Dachklempner Jürgen Landmann besteigt die Dächer der Welt
12. April 2022
Vom Kilimandscharo bis zum Mount Everest hat Jürgen Landmann die Gipfel der höchsten und bekanntesten Berge der Welt bestiegen. Und dabei so viel Erfahrung gesammelt, dass der gelernte Dachklempner heute auch Bergtouren anbietet.
Der jüngere Bruder hat ihn neugierig gemacht
Ein Dachhandwerker, der sich in der Höhe auskennt, das klingt zunächst nach keiner Besonderheit. Wenn es um eine Höhe von über 8000 Metern geht, ist das schon etwas anderes. Vor rund 30 Jahren entdeckte Jürgen Landmann das Klettern für sich. „Mein jüngerer Bruder hatte mir nach einer Kenia-Reise von der unglaublichen Ansicht des Kilimandscharo vorgeschwärmt. Also haben wir beschlossen, den Berg gemeinsam zu besteigen“, berichtet der heute 52-Jährige.
Gesagt, getan, zumindest halb. „Den Berg habe ich dann allein bestiegen. Mein Bruder fühlt sich nämlich nicht so sicher in der Höhe und ist dann doch lieber unten geblieben“, berichtet Dachklempner Jürgen Landmann, der sein Handwerk noch in der damaligen DDR erlernt hat.
Bergsteigen: ein Körper im Ausnahmezustand
Auch wenn der Kilimandscharo mit 5895 Metern nicht der höchste Berg ist, den Jürgen Landmann bestiegen hat, so war sein erster Aufstieg doch der schwerste. „Das war einfach unglaublich anstrengend. Eine solche körperliche Belastung in großer Höhe hatte ich zuvor noch nie erlebt und aushalten müssen.“
Das Erfolgserlebnis war dafür einzigartig. „Das Gefühl, wenn man es auf den Gipfel geschafft hat, ist einfach unglaublich. Das entlohnt für alle Mühen und Anstrengungen.“ Mit jedem nachfolgenden Aufstieg ist die gefühlte körperliche Belastung weniger geworden.
Doch auch, wenn sich der Hobbybergsteiger nach über 30 Jahren als Routinier bezeichnen darf, war er nicht immer vor Unfällen gefeit. „Einmal bin ich tatsächlich ein Stück abgestürzt, jedoch ohne mich ernstlich zu verletzen. Die Tour konnte ich unbeschadet fortsetzen und beenden.“
Für Einsteiger hat er einen wertvollen Tipp: nicht zu ungeduldig zu sein, nicht zu schnell zu weit kommen zu wollen. Das kann nicht nur gefährlich werden, sondern schlichtweg das ganze Erlebnis kosten, meint Landmann: „Auf dem Berg zu sein, den Berg zu erfahren und sein Ziel bei guter Sicht und dem richtigen Wetter zu erreichen, braucht manchmal Zeit und Geduld.“
Handwerk kann Leben retten
Für Jürgen Landmann haben das Bergsteigen und das Dachhandwerk einiges gemeinsam. „Ich bin gerne unter freiem Himmel. Das habe ich im Beruf als Dachklempner und auch bei meinen Klettertouren“, meint der Hobbybergsteiger. Außerdem profitiere er davon, sich auch bei mäßigem Wetter sicher in der Höhe bewegen zu können. Handwerkliches Geschick ist für Landmann zudem ohnehin wichtig, wenn man sich auf eine Bergtour begibt – etwa um die Ausrüstung reparieren zu können, die beim Aufstieg beschädigt wird.
„Auf dem Berg geht immer mal etwas kaputt. Das kann man dann nicht mal eben umtauschen oder neu kaufen. Wer Kleinigkeiten wie einen Reißverschluss reparieren kann, der ist echt im Vorteil“, erklärt der Bergsteiger. Tatsächlich hat ihm sein Geschick auch schon geholfen, als es einmal brenzlig wurde.
Auf 8600 Meter Höhe das Sauerstoffventil repariert
Auf dem welthöchsten Berg der Welt, dem Mount Everest, ist Landmann auf über 8.600 Metern Höhe das Ventil aus seiner Sauerstoffmaske gebrochen. „Das zu flicken war eine echte Herausforderung. Ich habe das Loch schließlich mit dem Papier eines Schokoriegels so gestopft, dass von außen auch weiter Luft in die Maske dringen, aber der wichtige Sauerstoff nicht austreten konnte.“
Handwerk oder Berg? Beides!
Obwohl Jürgen Landmann, der mit seiner Frau unter dem Namen „Abenteuer Outdoor“ eine Website zum Thema Bergsteigen betreibt, heute auch als Reiseexpeditionsleiter arbeitet, will er sich vom Dachhandwerk nicht trennen. „Ich mache meine Arbeit wirklich gerne und habe hohe Ansprüche an mein Tagwerk“, erklärt Landmann.
Arbeitgeber unterstützen seine Expeditionen
Rückhalt und Treue seiner Arbeitgeber scheinen das zu bestätigen. Wenn Jürgen Landmann wieder einer seiner Expeditionen plant, wird das bei der Klempnerei Puchelt & Fischer in Zeulenroda-Triebes, wo Landmann vom ersten Tag seiner Ausbildung an beschäftigt ist, bei der Projektplanung berücksichtigt.
Und auch die Stammkunden warten, bis der Hobbybergsteiger wieder daheim seiner Arbeit nachgeht. Dieses über Jahrzehnte gepflegte Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. „Dafür, dass ich jedes Jahr ein paar Wochen auf Tour gehen kann, achte ich im Job natürlich auch nicht auf Überstunden oder Wochenenden. Das versteht sich von selbst.“ Mit seiner Begeisterung fürs Dachhandwerk hat Jürgen Landmann auch Sohn Sebastian angesteckt. Der 22-Jährige ist Dachdecker und arbeitet in Bayern, wo die Bezahlung besser ist.
Ansteckende Bergsteigerträume
Auch Landmanns Liebe zum Klettersport hat sich schon übertragen. „Ein paar Kollegen konnte ich zum Felsenklettern animieren.“ In einer privaten Klettergruppe treffen sich Landmann und andere Hobbykletterer regelmäßig, um nicht ganz so gigantische Höhen in Angriff zu nehmen. Auf die Frage, welche Berge ihn noch reizen, antwortet Landmann wie selbstverständlich: „Die Ama Dablam im Himalaya. Ich habe diesen wunderschönen Berg bisher nur aus der Ferne bewundert.“
Nächste Tour geht wieder in den Himalaya
Auch die nächste geplante Tour führt Landmann in den Himalaya, allerdings auf den 7126 Meter hohen Himlung Himal. Wer es sich zutraut und sich selbst mal auf eine Bergexpedition begeben will, der findet auf Jürgen Landmanns Website Inspiration. Hier gibt es neben Erfahrungsberichten und Kontaktmöglichkeiten viele Fotos von den Dächern der Welt zu bestaunen.
Sie interessieren sich für Hobbys von Dachdeckern? Dann lesen Sie unsere Story über eine Dachdeckermeisterin, die Autorennen fährt.