Dachdeckerin Raffaella Ebert: Deutsche Meisterin im Thaiboxen
Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert im Ring

Dachdeckerin Raffaella Ebert: Deutsche Meisterin im Thaiboxen

15. November 2022

 · Knut Köstergarten

Sie hat sich durchgeboxt, buchstäblich, im Beruf und im Ring. Dachdeckergesellin Raffaella Ebert ist Vorarbeiterin im Betrieb Hans Schuck & Söhne Bedachungs GmbH in der Nähe von Aschaffenburg und inzwischen deutsche Meisterin im Thaiboxen im renommierten Verband WBC. Und einen inzwischen 12-jährigen Sohn hat die 35-Jährige auch, der als Fan bei ihren Kämpfen direkt in ihrer Ringecke neben dem Trainer sitzt.

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert
Vorarbeiterin Raffaella Ebert (Titelbild: solit.media, Foto: alwitra GmbH)

Vorbild: Der Papa ist Fliesenleger

Doch der Reihe nach. Wie ist Raffaella Ebert eigentlich Dachdeckerin geworden? „Dass ich ins Handwerk gehen will, war immer klar. Mein Papa ist Fliesenleger. Da bin ich am Wochenende mitgegangen und die Arbeit hat Spaß gemacht.“ Ihre erste Liebe war ein junger Mann aus einer Dachdeckerfamilie. Dort jobbte sie in den Sommerferien. „Gerade das Arbeiten mit Holz hat mir Freude bereitet“, erinnert sich Raffaella Ebert. 

Praktikum als Schreinerin – dann Dachdeckerin

Sie machte zudem ein Praktikum als Schreinerin, dachte auch daran, in die Fußstapfen des Vaters als Fliesenlegerin zu treten. „Doch die beiden Berufe waren mir zu speziell. Auf dem Dach hingegen ist vieles dabei an Aufgaben. Das wird nie langweilig“, erläutert sie , warum sie Dachdeckerin wurde. Als einziges der drei Kinder blieb Raffaella Ebert im Handwerk. „Mein einer Bruder ist Informatiker, der andere steht an der Käsetheke bei Edeka.“

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert auf dem Dach
Beherrscht ihr Handwerk auf dem Flachdach: Dachdeckerin Raffaella Ebert. (Foto: alwitra GmbH)

Anstand und Respekt im Team

Die Lehre machte sie direkt bei Hans Schuck & Söhne, wo sie heute als Gesellin arbeitet. Raffaella Ebert ist seit 18 Jahren dem Betrieb treu. „Ich wurde dort von den beiden Chefs und auch den älteren Gesellen gut aufgenommen. Diese behandelten mich auf der Baustelle mit Anstand und Respekt.“ Besonders gefallen hat ihr gleich im ersten Lehrjahr die überbetriebliche Ausbildung im Internat in Waldkirchen. 

„Ich war 17 und weit weg von zuhause in Oberbayern, das war cool“, erzählt die Dachdeckergesellin. Dort freundete sie sich mit Caroline Pauels an, die als Dachdeckermeisterin heute einen Betrieb in der Nähe von Potsdam führt. Auf der diesjährigen Messe Dach+Holz trafen sich die beiden nach 15 Jahren wieder. „Wir haben uns gleich wieder so gut verstanden wie damals“, freut sich Raffaella Ebert.

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert mit Caro Pauels
Caroline Pauels und Raffaella Ebert (links) während ihrer Ausbildung (Foto: Berufsschule Waldkirchen)

Vorarbeiterin mit Spezialgebiet Flachdach

Sie selbst möchte keinen eigenen Betrieb führen und ist zufrieden mit ihrer Rolle als Vorarbeiterin. Dabei hat sie sich auf Flachdächer spezialisiert. Wie haben denn die männlichen Kollegen reagiert, dass eine Frau ansagt, wo es langgeht auf der Baustelle? Mit der alten Belegschaft im Betrieb sei das schon ein Problem gewesen. „Das war anfangs eine harte Zeit und ich hatte schon einige Tiefs. Doch ich lasse mir nichts gefallen und habe mich durchgeboxt“, berichtet Raffaella Ebert. Erfahrungen, die sie stärker gemacht haben. „Heute arbeite ich meist mit Mitarbeitern aus Subunternehmen – ohne Schwierigkeiten. Die hören auf mich, verstehen, was ich will und respektieren meine Kompetenz.“

