Dachdecker erhält Ehrenpreis für sein Lebenswerk

Dachdecker erhält Ehrenpreis für sein Lebenswerk

7. Januar 2021

 · Knut Köstergarten

Wer verstehen will, wie der Unternehmer Lutz Detring tickt, der schaut auf seinen Umgang mit den Mitarbeitern. Da wäre etwa Gwendolyn Hitzfeld, die beste Dachdecker-Auszubildende in Bremen 2020. „Die Praxis auf dem Dach ist nichts für sie, aber sie ist clever und super im Büro“, sagt Detring. Er ist ein Chef, der nicht um den heißen Brei herumredet, sondern die Dinge so benennt wie sie sind.

Bild von Lutz Detring im Kran-LKW
Lutz Detring ist mit Leib und Seele Dachdecker-Meister und Chef.

Dachdecker zeigt Mitarbeitern Karrierechancen auf

Er hat dafür gesorgt, dass Hitzfeld ab März für sechs Monate in Vollzeit den Betriebswirt im Handwerk machen kann, mit staatlicher Förderung und Geld vom Betrieb. „Sie hat das Grundwissen vom Dach und weiß also, was Sache ist, wenn sie etwa Angebote erstellt.“ Detring zeigt ihr Chancen für die Karriere auf, gutes Gehalt inklusive. Das ist sein Anliegen und gilt für alle seine Mitarbeiter, die er mit klarer Kante fair behandelt. Detring hat auch bei privaten Problemen immer ein offenes Ohr und hilft, wo er kann.

Freiwillige Corona-Prämie an Belegschaft gezahlt

Der Betrieb Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH, den er gemeinsam mit Tochter Katrin führt, hat den Mitarbeitern freiwillig über 90.000 Euro an zusätzlicher Corona-Prämie ausgezahlt. Ein Danke gab es da nicht immer. Was treibt ihn trotzdem an, sich seit 30 Jahren für seine Leute so stark zu machen? „Es soll nicht so sein: Wir sind die Reichen, die sind die doofen Arbeiter. Es geht uns gut, wir haben erfolgreiche Jahre, gerade auch durch unsere engagierten Mitarbeiter.“ Für Detring haben Unternehmer eine soziale Verantwortung. „Ich setze meine Kraft dafür ein, Leute zu finden, die gerne bei uns arbeiten, die sich wohlfühlen.“

Bild von Lutz Detring und Jürgen Trittin
Hat sich sein gesellschaftliches Engagement seit den ersten Demos in der Jugend bewahrt: Lutz Detring hier im Gespräch mit einem Bekannten aus alten Tagen: Jürgen Trittin von den Grünen.

So ein Ehrenpreis ist schon was Besonderes

Auch für diese Haltung, die sich in konkretem sozialen Handeln ausdrückt, erhielt Lutz Detring den Ehrenpreis für sein Lebenswerk. „Ist schon was Besonderes so ein Ehrenpreis und der Erste in Bremen. Gibt es sonst ja nur, wenn man schon tot ist“, drückt der Dachdecker-Meister die Freude auf seine Weise aus.  Die Jury hob in der Laudatio hervor, dass „es ihm immer wieder gelang, als Unternehmer vorbildlich seiner gesellschaftlichen Verantwortung Ausdruck zu verleihen.

Er engagierte sich viele Jahre als Obermeister für die Dachdecker-Innung, arbeitete ehrenamtlich in der Vollversammlung der Handwerkskammer Bremen mit und gründete gemeinsam mit vier anderen Betrieben den Bremer Dachdecker-Campus.“ Dort erhalten die Lehrlinge einmal im Monat die zusätzliche Gelegenheit, unter Anleitung ihre praktischen Kenntnisse zu vertiefen. Mehr über das bundesweit einmalige Projekt erfahren Sie in diesen Artikel.

Bild von den fünf Initiatoren des Dachdecker-Campus vor dem Eingang zur Lernhalle.
Die fünf Initiatoren wollen den Dachdecker-Campus schrittweise weiterentwickeln. Mit dabei sind neben der Friedrich Schmidt Bedachungs-GmbH die vier Betriebe Rolf Könsen, Heinrich Strangmann, Sascha Apel und Schaardt.

