Zimmerer: Holzbauquote steigt auch in Neubaukrise
Bild von Gebäude in Holzbauweise

Zimmerer: Holzbauquote steigt auch in Neubaukrise

Beim Neubau lag sie 2023 bei 22 Prozent, bei den Nichtwohngebäuden stieg sie auf 23,4 Prozent – darunter Büro- und Verwaltungs- und Geschäftsgebäude, Hotels, landwirtschaftliche Betriebsgebäude, Fabrikgebäude, Schulen, Kitas, Sportstätten. Das ist die zentrale Botschaft des Lageberichts 2024 von Holzbau Deutschland. Den deutlichsten Zuwachs gab es beim Bau industrieller Betriebsgebäude in Holz. Ansonsten geht auch im Holzbau die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich zurück. Das zeigt sich unter anderem an den Umsätzen der Zimmererbetriebe, die 2023 um 1,8 Prozent sanken. Und für dieses Jahr erwartet Holzbau Deutschland einen weiteren Rückgang um fünf Prozent.

Bild von Grafik von Quote der genehmigten Nichtwohngebäude in Holzbauweise
Die Holzbauquote steigt deutlich bei den Nichtwohngebäuden. (Grafik: Holzbau Deutschland, Titelbild: Stefan Wever)

Modernisierung- und Sanierungsbedarf stützt Holzbau

Trotzdem bleibt das Zimmerer- und Holzbaugewerbe weitgehend stabil, weil die Nachfrage nach Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Gegensatz zum Neubau wächst. Der Umsatz im Bestandsbau stieg 2023 leicht auf 45 Prozent. Das gilt interessanterweise auch für Zimmererarbeiten beim Neubau, die von 17 auf 20 Prozent zunahmen. Hier hilft sicher, dass vermehrt der Baustoff Holz zum Einsatz kommt. Der Umsatzanteil am Holzhausneubau sank hingegen von 23 auf 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das heißt, die steigende Holzbauquote kann die insgesamt stark zurückgehenden Neubauzahlen nicht auffangen.

Eigene Vorfertigung wird immer wichtiger

In puncto „Bauen im Bestand“ sind die Zimmerer und Holzbauunternehmen gut aufgestellt. Dabei spielt nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestandsbau die Vorfertigung von Bauteilen in Eigenregie eine immer wichtigere Rolle. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage von Holzbau Deutschland hervor. Etwa 35 Prozent der Teilnehmer fertigen bereits durchgängig vor für die serielle Modernisierung. Weitere 25 Prozent sind auf dem Weg, ihre Fertigungsweise entsprechend anzupassen und eine eigene Vorfertigung aufzubauen.

Bild von Vorfertigung von Holzbaumodulen
Der Betrieb Sowade in Cuxhaven hat eine hohe Summe in eine neue, eigene Vorfertigung investiert. (Foto: Dachdeckermeister Sowade GmbH)

Auftragsvorlauf beträgt rund vier Monate

Die Anzahl der Betriebe und Beschäftigten im Zimmerer- und Holzbaugewerbe in Deutschland ist im Jahr 2023 minimal gesunken. 2023 waren es 12 143 Betriebe und damit 14 weniger als 2022. Bei den Beschäftigten verringerte sich die Anzahl um 0,6 Prozent auf 74 239 Beschäftigte. Die Stimmung in den Betrieben zum Jahreswechsel 2023/2024 war sowohl beim Rückblick auf das Winterhalbjahr als auch beim Ausblick auf das Sommerhalbjahr noch zufriedenstellend und der Auftragsbestand lag zu Jahresbeginn bei 18 Wochen.

Bil von Grafik von tätigen Personen und Betrieben im Holzbau
Die Zahl der Mitarbeiter im Zimmererhandwerk sank 2023 erstmals wieder leicht. (Grafik: Holzbau Deutschland)

Fehlende Fachkräfte mit Überstunden kompensieren

Fachkräfte werden allerorts gesucht, egal ob als Facharbeiter in Fertigung und Montage oder als technische und kaufmännische Angestellte im Büro. Trotzdem wird der Fachkräftemangel inzwischen von den Betrieben nicht mehr als vorrangiges Problem eingestuft. Es scheint, dass sich viele Betriebe mit den gegenwärtigen Verhältnissen am Arbeitsmarkt arrangieren. Aus der Konjunkturumfrage geht auch hervor, dass die Betriebe fehlende Facharbeiter in erster Linie mit Überstunden, dann mit Kollegenhilfe und nachrangig mit Arbeitsgemeinschaften kompensieren.

