Dachdeckerhandwerk extrem – Historische Sanierung der Batman Kirche
Die Batman Kirche, die von Jürgen Degan saniert wird

Historische Dachsanierung – auf der Batman-Kirche

14. Juni 2018

Mit etwas Phantasie kann man sich einiges Unheimliche vorstellen, wenn in der Stille der Dämmerung ein großer Vogel zwischen den beiden achteckigen Türmen der Batman-Kirche segelt. Deren Markenzeichen: Allein die Dachhöhe macht mehr als die Hälfte der Höhe des gesamten riesigen Kirchenbaus aus. Den richtigen Namen der St.-Johannis-Kirche kennt niemand so richtig, sie wird im Volksmund nur „Batman-Kirche“ genannt.

Hier und auf vielen anderen historischen Dächern der Umgegend rund um Würzburg sind die Mitarbeiter von Jürgen Degan zu Hause. Einige von ihnen sind ausgebildete Fassadenkletterer. Sie hängen sich mit ihren Leitern in die Dachhaken ein und rücken so Stück um Stück in die Höhe. Die Meter zum nächsten Dachhaken bleiben bis zum erneuten Vertäuen weiter oben ungesichert. Die potenzielle Fallhöhe ist die Entfernung vom letzten passierten Dachhaken mit zwei multipliziert, denn der Sicherungspunkt des Seiles entfernt sich beim Aufstieg zunächst mit jeder Sprosse der Dachleiter.

Schwerpunkt historische Dachsanierung

Jürgen Degan ist jahrzehntelang auf solche und andere Dächer geklettert. Hat als Dachdecker angestellt gearbeitet. Nun hat er einen Dachdeckerbetrieb übernommen, der einen Namen zu verteidigen hat in der historischen Dachsanierung. Derart steile Dächer wie das der Batman-Kirche sind also bei der Thilo Hammer GmbH seit mehr als 90 Jahren keine Seltenheit.

Wie kam es zum Kauf dieser Firma? Der vielseitig interessierte Jürgen Degan engagierte sich privat in einem kleinen Fußballverein. Dort kannte man ihn als Rechner mit spitzem Bleistift und als umgänglichen Kerl. So auch der „Schwarzbach Heinz“, wie man auf fränkisch die Namen in Reihenfolge mit dem Nachnamen beginnend spricht. „Also da kam eines Tages der Schwarzbach Heinz auf mich zu und meinte, da steht eine Dachdeckerfirma zum Kauf. Das passt genau für Dich.“ Thilo Hammer in Arnstein bei Würzburg musste aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und suchte schon lange einen Nachfolger.

Jürgen Degan eklärt, wie er traditionelles Handwerk mit modernen Methoden vereint.
Jürgen Degan ist der neue Chef des Betriebes Thilo Hammer. Die Mitarbeiterzahl hat sich seit der Übernahme mehr als verdoppelt.

Hohe Qualität in der historischen Dachsanierung

Hammer und Degan verstanden sich gut und führten die Geschäfte zunächst einige Jahre gemeinsam, bis Degan dann im vergangenen Jahr vollends übernahm. In der Übergangszeit hatte Degan quasi zwei Jobs: Tagsüber sie er auf den Baustellen gewesen und ab 17 Uhr habe er sich an den kaufmännischen Teil des Betriebes gesetzt.

Also vom Hammer Thilo habe er wirklich viel gelernt, sagt der 49-jährige Dachdecker und Kunde der DEG Süd zufrieden. „Das war eine richtig gute Zusammenarbeit mit ihm.“ Der Betrieb Thilo Hammer, gegründet von dessen Vater Anton Hammer, hatte sich über die mehr als 90 Jahre seines Bestehens vor allem bei der historischen Dachsanierung einen Namen gemacht. Wenn es darum gehe, werde seine Firma als erste im Umkreis gefragt, sagt Jürgen Degan. Zahlreiche historische Dachsanierungen zeugen von der hohen Qualität der Umsetzung. Vor allem Schieferdächer werden nachgefragt.

Als Jürgen Degan in die Firma einstieg, wollte er erst einmal das Team kennenlernen. Er arbeitete ein halbes Jahr mit auf den Baustellen, sah die individuellen Stärken der Mitarbeiter. Heute sagt er, dass er aufgrund dieser Erfahrung die Teams gut zusammenstellen und einteilen könne. „Es ist ja auch wichtig, alle gut zu kennen“, sagt er. Das ehedem bei seinem Firmeneintritt aus neun Dachdeckern bestehende Team hat sich heute auf 25 Mitarbeiter erweitert. Die Bürocrew ist dabei noch gar nicht mitgezählt. 