Fachkräfte auszubilden ist Detring sehr wichtig

Die Lehrlingsausbildung nennt Detring als erstes auf die Frage, was ihm im Rückblick besonders wichtig ist. Und die Integration von Ausländern, um beides kümmert er sich seit über 30 Jahren. „Polen-Schmidt“ haben Wettbewerber ihm dafür als Schimpfwort hinterher geworfen. Detring hingegen freut sich, dass die erste Generation heute längst zweisprachig ist und jetzt die nächste Generation heranführen kann. „Ich habe mehr Glück als Pech beim Personal gehabt“ sagt der Dachdecker-Meister rückblickend. Dabei hat er früh erkannt, welches Potenzial es bietet, sich auch  Migranten aus Auszubildende zu suchen. Inzwischen arbeiten auch Flüchtlinge aus Syrien im Betrieb.

Bild von zwei Teilnehmern des Dachdecker-Campus, die an der Abkantbank ein Blech ausmessen
Die Auszubildenden bei Dachdecker Schmidt erhalten ein gutes Gehalt und viel weitere Unterstützung bis hin zu Deutschunterricht und Begleitung bei Behördengängen.

Gelebte Integration bei Dachdecker Schmidt

Detring zahlt dabei nicht allein ein sicheres, gutes Gehalt. Gemeinsam mit seiner Frau Anne kümmert er sich auch um Behördengänge oder Wohnungen für die Mitarbeiter. Und es gibt Deutschunterricht, kostenlos natürlich. Anne Detring ist von Beruf Lehrerin, seit der Rente bringt sie Mitarbeitern und die deutsche Sprache bei. Auch das ist gelebte Integration.

Bild von Lutz und Anne Detring
Ehefrau Anne Detring ist pensionierte Lehrerin und gibt den Mitarbeitern bei Bedarf Deutschunterricht.

Dachdecker unterstützt seine Mitarbeiter in allen Bereichen

Und es ist die Zukunft des größten Bremer Dachdecker-Betriebs mit seinen rund 120 Mitarbeitern, unter denen allein 18 Auszubildende sind. „Arbeit ist genug da, was wir brauchen, sind die richtigen Mitarbeiter“, erklärt Detring. Das sei oft schwierig, weil gerade die Eltern oft versagen würden, weil sie ihre Kinder nicht mehr unterstützen. „Wenn die Eltern sich kümmern, gibt es keine Probleme in der Ausbildung“, weiß Detring.

Und er weiß auch, dass er und seine Tochter Katrin oftmals diese Rolle übernehmen müssen. „Die Führung der Mitarbeiter ist nicht immer einfach.“ Letzte Woche etwa hatte Detring fast jeden Tag ein richtig schwieriges Gespräch. „Das mache ich schon seit 30 Jahren, als das Wort Mitarbeitergespräch noch keiner schreiben konnte.“ Detring ist mit Leib und Seele Dachdecker und Chef.

Bild von Lutz Detring und mit seiner Tochter Katrin
Übernehmen oft und gerne die Rolle der Kümmerer, wenn Mitarbeiter Probleme haben: Lutz Detring und seine Tochter Katrin. Die Dachdecker-Meisterin führt den Betrieb gemeinsam mit dem Vater.

Detring setzt Maßstäbe in der Nachwuchsförderung

Dazu noch einmal die Ehrenpreis-Jury im Wortlaut: „In der Nachwuchs- und Mitarbeiterförderung setzt das Unternehmen Maßstäbe. Das reicht von Fortbildungsangeboten für alle Mitarbeitenden über wöchentliche Theorienachhilfe für Azubis, die erfolgreiche Integration von Geflüchteten mit zusätzlichem Deutschunterricht bis zur Einbindung der Familien der Mitarbeitenden.“

Sie interessieren sich für Betriebe mit guten Ideen in der Mitarbeiterführung. Dann lesen Sie unsere Story über Eugen Penner und sein ZEP-Team.

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