Dachdecker saust als Rennfahrer durch die grüne Hölle

Dachdecker saust als Rennfahrer durch die grüne Hölle

„Schon mein Vater war in Berlin vom Motorsport begeistert“, erklärt Palluth, wie alles begann. Und weil er schon als Kind immer dabei war, wenn Vater Heinz seinen rechten Gasfuß trainierte, kam es, wie es kommen musste. Bei seinem ersten Besuch am Nürburgring 1981 war Carsten Palluth 17 Jahre alt und endgültig vom PS-Bazillus infiziert. Auf der Rennstrecke liebt er den Tempokick und zugleich den fairen Wettkampf.

Dachdecker Rennfahrer Carsten Palluth
Liebt den Tempokick und den fairen Wettkampf: Carsten Palluth. (Alle Fotos: privat)

Dachdecker sitzt am Steuer der unterschiedlichsten Boliden

Bald begann er selbst, das Steuer der unterschiedlichsten Boliden in die Hand zu nehmen. In den 1990er Jahren feierte er seine Debuts im Tourenwagen, beim Slalom und auf Rallyes. Von 1995 bis 1997 stand die Teilnahme an Langstrecken-Pokalen auf dem Freizeitprogramm des Dachdeckers und Spenglers, der gemeinsam mit seinem Bruder Christian seit 2000 den von Vater Heinz gegründeten Betrieb in Berlin mit Niederlassung in Brandenburg übernahm.

Doch schnell zeigte sich, dass der Profi-Rennsport schlichtweg zu teuer für Amateure wurde. Schweren Herzens begann eine rennfreie Zeit für Dachdecker Carsten Palluth, bis er 2013 mit einem Trip zur Nürburgring-Nordschleife die schlafenden PS-Gene wieder zum Leben erweckte. Nur wenig später mietete er sich beim professionellen Motorsportteam Black Falcon als Fahrer ein. Dieses Team verfügt über Fahrzeuge in den verschiedenen Rennserien inklusive der gesamten Logistik und Betreuung durch eine Mechaniker-Crew. 

Dachdecker Carsten Palluth Rennfahrer
Ohne Rennsportteam geht es nicht. Carsten Palluth steht hier im Rennanzug ganz rechts mit der Sonnenbrille.

Dachdecker gibt Gas mit BMW und Porsche

Mit seinem Fahrervertrag bewegte Palluth zunächst einen BMW Z4-Coupe in der seriennahen V5-Klasse durch die „Grüne Hölle“, wie die Nordschleife des Nürburgrings vom Formel-1-Piloten und dreimaligen Weltmeister Sir Jackie Stewart genannt wurde. Zwei Jahre lang war sein Platz in den Fahrzeugen der weißblauen Marke aus Bayern, bevor Palluth weitere zwei Jahre einem Porsche Cayman mit 275 PS die Sporen gab. Dann kam für zwei Jahre der Wechsel zum Motorsport-Team Adrenalin hinter das Lenkrad eines Porsche Cayman in der V5-Klasse. Danach gab es mehr Pferdestärken in einem Cayman der V6-Kategorie.

Auch nach der Rückkehr zum Team Black Falcon hielt Palluth den Zuffenhausener Rennsport-Produkten die Treue, diesmal aber mit einem 911er Porsche mit dicht gedrängten 360 Pferden unter der Heckmotorhaube. Den pilotiert er bis heute auch bei den 24-Stunden-Rennen. Palluth konnte seine Leidenschaft mit den Teilnahmen an den berühmten Langstrecken-Rennen auf dem Nürburgring ausleben. Für ihn hieß dies jedes Mal, vier bis sechs Stunden eingezwängt im Rennsitz in einem Sportwagen permanent Höchstleistungen zu vollbringen. Bei diesen „Sportgeräten“ wurde jeglicher Komfort ebenso ausgeräumt wie das gesamte Interieur. Nacktes Blech und nackte Technik war das, was diese Fahrzeuge zu bieten hatten.