Gute Personalführung als Basis für erfolgreiche Arbeit

Zur Personalführung sagt Degan, dass es wichtig sei, dass sich alle wohlfühlen können. „Urlaube werden grundsätzlich genehmigt“, sagt er zu einem Schlüsselthema. „Denn ich habe ja nicht nur für die insgesamt 30 Angestellten zu sorgen, sondern auch für deren Familien“, sagt er. Dieser Verantwortung sei er sich bewusst und die Urlaubsplanung greife stark ins Räderwerk der Familien ein. Neulich wollte ein Mitarbeiter etwas geliehen haben und bevor er das zu Ende formulieren konnte, sagte Jürgen Degan schon „Ja“. Da fragte der Mitarbeiter, dass er ja noch gar nicht wisse, worum es sich handele. Da antwortete Degan: „Meine Frau willst Du ja wohl nicht und Geld hab‘ ich keins. Alles andere hier kannst Du haben!“ – Überraschtes Gelächter.

„Die Arbeit muss Spaß machen“, sagt Jürgen Degan, „und das geht nur, wenn ich den Leuten Gestaltungsspielraum gebe. Das geht mir doch genauso.“ Da sei beispielsweise der „Peter Kai“, der sich eine Akte für ein anstehendes Bauvorhaben schnappte und später mit genauem Aufmaß und exakter Rechnungsstellung für die Materialien zurückkam. „Der Mann ist erfahren, ich muss dem nicht sagen, welche Schritte zu diesem Ergebnis führen“, sagt Jürgen Degan.

Ein leichter Kran wird bei historischen Dachsanierungen gebraucht

„Der André, der Floh und der Andreas“, das seien seine Kranfahrer. „Auch die kennen sich perfekt aus!“ Der Stolz des Betriebes ist ein Kran mit 46 Metern Gesamthöhe, der aber ein Leichtgewicht aus Alu ist: Er wiegt bloß 15 Tonnen. Vergleichbare Kräne kämen auf das Vierfache des Gewichtes. Aber aufgrund des sensiblen Untergrundes, insbesondere rund um Gebäude für historische Dachsanierungen, ist ein Leichtgewicht umgänglicher und ohne Risiko, beispielsweise für den darunter liegenden historischen Gewölbekeller. 

Als seine „rechte Hand“ bezeichnet er seinen Bauleiter, den „Schäfer Michel“. „Das ist wirklich wichtig, jemanden dabei zu haben, mit dem man auch mal ein Bauprojekt durchdiskutieren kann. Wir sind häufig nicht einer Meinung“, aber das habe immer konstruktive Debatten zur Folge, sagt Degan. Der 42-Jährige ist seit dreieinhalb Jahren mit dabei. 

Michel Schäfer unterstützt Jürgen bei der historischen Sanierung
Mit dabei ist Michel Schäfer, seit mehr als drei Jahren die rechte Hand von Degan.

Außer drei erfahrenen, langjährigen Mitarbeitern, die über 50 Jahre alt sind, seien die anderen alle zwischen 23 und 35 Jahren alt. Unter ihnen sind auch Zimmerer und Spengler. Alle haben ihr Spezialgebiet, mit dem sie sich besonders gut auskennen. Weiterbildung ist stets erwünscht. Auch Jürgen Degan hat sich jüngst zum Blitzschutzfachmann weitergebildet. Er kann nun Blitzschutzanlagen planen, prüfen und bauen. In die Zukunft geschaut sei es einzig schwer, Lehrlinge zu bekommen. Das sei auch in seiner Truppe, in der man sich gut einfinden könne, kompliziert.

Kletterübungen für den Chef auf der Batman-Kirche

Zurück zur Batman-Kirche: Dort oben sei er mal von seinen Mitarbeitern getestet worden. Sie hätten ganz oben an der Spitze ein Problem, sagten sie und wollten, dass er sich das selbst genauer anschaut. Jürgen Degan kletterte den gesamten Kirchturm rauf, schob die Leitern hoch, hängte sie in die Dachhaken ein und sicherte sich mit dem Seil. Oben angekommen sah er den nichtigen Grund seiner Kletterbemühungen und fragte sofort: „Na, wer hat von euch die Wette gewonnen, dass ich es hier hoch schaffe?“ – Erstaunte Blicke, Gelächter.

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