Laut Konjunkturumfrage von Holzbau Deutschland fehlt es nicht nur an Bewerbern, sondern teilweise auch an deren fachlicher Eignung für die Belange des Zimmererhandwerks. Das wiederum spricht für die hohe Bedeutung der Ausbildung im Betrieb.

Bild von Zimmerer
Der Betrieb Sowade in Cuxhaven findet genügend Auszubildende. (Foto: Dachdeckermeister Sowade GmbH)

Stabile Ausbildungsquote – steigender Frauenanteil

Eine Ausbildung im Zimmererhandwerk ist noch immer sehr beliebt. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Auszubildenden im ersten Lehrjahr um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Allerdings ist die Gesamtzahl Ende 2023 von 8765 leicht auf 8758 Auszubildenden gesunken, was auf eine gestiegene Abbrecherquote hindeutet. Es ist bereits der zweite leichte Rückgang seit dem Höchststand mit 8776 Lehrlingen 2021. Weiter wachsend ist die Zahl der Frauen im Zimmererhandwerk. Der Anteil der Frauen, die sich 2023 für eine Karriere im Holzbaugewerbe entschieden haben, stieg gegenüber dem Vorjahr um über 17 Prozent auf 5,2 Prozent.

Bild von Grafik über Entwicklung der Ausbildungsverträge
Seit 2021 sind die Ausbildungszahlen im Zimmererhandwerk leicht rückläufig. (Grafik: Holzbau Deutschland)

Laut Konjunkturumfrage von Holzbau Deutschland setzen die Betriebe in Anbetracht des Fachkräftemangels grundsätzlich auf die Ausbildung. Die Zahl derer, die an der Ausbildung festhalten wollen nimmt weiter zu. Im Gegenzug nimmt aber auch die Zahl derer zu, die künftig nicht mehr ausbilden wollen.

Ausbildung: Anteil der Gymnasiasten steigt

Auf die Zahl der Bewerber und ihre Eignung angesprochen, bessert sich das Gesamtbild: Die Zahl der Lehrstellen, die mangels Bewerber nicht besetzt werden konnte, verringert sich. Das gilt auch für die Zahl der Lehrstellen, die mangels Eignung nicht besetzt werden konnten. In den zurückliegenden drei bis fünf Jahren hat sich der Anteil der Gymnasiasten unter den Lehrlingen erhöht. Sie bereiten sich damit oftmals aufs Studium vor, was die Betriebe mit Pragmatismus annehmen unter dem Motto: „Jeder Architekt und Fachplaner, der Zimmerer gelernt hat, vereinfacht den Genehmigungs- und Bauablauf.“

Bild von Gebäude in Holzbauweise
Holzbau Deutschland bietet Berufslaufbahnkonzept für ambitionierte Zimmerer.

Stufenweise Karriere statt direkt zur Meisterschule

Ebenso setzt der Trend, im direkten Anschluss an die Gesellenprüfung den Meister zu machen, den Betrieben zu – und zwar in doppelter Hinsicht. Sie verlieren einen jungen Mitarbeiter und bekommen mit einem jungen Meister einen Berufsanfänger. Das sorgt in den Betrieben für Frust auf beiden Seiten. Hier bietet das Berufslaufbahnkonzept von Holzbau Deutschland den jungen Leuten eine praktikable Alternative: die stufenweise Karriere im Zimmererhandwerk. Mit den aufeinander aufbauenden Qualifikationen zum Vorarbeiter, Polier und Meister können junge Gesellen Beruf und Karriere ohne nennenswerten Verdienstausfall praxisbezogen meistern.

Sie interessieren sich für das Thema Holzbau? Dann lesen Sie unsere Story über eine neue Großsporthalle auf zwei Etagen in Holzrahmenbau.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024