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert
Selbst möchte Raffaella Ebert keinen Betrieb führen, sie ist rundum zufrieden als Vorarbeiterin. (Foto: alwitra GmbH)

Sehr gutes Verhältnis zu den Chefs

Sehr entspannt war und ist das Verhältnis zu den beiden Chefs, zwei Brüdern, Hans und Ralf Schuck. „Wir verstehen uns sehr gut, da gibt es gegenseitiges Vertrauen. Ich kann mit allen Themen zu ihnen kommen. Als Raffaella Ebert in die Babypause ging, war klar, die kommt zurück. „Wir halten Dir einen Platz frei“, war der Tenor von Hans, der heute schon in Rente ist. „Sie haben gewusst, dass ich wieder zurückkomme. Ich war dann zwei Jahre weg und die Arbeit hat mir echt gefehlt. Das Schnacken mit dem Team, die Aussicht, das Feeling, die Bewegung und die Flachdächer.“

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert mit ihren Chefs
Gute Laune auf der Baustelle mit ihrem Chef, Spenglermeister Ralf Schuck (rechts). (Foto: alwitra GmbH)

Freie Tage vor wichtigen Kämpfen

Auch in Sachen Thaiboxen stärkt Chef Ralf Schuck ihr heute den Rücken. „Ich bekomme vor und nach wichtigen Kämpfen ein paar Tage frei, konnte auch schon mal im Dezember mehrere Wochen nach Thailand fliegen zum Trainieren plus Wettkampf“, erzählt Raffaella Ebert, die schon immer gerne Sport gemacht hat. Als Kind lernte sie Karate und Judo – zum Kampfsport ist sie immer wieder zurückgekehrt. Seit 2016 praktiziert die Dachdeckergesellin das Thaiboxen. Mit großem Erfolg, denn seit ihrem ersten Kampf ist die 35-Jährige auf dem Weg nach oben.

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert beim Thaiboxen
Mehr als nur Hobby: Raffaella Ebert und das Thaiboxen. Hier feiert sie den ersten Titel als deutsche Meisterin. (Foto: solit.media)

Thaiboxen: Traditioneller Stil gefällt Raffaella Ebert

Am Thaiboxen gefällt ihr der traditionelle Stil, der Respekt gegenüber den Gegnerinnen und der Kampfstil. Hier kommen Tritte mit den Füßen, die Knie, die Ellenbogen und Schläge mit den Händen zum Einsatz – in der Distanz und auch im engen Clinch. Traditionell heißt, dass es eine besondere Musik vor dem Kampf gibt, eine rituelle tänzerische Einstimmung und den Mongkol, den speziellen Kopfschmuck für die Kämpfer und Kämpferinnen. Im Sommer 2019 reiste sie ins Mutterland des Sports und trainierte im Tiger Muay Thai & MMA Training Camp in Phuket, Thailand.

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert beim Thaiboxen
Zusätzlich zu den Händen kommen beim Thaiboxen auch Füße, Knie und die Ellenbogen zum Einsatz. (Foto: solit.media)

Im Boxring absolut zur Ruhe kommen

„Für mich hat das etwas Spirituelles. Ich komme im Ring absolut zur Ruhe, bin voll im Moment. Und das gilt auch schon für die letzte Woche vor dem Kampf.“ Dann trainiert Raffaella Ebert nicht wie normal fünf bis sechs Mal pro Woche, sondern macht das doppelte Pensum, eine Session vor und eine nach der Arbeit auf dem Dach.

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert beim Thaiboxen
Vor dem Kampf stimmt sich Raffaella Ebert mit dem Mongkol, dem rituellen Kopfschmuck, ein. (Foto: solit.media)

Weltmeistertitel ist das Ziel

Und wie geht es weiter für die Dachdeckerin in Sachen Thaiboxen? Angebote für weitere Kämpfe gibt es bereits. Auch in Amerika und Thailand könnte sie boxen, allerdings dann in einem anderen Stil: Kickboxen ohne den Einsatz der Knie und ohne Halten im Clinch. „Ich werde auf jeden Fall weitermachen“, sagt Raffaella Ebert. Den Weltmeistertitel hat die 35-Jährige fest im Blick.

Bild von Dachdeckergesellin Raffaella Ebert beim Thaiboxen
Das sportliche Ziel von Raffaella Ebert ist der Weltmeistertitel. (Foto: solit.media)

Sie interessieren sich für das Thema Dachdecker werden? Dann lesen Sie unsere Story über zwei junge Dachdecker mit Kran und Pfiff.

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