Holzbau trifft Stahl: Bürogebäude in Holz-Hybrid-Bauweise
9. September 2021
Das Gebäude entsteht in der sogenannten Cree-Bauweise, bei der vorgefertigte Holz-Beton-Verbundelemente zum Einsatz kommen“, erklärt Michael Frühauf, Projektleiter Objektbau bei Holzbau Henz, Mitgliedsbetrieb der DEG Alles für das Dach eG. „Das hat zahlreiche Vorteile: Der hohe Vorfertigungsgrad ermöglicht kürzere Bauzeiten sowie Kosten- und Planungssicherheit. Durch den Einsatz des Baustoffs Holz wird die CO2-Bilanz des Gebäudes verbessert. Zusätzlich fallen weniger Abfälle beim Bau an, was ebenfalls der Umwelt zugute kommt. Und schließlich zeichnet sich das fertige Gebäude durch ein angenehmes und gesundes Raumklima aus – um nur einige Vorteile zu nennen.“
Holzbau für natürliche und wohnliche Atmosphäre
Beim Projekt „Allegra“ entschied sich der Bauherr für ein sichtbares statisches Tragwerk und Aussteifungen in Brettschichtholz. Auf aussteifende Innenwände wurde dagegen verzichtet, um die Gestaltungsmöglichkeiten der Innenräume komplett für zukünftige Mieter offenzuhalten. Dadurch überwiegt im Inneren der beiden Gebäudeteile die Holzoptik, die für eine natürliche und wohnliche Atmosphäre sorgt. Die Flachdächer sind größtenteils unbegehbare, extensive Gründächer mit einem speziellen Substrat, das Regenwasser absorbiert. Eines der Gebäude bekommt außerdem eine Loggia.
Vorgehängte Fassade aus Trespaplatten und Holzlisenen
Eine weitere Besonderheit des Gebäudekomplexes ist die doppelte Fassade: Sie wurde durch Holzbau Henz bereits in der Werkstatt in Trierweiler vorgefertigt – und zwar als komplett fertiges Wandteil. „Die bisher gefertigten Cree-Wandelemente der vorherigen Projekte wurden aus Brettschichtholz, Fermacell-Platten, einer Dämmschicht aus Zellulose und der Innenverkleidung aus Gipskarton aufgebaut. Für dieses Projekt haben wir auf die Fermacell-Schicht zusätzlich die Fassade vormontiert.“ Sie besteht aus Trespaplatten und ist eine vorgehängte Holzlisenen-Konstruktion. „Das sieht besonders edel und gleichzeitig natürlich aus, so, als sei das Bauwerk ein natürlicher Teil der Umgebung“, erklärt Michael Frühauf.
Deckenheizung und -kühlung sind integriert
Ein weiterer Vorteil für den Bauablauf ist der Vorfertigungsgrad der Deckenelemente. Die aktivierten Cree-Deckenelemente müssen lediglich noch auf der Baustelle angeschlossen werden. Aktiviert bedeutet, dass Deckenheizung und -kühlung bereits integriert sind. „Außerdem lässt die nahezu hundertprozentige Vorfertigung eine gerüstlose Montage zu. Das spart Kosten und die Arbeiten an den Außenanlagen können parallel laufen. Das freut den Investor“, erklärt Frühauf.
Über 600 Einzelelemente für Fassade, Fenster und Decken
„Insgesamt entstanden 2.700 Quadratmeter Wand in unserer Werkstatt, also etwa 140 einzelne Wand-Fassadenelemente“, berichtet Michael Frühauf. Hinzu kommen rund 260 Fenster- und 212 Deckenelemente. „Allein die Holz-Beton-Verbund-Deckenelemente ergeben rund 5.000 Quadratmeter Fläche!“ Auch die Materialmenge ist beeindruckend: Rund 850 Kubikmeter Holz wurden verwendet, hinzu kommen etwa 90 Tonnen Stahlbauteile. „Es brauchte 130 Fuhren mit dem Sattelzug von unserer Werkstatt zur Baustelle, um diese ganzen Einzelelemente zu liefern“, erzählt Frühauf.
Niedrigenergiestandard und Brandschutz: in Cree-Bauweise kein Problem
Damit aus diesem überdimensionalen 3D-Puzzle am Ende ein zweiteiliges Bürogebäude wird, braucht es einiges an Erfahrung und Überblick – insbesondere deswegen, weil es spezielle Vorgaben hinsichtlich Brandschutz und Energieeffizienz zu erfüllen gilt. „Wir errichten das Haus im Niedrigenergiestandard, da in Luxemburg seit 2019 alle funktionalen Neubauten mit nahezu null Energieverbrauch auskommen müssen“, sagt Michael Frühauf. „Dafür ist die Cree-Bauweise prädestiniert, denn die Einzelelemente werden nach Passivhaus-Konstruktionsprinzipien gebaut.“
Auch für den Brandschutz ist die Holz-Hybrid-Konstruktion von Vorteil: „Im Brandfall verkohlt die Holzoberfläche und schützt das darunterliegende Material, sodass die Komponenten ihre tragenden Eigenschaften behalten. Zudem dient die Betondeckschicht der Verbundelemente als Brandschutzsperre zwischen den Geschossebenen“, erläutert der Diplom-Ingenieur.
Sechs Tage Arbeit pro Etage
Schon bald wird der moderne Bürokomplex fertig sein. Rund sechs Tage braucht das Team von Holzbau Henz pro Etage – gegen Ende des Projektes waren es sogar nur noch vier. Dann beginnt der Innenausbau durch Elektriker, Maler und Co. „Gutes Wetter kommt einem schnellen Baufortschritt entgegen, aber auch bei den teilweise widrigen vorherrschenden Witterungsbedingungen konnten wir die Zielvorgaben erreichen.
Der Sommer in diesem Jahr war nicht immer so gut planbar wie sonst, trotzdem sind wir gut vorangekommen, und auch der Bauherr ist sehr zufrieden“, resümiert Michael Frühauf. Für ihn steht fest: „Die Holz-Hybrid-Bauweise ermöglicht es, Holzbauprojekte wirtschaftlich und architektonisch anspruchsvoll umzusetzen. Das Ergebnis wird sicherlich auch weitere Auftraggeber und Mieter bei ähnlichen Holzbauprojekten überzeugen.“
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