Dachdecker Carsten Palluth Rennfahrer
Der Austausch mit den Fahrerkollegen ist Carsten Palluth (weißer Helm) wichtig.

Dachdecker klettert aufs Siegertreppchen

2018 wurde der Freizeit-Terminkalender des rasenden Dachdeckermeisters dann noch lückenloser: Erstmals startete er nicht nur beim 24-Stunden-Rennen, sondern fuhr eine komplette Saison um den Langstreckenpokal. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: In der V5-Klasse erreichte er sich mit dem Team den dritten Platz, ein Jahr später in der V6-Kategorie den zweiten Rang. „Platz 1 wäre natürlich schöner gewesen“, meinte der ehrgeizige Palluth ganz trocken. „Aber sich gegen 160 bis 180 andere Autos im Feld bis fast ganz nach vorn durchzusetzen, hat ja auch was.“

Dachdecker Rennfahrer Carsten Palluth
Es ist ein cooles Feeling im schnellen Boliden unterwegs zu sein.

Dachdecker frisst Kilometer für sein Hobby

Mal schnell zum Rennen zum Nürburgring zu fahren, geht für Carsten Palluth auch mit seinem privaten Porsche Cayman GT4 nicht. „700 Kilometer Anfahrt sind schon eine Ansage.“ Die spult er dann donnerstags nach der Arbeit auf dem Dach runter. Freitags stehen Tests und Einstellfahrten beim Team Black Falcon auf dem Programm. Dazu noch ab und zu eine „Taxi-Fahrt“ mit einem VIP auf dem mal schnell montierten Beifahrersitz. Am Samstagvormittag geht es bei den Qualifikations-Läufen um die besten Startplätze für den Nachmittag. Und nach 24 langen Stunden auf der Piste wird am Sonntag die Heimreise in Richtung Osten angetreten.

Dachdecker Rennfahrer Carsten Palluth
Überholmanöver geben noch mal einen besonderen Kick.

Männer und Motoren, na klar. Aber was meint seine Frau dazu? „Sie war ganz und gar nicht begeistert von meinem Hobby – bis ich sie vor zwei Jahren mal mitgenommen und mich als Renntaxi-Chauffeur für sie betätigt habe. Dann war sie restlos begeistert“, erinnert sich Palluth. Jetzt mal Klartext: Sind Sie auch auf der Straße ein Rennfahrer? „Nee, wir Rennfahrer haben Spaß auf der Strecke. Im Straßenverkehr ist das viel zu gefährlich“, erklärt er. „Auf der Strecke sind einfach gleichgesinnte Profis unterwegs – auf der Straße nicht.“

Dachdecker sieht auch auf der Piste Grenzen

Und wie passt der Dachdeckerberuf, der ja umweltorientiert ist, zum Rennsport? Carsten Palluth muss nicht lange überlegen: „Im Rennsport gibt es etwa sehr strikte Vorgaben für die zulässigen CO2-Emissionen und für den Lärmschutz.“ Wer die nicht einhält, geht nicht an den Start. Außerdem sieht Palluth auch einen großen Nutzen für die Serienfahrzeug-Entwicklung: „Vieles, was in den Rennserien erprobt wird, geht später in die Serienfertigung von Alltagsautos ein.“ Dazu gehört etwa auch die Energierückgewinnung beim Bremsen, die in der Formel 1 ihre Premiere feierte.

Dachdecker Rennfahrer Carsten Palluth
„Wir erproben in der Rennserie Materialien, die dann in die Serienfertigung einfließen“, sagt Carsten Palluth.

Wie lange wird er noch im Rennzirkus mitmischen? „Je älter man wird, desto mehr spürt man, dass die Kondition nicht mehr so ist wie in jungen Jahren – und dann werde ich rechtzeitig aufhören.“ Da scheinen Rennfahrer irgendwie vernünftiger zu sein als so manch ein Senior, der das Fahren trotz einiger Defizite einfach nicht sein lassen kann.

Sie interessieren sich für die Hobbys von Dachdeckern? Dann lesen Sie unseren Artikel über den Marathonläufer Carsten Stelter.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024