Holzbau Tussi: Zimmerin Hannah begeistert fürs Handwerk
10. September 2024
Zimmerin Hannah Scheurer aus der Nähe von Heidelberg ist keine gewöhnliche 25-Jährige. Als „Holzbau-Tussi“ hat sie sich auf Instagram innerhalb kürzester Zeit eine große Fan-Base aufgebaut und nutzt ihre Social-Media-Kanäle, um auf das Handwerk aufmerksam zu machen. Hannah arbeitet bei Elsässer Holzbauwerte in Mannheim und hat es sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen – insbesondere Frauen – für Handwerksberufe zu begeistern. Hier ist ihre Geschichte.
Vom Studium zur Ausbildung
Hannahs Weg zur Zimmerin war alles andere als konventionell. „Nach dem Abitur habe ich ein Studium begonnen und relativ schnell gemerkt, dass das gar nicht mein Ding ist“, erzählt sie. Ein Besuch auf einer Ausbildungsmesse brachte die Wende. Dort lernte sie ihren späteren Chef Matthias Elsässer kennen und entschied sich spontan für ein Praktikum. „Das Praktikum hat mir so gut gefallen, dass ich mich entschlossen habe, bei ihm eine Ausbildung zur Zimmerin zu machen“, berichtet Hannah. Dank ihres Abiturs konnte sie die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen, aktuell macht die „Holzbau-Tussi“ gerade ihren Meister.
Die Geburtsstunde der „Holzbau Tussis“
Der Instagram-Account begann während des Corona-Lockdowns als eine Quatsch-Idee. „Wir waren in der überbetrieblichen Ausbildung und uns war total langweilig“, erinnert sich Hannah. Gemeinsam mit einer Freundin startete sie den Account, um Einblicke in ihre Ausbildung zu geben und mehr Menschen für das Handwerk zu begeistern. „Unsere Idee war es, junge Menschen zu ermutigen, handwerkliche Berufe zu erlernen und Klischees aus der Welt zu räumen“, erklärt die „Holzbau-Tussi“. Damals gab es nur eine Handvoll Influencer im Handwerk. „Wir haben einfach angefangen, unsere Ausbildung zu zeigen, und die Leute fanden das cool. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir mit unserem Content viele Menschen erreichen und für das Handwerk begeistern können“, erzählt sie.
Ein hartes Jahr liegt hinter Hannah
Das vergangene Jahr war für Hannah sehr schwierig, da sie mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Im Mai erhielt sie einen Herzschrittmacher, musste oft ins Krankenhaus und konnte nicht immer am Unterricht der Meisterschule teilnehmen. Trotzdem ließ sie sich nicht entmutigen, ging nach der Operation in die Reha und bereitet sich nun im Reha-Sport darauf vor, ab September wieder im Job durchzustarten. Im Februar 2025 wird sie dann auch ihren Meister abschließen. „Mir geht es jetzt besser als vorher“, sagt Hannah. Sie ist fest entschlossen, weiter zu arbeiten und sich als Ausbilderin zu engagieren, denn es macht ihr Spaß, junge Menschen zu fördern und vor allem dafür zu sorgen, dass sie im Zimmererhandwerk bleiben und Spaß an der Arbeit haben.
Inspirationsquelle für junge Frauen
Hannahs Posts haben sie zu einer Botschafterin für das Handwerk gemacht. „Ich kann Leute fürs Handwerk motivieren und mich für Frauen im Handwerk einsetzen“, sagt sie stolz. Ein besonderes Highlight war die Begegnung mit der amtierenden Miss Handwerk, Zimmerin Lea Marie Heuer, die Hannah auf der diesjährigen Messe Dach+Holz erzählte, dass sie ihre Ausbildung nur wegen der „Holzbau Tussis“ und deren persönlicher Ermutigung begonnen hat. Und Lea Marie ist nicht die einzige junge Frau, die sich dank Hannah für eine Karriere auf dem Dach entschieden hat. „Das Handwerk hat definitiv Zukunft, es gibt tolle Berufe wie den Zimmerer, die immer gebraucht werden“, betont die „Holzbau-Tussi“. „Und man kann mit einer handwerklichen Ausbildung genauso erfolgreich sein wie mit einem Studium.“
Ski fahren und wandern in den Bergen
Die private Hannah ist gerne aktiv. Sie liebt die Berge, im Winter und im Sommer. „Im Winter fahre ich sehr gerne Ski und im Sommer gehe ich viel wandern. Die Berge geben mir ein Gefühl von Freiheit, ähnlich wie wenn ich auf einem Dach stehe“, sagt sie. Die Natur ist für die „Holzbau-Tussi“ der perfekte Ausgleich zum Arbeitsalltag und ein Ort, an dem sie völlig abschalten kann. Zu ihren Hobbys gehört auch die Gartenarbeit. Nach ihrem Umzug hat sie einen Garten angelegt, in dem sie Paprika, Melonen und Gurken anbaut. „Es ist ein bisschen wie beim Handwerk, man arbeitet mit den Händen und sieht das Ergebnis seiner Arbeit“, erklärt sie. Die Gartenarbeit erinnert Hannah an ihre Kindheit und die Zeit, die sie mit ihrer Oma im Garten verbracht hat.
Social Media Tipps to go
„Früher dachte ich, Influencer zu sein bedeutet, einfach ein paar Bilder zu posten. In Wirklichkeit steckt viel mehr Arbeit dahinter“, erklärt sie. Von der Planung der Posts über die Erstellung von Inhalten bis hin zur Umsetzung von Kooperationen – der Aufwand ist beträchtlich. Aber es lohnt sich. Betrieben, die in den sozialen Medien aktiver werden wollen, gibt sie folgende Tipps: „Ich würde weniger darüber nachdenken, was perfekt ist, sondern einfach Bilder von den Baustellen machen, vielleicht Vorher-Nachher-Bilder“, rät sie.
Sprechstunde auf der Dach+Holz
Wichtig sei, auch die Mitarbeiter zu zeigen und regelmäßig Inhalte zu posten, um einen persönlichen Bezug zu schaffen. Die „Holzbau-Tussi“ gibt ihr Wissen gerne weiter, zuletzt bot sie auf der Dach+Holz in Stuttgart neben anderen Influencern eine Social Media Sprechstunde für Betriebe an, deren Termine schon vor Messebeginn ausgebucht waren. Ihr Appell: „Auf jeden Fall anfangen, sichtbar zu werden, und nicht auf den perfekten Moment warten.“
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