Valentin Bremer: passionierter Dachdecker und Skiläufer
5. Dezember 2024
Im Leben kommt fast immer alles anders als geplant. Ein Meistertitel lässt sich sowieso nicht planen, vielleicht vornehmen und trainieren. Valentin Bremer aus Kassel hat 2024 gleich mehrere Titel eingesammelt. Nicht als leidenschaftlicher Skiläufer, der er auch ist, sondern im Handwerk. Frisch gebacken als Dachdeckergeselle, hat er zuerst seine Gesellenprüfung als Innungszweiter abgeschlossen, gewann danach den Landesentscheid in Hessen und schließlich Ende Oktober die deutsche Meisterschaft im Lehrbauhof der Handwerkskammer Cottbus in Großräschen.
Mit den Händen an der frischen Luft arbeiten
Auf die Frage, ob es einen Traumberuf gegeben hat, antwortet er: „Eigentlich gar nicht. Früher wollte ich immer mal mit Tieren arbeiten.“ Mit den Händen zu arbeiten, das war stets das, was er wollte. So hat er zu Hause gerne geholfen, wenn es etwas zum Werkeln gab. Auch die frische Luft war ihm schon als Jugendlicher wichtig. Die Grundlage hat er in der schulischen Laufbahn an der Zierenberger Elisabeth-Selbert-Schule im Landkreis Kassel mit der mittleren Reife gelegt. Das letzte Jahr fiel mitten in die Corona-Zeit. Valentin Bremer erinnert sich, dass der Berufsorientierungstag virtuell stattfand. Online und über Telefongespräche hat er sich über viele Berufe und eben auch den des Dachdeckers informiert.
Einer, der immer wieder aufsteht
Es folgten zwei Praktika in zwei Betrieben und anschließend lernte er seinen Ausbildungsbetrieb Jörg‘s Dachdecker GmbH in Kassel kennen, Mitgliedsbetrieb der DEX eG, und unterschrieb einen Vertrag. Chef Jörg Halberstadt erinnert sich an das Vorstellungsgespräch: „Die Noten waren mir eigentlich egal. Ich schaue immer auf die Persönlichkeit. Valentin war leidenschaftlicher Stunt-Scooter-Fahrer und ich habe gedacht, das ist einer, der immer wieder aufsteht.“
Die Berufsschule war die Arnold-Bode-Schule und im Ausbildungszentrum für Zimmerer und Dachdecker im Kasseler Stadtteil Waldau hat er alles Wichtige gelernt. Ausbilderin Marion Schaake, Mädchenname Mecke, erinnert sich an seine ersten beiden Lehrjahre. Da hat sie ihn noch zurückhaltend erlebt, aber immer korrekt, akkurat und engagiert. Vor allem wissbegierig und vorbildlich. „Im letzten halben Jahr hat Valentin Bremer dann immer mehr Selbstbewusstsein gezeigt“, berichtet die Ausbilderin.
Als Dachdecker macht ihm alles Spaß
Dass es auch deutsche Meisterschaften und sogar Weltmeisterschaften gibt, hat er zwar gewusst, weil mit Zimmermeisterin Isabel Peters eine Kollegin im Betrieb einige Jahre Mitglied der Zimmerer-Nationalmannschaft war, aber das war nicht der Motivationstreiber. „Ich habe mir aber im Betrieb und an der Berufsschule immer sehr viel Mühe gegeben, weil mir auch alles Spaß gemacht hat“, erklärt Valentin Bremer.
Flachdach als Hauptarbeitsprobe
Was er für den Titel leisten musste? „Als Hauptarbeitsprobe“, erklärt Valentin Bremer den Schwerpunkt des Bundeswettbewerbs, „hatte ich Flachdach. Es ging darum, ein Modell mit einer Attika-Kante, Lichtkuppel sowie Ecke und Lüfter mit Folie einzufassen. Alle Ecken mussten selbst handwerklich hergestellt werden.“ Da gab es also nichts Fertiges, Bleche hat er selbst gekantet. Dann folgten zwei Gegenarbeitsproben in den Bereichen Fassade sowie Steildach mit einer Biberschwanz-Doppeldeckung. „Dafür war das Modell schon fertig eingelattet und ich musste am Ende nur noch Decken und Klammern und halt die Kehle schön zurechtschneiden“, erzählt Valentin Bremer. „Bei der Fassadenarbeitsprobe hat dann jeder an einem Modell eine gezogene Rechteck-Doppeldeckung hergerichtet.“
Vorbereitung im Bauder-Werk Schwepnitz
Zwei Tage hat Valentin Bremer zur Vorbereitung für den Prüfungsschwerpunkt Flachdach bei der Firma Bauder im Werk Schwepnitz mit den Folienprofis geübt. Ein paar Kniffe konnte er dort noch mitnehmen. Lichtkuppelecken hat er selbst vorbereitet und geübt. „Und zwei Tage vor dem Landesentscheid war ich im hessischen Ausbildungszentrum der Dachdecker in Weilburg.“ Dort ging es noch einmal um die Rechteckdoppeldeckung und den Biberschwanz. Auch von Kollegin Isabel Peters erhielt er Unterstützung in der Vorbereitung.
Im Betrieb freuen sich Chef und Team über den deutschen Meister in den eigenen Reihen und unterstützen auch den Besuch der Meisterschule. Für Jörg Halberstadt war es die ganze Zeit wichtig, seinen Azubi zu unterstützen und freizustellen, wenn es um die Vorbereitung und die Wettkämpfe der Meisterschaften ging.
Nächster Schritt Meisterschule
ZDH-Präsident Jörg Dittrich und ZVDH-Vizepräsident Jan Voges haben den Bundessieger und die weiteren Platzierten in Cottbus geehrt. Wer bei der Deutschen Meisterschaft erfolgreich ist, erhält nicht nur eine Urkunde, eine Medaille, einen Pokal und ein Erinnerungsgeschenk. Die beiden Erstplatzierten haben sich gleichzeitig für die nächste Dachdecker-WM qualifiziert. Die findet allerdings erst im Jahr 2026 statt. Landesmeister, Deutscher Meister, Handwerksmeister, so ist jetzt der Karriereweg von Valentin Bremer. Verbunden mit dem Titel des Landesmeisters war bereits ein Zuschuss, der sogenannte Bildungsbonus, für den Meisterkurs. „Der ist damit praktisch bezahlt und im nächsten Jahr geht es los mit der Meisterschule“, berichtet ein freudestrahlender Dachdeckergeselle.
Ein Traum bleibt noch
Folgt dann bald auch der Sprung in die Selbstständigkeit? „Erst einmal nicht“, erklärt Valentin Bremer. Sein beruflicher Traum geht momentan in eine andere Richtung. Außer, dass er gerne bouldert und Zeit im Fitnessstudio verbringt, ist er leidenschaftlicher Skiläufer. „Vielleicht ist es irgendwann möglich, im Sommer als Dachdeckermeister zu arbeiten und im Winter, wenn sowieso manches nicht geht auf dem Dach, als Skilehrer irgendwo in den Alpen.“ Das könnte doch eine ideale Kombination sein.
Sie interessieren sich für junge Dachdecker und Zimmerer? Dann lesen Sie unsere Story über Dachdeckermeister und Messebotschafter der Dach+Holz Dominik Nöcker.
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