 Betriebe und damit 14 weniger als 2022. Bei den Beschäftigten verringerte sich die Anzahl um 0,6 Prozent auf 74 239 Beschäftigte. Die Stimmung in den Betrieben zum Jahreswechsel 2023/2024 war sowohl beim Rückblick auf das Winterhalbjahr als auch beim Ausblick auf das Sommerhalbjahr noch zufriedenstellend und der Auftragsbestand lag zu Jahresbeginn bei 18 Wochen.
Fehlende Fachkräfte mit Überstunden kompensieren
Fachkräfte werden allerorts gesucht, egal ob als Facharbeiter in Fertigung und Montage oder als technische und kaufmännische Angestellte im Büro. Trotzdem wird der Fachkräftemangel inzwischen von den Betrieben nicht mehr als vorrangiges Problem eingestuft. Es scheint, dass sich viele Betriebe mit den gegenwärtigen Verhältnissen am Arbeitsmarkt arrangieren. Aus der Konjunkturumfrage geht auch hervor, dass die Betriebe fehlende Facharbeiter in erster Linie mit Überstunden, dann mit Kollegenhilfe und nachrangig mit Arbeitsgemeinschaften kompensieren.
Laut Konjunkturumfrage von Holzbau Deutschland fehlt es nicht nur an Bewerbern, sondern teilweise auch an deren fachlicher Eignung für die Belange des Zimmererhandwerks. Das wiederum spricht für die hohe Bedeutung der Ausbildung im Betrieb.
Stabile Ausbildungsquote – steigender Frauenanteil
Eine Ausbildung im Zimmererhandwerk ist noch immer sehr beliebt. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Auszubildenden im ersten Lehrjahr um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Allerdings ist die Gesamtzahl Ende 2023 von 8765 leicht auf 8758 Auszubildenden gesunken, was auf eine gestiegene Abbrecherquote hindeutet. Es ist bereits der zweite leichte Rückgang seit dem Höchststand mit 8776 Lehrlingen 2021. Weiter wachsend ist die Zahl der Frauen im Zimmererhandwerk. Der Anteil der Frauen, die sich 2023 für eine Karriere im Holzbaugewerbe entschieden haben, stieg gegenüber dem Vorjahr um über 17 Prozent auf 5,2 Prozent.
Laut Konjunkturumfrage von Holzbau Deutschland setzen die Betriebe in Anbetracht des Fachkräftemangels grundsätzlich auf die Ausbildung. Die Zahl derer, die an der Ausbildung festhalten wollen nimmt weiter zu. Im Gegenzug nimmt aber auch die Zahl derer zu, die künftig nicht mehr ausbilden wollen.
Ausbildung: Anteil der Gymnasiasten steigt
Auf die Zahl der Bewerber und ihre Eignung angesprochen, bessert sich das Gesamtbild: Die Zahl der Lehrstellen, die mangels Bewerber nicht besetzt werden konnte, verringert sich. Das gilt auch für die Zahl der Lehrstellen, die mangels Eignung nicht besetzt werden konnten. In den zurückliegenden drei bis fünf Jahren hat sich der Anteil der Gymnasiasten unter den Lehrlingen erhöht. Sie bereiten sich damit oftmals aufs Studium vor, was die Betriebe mit Pragmatismus annehmen unter dem Motto: „Jeder Architekt und Fachplaner, der Zimmerer gelernt hat, vereinfacht den Genehmigungs- und Bauablauf.“
Stufenweise Karriere statt direkt zur Meisterschule
Ebenso setzt der Trend, im direkten Anschluss an die Gesellenprüfung den Meister zu machen, den Betrieben zu – und zwar in doppelter Hinsicht. Sie verlieren einen jungen Mitarbeiter und bekommen mit einem jungen Meister einen Berufsanfänger. Das sorgt in den Betrieben für Frust auf beiden Seiten. Hier bietet das Berufslaufbahnkonzept von Holzbau Deutschland den jungen Leuten eine praktikable Alternative: die stufenweise Karriere im Zimmererhandwerk. Mit den aufeinander aufbauenden Qualifikationen zum Vorarbeiter, Polier und Meister können junge Gesellen Beruf und Karriere ohne nennenswerten Verdienstausfall praxisbezogen meistern.
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