Katja Wiesenmüller: Zimmerermeisterin und Berufsbotschafterin
4. Oktober 2022
Katja Wiesenmüller liebt ihren Beruf. Sie ist frischgebackene Zimmerermeisterin und Gebäudeenergieberaterin und hat gerade eine Meisterstelle im Betrieb Kahrs Holz & Bau in Ottersberg bei Bremen übernommen. Dort ist sie für die Bauleitung und das Qualitätsmanagement zuständig. Seit ihrer Zeit als erste Frau in der Zimmerer-Nationalmannschaft ist sie als Jurymitglied sowie als Gesprächspartnerin der Politik gleichermaßen begehrt. Eine Botschafterin für ihr Handwerk also, die durch die Republik reist und das ganz große Rad dreht – könnte man meinen. Doch Katja Wiesenmüller nimmt es entspannt. Sie beschäftigt sich einfach mit dem, was ihr das Liebste ist: dem Zimmererhandwerk.
Kein Wettkampf im Nationalteam aufgrund von Corona
Bescheiden und bei aller Arbeit in luftiger Höhe doch sehr bodenständig, dabei mit ganzem Herzen bei der Sache: So wirkt die junge Frau auf ihr Gegenüber. Keine Spur von Eitelkeit oder Angeberei. Dabei könnte sie sich auf ihren noch nicht allzu langen Lebenslauf schon einiges einbilden. Sie war als junge Gesellin die erste Frau im Team der Zimmerer-Nationalmannschaft. „Leider hat mir Corona ein bisschen die Tour vermasselt“, erzählt sie. „Kurz vor den entscheidenden Wettkämpfen kam die Pandemie, und alle Wettkämpfe wurden abgesagt.“
Das findet sie bis heute schade – geschadet hat es ihr aber nicht. „Mittlerweile bin ich im Prüfungsausschuss des Landesentscheids der Zimmerer in Niedersachsen. Bei Bedarf unterstütze ich zum Beispiel auch gerne Lehrlinge in den Bereichen Schiftung und Theorie. Es macht mir Freude, wenn ich helfen kann.“ Ihren Meistertitel hat die 23-Jährige in einem Jahr Vollzeit am Bundesbildungszentrum des Zimmerer- und Ausbaugewerbes („Bubiza“) in Kassel erworben.
Als Zimmerer-Botschafterin beim Bundesparteitag der FDP
Wiesenmüller ist eher praktisch unterwegs, wenn es darum geht, eine Lanze fürs Handwerk zu brechen, Interesse zu wecken und Begeisterung zu entfachen. So nahm sie im April am Bundesparteitag der FDP in Berlin teil. „Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes war über die Zimmerer-Nationalmannschaft auf mich gekommen. Der Verband hatte beim Parteitag einen eigenen Infostand, um so Politik und Handwerk direkt in Kontakt zu bringen. Es war meiner Meinung nach eine sehr interessante und erfolgreiche Veranstaltung. Ich habe mich gefreut, daran teilnehmen zu dürfen“, erzählt sie.
Ehrliches Interesse am Handwerk
Während der zwei Tage dauernden Veranstaltung wurden am Infostand innovative Arbeitsmethoden wie die Arbeit mit Drohnen gezeigt – aber auch das traditionelle, eigentliche Handwerk. So hatte Katja Wiesenmüller einen Stehtisch gebaut. Nebenbei führte sie immer wieder Gespräche mit Politikern. „Es war schon sehr interessant, einem Bundesminister gegenüberzustehen, der etwas über meine alltägliche Arbeit erfahren möchte“, lacht sie.
Dabei wurde durchaus ernsthaft gesprochen: „Ich hatte den Eindruck, dass ein ehrliches Interesse am Handwerk besteht und Politiker Willens sind, sich für Handwerksberufe und unsere Ausbildung einzusetzen.“ So wollten ihre Gesprächspartner unter anderem einiges über die Ausbildung, den Alltagsablauf, die Förderungen für Meisterschüler oder die Zimmerer-Nationalmannschaft wissen.
Lobbyarbeit für das Handwerk ist wichtig
Für Katja Wiesenmüller war die Begegnung mit der Politik eine interessante und lehrreiche Erfahrung. Und eine, in die sie Hoffnungen setzt: „Es wäre schön, wenn ich mit meiner Teilnahme an dem Parteitag etwas bewegt und einen Beitrag dafür geleistet habe, dass das Handwerk wieder einen besseren Stellenwert in der Politik erreicht. Ich glaube, wir müssen auf allen Ebenen daran arbeiten – im Alltag, in den sozialen Medien, genauso wie in Berlin.“
Jurymitglied des Creaton Influencer Awards
Durch die Nationalmannschaft tun sich für Katja Wiesenmüller spannende neue Kontakte und Möglichkeiten auf. So wurde sogar der Spiegel auf sie aufmerksam für den Job-Podcast „Und was machst du?“. „Zudem wurde ich in die Jury des zweiten Creaton Influencer Awards berufen. Der Preis wird am 1. Dezember im Rahmen des Zukunftstages vergeben.“ Katja Wiesenmüller ist eine von drei Juroren – neben ihr entscheiden Selim Fritz, der Award-Sieger 2020, sowie Andreas Winkler vom Zimmerer-Treffpunkt über den diesjährigen Gewinner oder die Gewinnerin.
Gute Social-Media-Auftritte kosten viel Zeit
„Einen guten Social-Media-Auftritt hinzulegen, kostet enorm viel Zeit“, weiß Katja Wiesenmüller. „Ich habe mich selbst einmal kurzzeitig darin versucht, aber schnell festgestellt, dass ich den Zeitaufwand nicht aufbringen kann. Ich habe immer den Anspruch, dass meine Beiträge sowohl fachlich korrekt sind als auch beispielsweise Aspekte der Arbeitssicherheit berücksichtigen.“ Die Bilder und Eindrücke sollen ja interessant, spannend und eindrucksvoll sein. „Gerade weil Beiträge in der Öffentlichkeit eine Vorbild-Funktion erfüllen, ist es ein schmaler Grat, spannende Eindrücke und wichtige Themen wie die der Arbeitssicherheit gemeinsam zu veröffentlichen“, meint Wiesenmüller. Zudem müssten auch Fotofreigaben, Quellenangaben und Markierungen berücksichtig werden.
Respekt vor postenden Kolleginnen und Kollegen
Dabei ist Katja Wiesenmüller überzeugt davon, dass es gute Botschafter braucht, auch und gerade, um Nachwuchs fürs Handwerk zu begeistern, Handwerksberufe authentisch zu zeigen und bekannt zu machen. „Ich habe großen Respekt vor allen Kolleginnen und Kollegen, die in diesen Kanälen professionell unterwegs sind und sich für unsere Branche engagieren!“ Darum freut sie sich auch schon sehr auf den diesjährigen Influencer Award. „Ich bin schon sehr gespannt auf die Kandidaten mit ihren Bewerbungen und freue mich riesig darüber, neue und interessante Kanäle zu entdecken.“
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