Lagebericht Holzbau: Nur größere Zimmereien gewinnen Mitarbeiter
20. Juni 2023
Holzbau Deutschland hat jüngst seinen Lagebericht Holzbau 2023 vorgelegt. Der Umsatz der Betriebe ist im Gegensatz zu den Dachdeckern 2022 leicht gestiegen. Das gilt auch für die Zahl der Beschäftigten, wobei es bei den Auszubildenden erstmal seit Jahren wieder einen Rückgang gab.
Umsatzplus bei Zimmerern von 1,3 Prozent
Die Anzahl der Betriebe und Beschäftigten im Zimmerer- und Holzbaugewerbe in Deutschland ist weiter leicht gewachsen. 2022 wurden 12 157 Betriebe und 74 689 Beschäftigte gezählt. Der Umsatz der Betriebe ist trotz rückläufiger Zahlen im Wohnungsneubau um 1,3 Prozent gestiegen. Da eine Trendwende bei den Baugenehmigungen nicht in Sicht ist, sehen die Unternehmen dennoch der zukünftigen Entwicklung verhalten entgegen. Durch den hohen Auftragsüberhang beim Bauen im Bestand prognostiziert der Lagebericht Holzbau dennoch für 2023 ein Umsatzplus von vier Prozent.
Holzbauquote hält sich über 21 Prozent
Die bundesweite durchschnittliche Holzbauquote im Neubau von Wohngebäuden stagnierte 2022 erstmals seit Jahren wieder und lag wie im Vorjahr bei 21,7 Prozent. Bei Nichtwohngebäuden gab es sogar einen leichten Rückgang von 21,7 auf 21,3 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern, im Saarland und in Thüringen stieg die Holzbauquote bei genehmigten Wohngebäuden, die überwiegend mit Holz gebaut wurden, deutlich an. Bei den Nichtwohngebäuden konnte die Holzbauquote in Rheinland-Pfalz, Berlin und im Saarland stärker zulegen.
Fachkräftemangel bleibt zentrales Problem
Weiterhin macht den Zimmerern der Fachkräftemangel zu schaffen. Nicht allein das fehlende Angebot an qualifizierten Beschäftigten, sondern auch die Abwanderung von Mitarbeitern in andere Wirtschaftszweige belasten die Betriebe. In der Folge werden Aufträge geschoben, was zu längeren Wartezeiten führt, oder gar nicht erst angenommen. Das geht aus der Konjunkturumfrage unter mehr als 400 Betrieben hervor, die in den Lagebericht Holzbau eingeflossen ist. Größere Zuwächse an Personal, um die drei Prozent, weisen allein die Zimmereien mit über zehn gewerblich Beschäftigten aus.
Trend in Richtung größere Betriebe
Es deutet einiges darauf hin, dass der Trend in Richtung größere Betriebe geht – zumal auch langfristig betrachtet der Anteil der Betriebe mit 20 und mehr tätigen Personen zugelegt hat: von 2,7 Prozent im Jahr 2007 über 3,5 Prozent bis zum Jahr 2013 auf 4,5 Prozent im Jahr 2022. Mittlerweile sind knapp 25 Prozent aller Beschäftigten in Unternehmen mit 20 und mehr tätigen Personen unter Vertrag, obwohl diese Zimmereien gerade einmal 4,5 Prozent aller Holzbaubetriebe ausmachen.
Zunehmende Komplexität von Holzbauprojekten
Gründe für eine Veränderung der Branchenstruktur hin zu größeren Unternehmen sind ein höherer Grad an Vorfertigung, eine steigende Holzbauquote sowie ein Wohnungsbaumarkt, der sich laut Lagebericht Holzbau 2023 hin zu Mehrfamilienhäusern entwickelt. Die zunehmende Komplexität der Projekte führt zudem dazu, dass der mit der Planung und Arbeitsvorbereitung einhergehende Verwaltungsaufwand für kleinere Betriebe immer schwerer zu bewerkstelligen ist.
Azubizahlen erstmals wieder rückläufig
Ähnlich wie bei den Dachdeckern ist die Zahl der Auszubildenden auch bei den Zimmerern 2022 erstmals seit vielen Jahren rückläufig – von 8776 im Jahr zuvor auf 8765 Verträge. Ursächlich ist ein Rückgang im ersten Lehrjahr, von 2512 auf 2177 Lehrlinge. Die Abwanderung guter Fachkräfte in andere Branchen, ein hoher Krankenstand sowie das Streben nach weniger Arbeitszeit und mehr Work-Life-Balance machen den Betrieben laut Lagebericht Holzbau 2023 ebenso zu schaffen wie geburtenschwache Jahrgänge bei den Schulabgängern.
Offene Stellen bleiben unbesetzt
Dies trägt dazu bei, dass sich der Wettbewerbsdruck bei der Gewinnung von Azubis deutlich erhöht. Nach Auskunft der Konjunkturumfrage im Lagebericht Holzbau konnten offene Ausbildungsstellen aufgrund fehlender Bewerber im vergangenen Jahr teilweise nicht besetzt werden. Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sei hingegen laut Holzbau Deutschland unverändert hoch. Doch diese Diskrepanz zeigt auch, dass die Zimmereien bereit sein müssen, neue Wege bei der Nachwuchsgewinnung zu gehen. Betriebe, die das tun, erhalten noch immer genug gute Bewerbungen.
Mehr Frauen werden Zimmerinnen
Positiv ist hingegen, dass immer mehr Frauen das Zimmererhandwerk entdecken. Der Anteil weiblicher Azubis stieg 2022 gegenüber dem Vorjahr erneut an – von 3,1 auf 4,5 Prozent. Damit verstetigt sich eine für das Gewerk positive Möglichkeit zur Fachkräftesicherung.
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