Betriebsgelände im schönsten Dachdecker-Look gestaltet
28. Mai 2020
„Schon mehr als einmal haben Durchreisende bei uns auf dem Hof einen Stopp eingelegt, um Fotos zu machen“, erzählt Seniorchef Frank Henke. Grund dafür ist die konsequente Gestaltung seines Betriebsgeländes im schönsten „Dachdecker-Look“.
Was geht: Dachdecker zeigt es an den eigenen Gebäuden
„Wir zeigen einfach nur, was möglich ist“, so das eher bescheiden klingende Statement des Dachdeckermeisters. Eine echte Untertreibung: Die Fassade des Hauptgebäudes zieren Dachdecker-Zunftzeichen und das Gründungsdatum des Betriebs, der 3. September 1990. Die Dacheindeckung ist verlegt mit schilfgrünen, glasierten Biberschwanzziegeln, 15,5 x 38 Zentimeter von Dachkeramik Meyer-Holsen. Die Dachgauben sind mit Kehlen aus diesen Biberschwanzziegeln gestaltet und die Gaubenfronten mit Schiefer bekleidet. Konsequent in grünen Biberschwänzen ist auch das Mansarddach des offenen Materiallagers eingedeckt.
Zum schönsten „Dachdecker-Look“ der Gebäude gesellt sich eine klare, penible Ordnung auf dem gesamten Gelände als zweites sichtbares Markenzeichen. Diese Ordnung herrscht auch im Büro des Betriebs. Die Auftragsmappen sind so exakt auf dem Tisch platziert, als seien auch hier die Fachregeln des Dachdeckerhandwerks der Maßstab für das Auslegen der Mappen gewesen. Und schon die Menge dieser Auftragsunterlagen macht deutlich: Die Auftragsbücher des Betriebs sind voll.
Etwas konservativ: Ordnung ist für den Dachdecker das halbe Leben
„Wir sind hier eigentlich etwas konservativ“, meint Dachdeckermeister Henke fast entschuldigend. Konservativ heißt bei Henkes, dass einfach Ordnung im Betrieb und den Abläufen herrscht. Ganz und gar nicht konservativ ist hingegen das Leistungsportfolio des Innungsbetriebs. Neben der klassischen Dacheindeckung, in erster Linie für Privatkunden, gehören auch die Fassadenbekleidung, die energetische Gebäudeoptimierung, Solartechnik mit und ohne Speichersysteme sowie Gründächer zu den Angeboten des Familienbetriebs. Übrigens ist das Unternehmen für die Energieberatung zertifiziert.
Auch die Tochter kann anpacken und Dächer decken
Apropos Familienbetrieb: Sohn Falk Henke hat ebenfalls die Ausbildung zum Dachdecker absolviert, danach 2004 die Meisterprüfung in Mayen abgelegt und der Vollständigkeit halber gleich noch den Zimmerer-Meisterbrief in Kassel erarbeitet. Wie es auch in der Landwirtschaft üblich ist, führt einer der Nachkommen den Betrieb weiter. Und das ist eben Falk Henke. Seine Schwester Arlette hat sich für die Karriere im Hörsaal anstatt auf dem Hörsaal-Dach entschieden: Sie arbeitet erfolgreich als promovierte Rechtsanwältin. „Aber sie kann genauso anpacken und Dächer decken“, berichten die stolzen Eltern Henke.
Der Unruhestand naht für den Dachdecker-Senior und seine Frau
Der Vergleich mit der Landwirtschafts-Tradition kommt nicht von ungefähr. Sowohl Frank Henke als auch seine Ehefrau, ohne die laut Henke im Betrieb gar nichts geht, kommen eigentlich aus der Landwirtschaft. Und spätestens wenn Frank Henke nächstes Jahr in Rente geht, wird sich der Kreis schließen und der wohlverdiente Unruhestand beginnt. Langeweile droht Henke ohnehin nicht. „So ganz nebenbei“ ist er im Beirat des Dachdecker-Einkaufs Ost in Dresden, Jagdvorsteher und stellvertretender Ortsbürgermeister von Rathmannsdorf.
Dachdecker sein und Rinderzüchter
Anstatt wie andere Rentner Briefmarken zu sammeln oder in Unbeweglichkeit vor dem Fernseher zu erstarren, haben die Henkes genug zu tun auf ihrem 75-Hektar-Hof. „Ich habe mir vor ein paar Jahren mal ein paar Angus-Färsen gekauft.“ Inzwischen ist daraus ein riesiger Laufstall mit einer Herde von 42 Rindern geworden. „Die Eindeckung des Stallgebäudes haben wir natürlich selbst in die Hand genommen.“ Dass dieser Hof fest in Dachdecker-Hand ist, zeigen die Fassaden der Gebäude. Hier wurde die hohe Kunst des Schieferdeckens ausgiebig praktiziert. An jeder Fassade gibt es mindestens ein Bildmotiv, das mit Schieferplatten realisiert wurde.
Engagement ist Ehrensache für den Obermeister
Die Frage, warum der Betrieb Innungsmitglied ist, wird von Vater und Sohn fast gleichzeitig beantwortet: „Wer mit Leib und Seele Handwerker ist, muss sich einfach auch über den Beruf hinaus für sein Handwerk engagieren.“ Gesagt, getan: Falk Henke war sechs Jahre lang stellvertretender Obermeister der Innung Sächsische Schweiz und ist seit 2015 deren Obermeister.
Damit die Tradition der Dachdecker auch in den eigenen Reihen gesichert bleibt, kann Falk Henke bei Schulbesuchen und Berufs-Infoveranstaltungen schon jetzt auf seine Söhne zählen. Sowohl der 11-jährige Lennox als auch der fünf Jahre junge Liam tragen die schwarzweiße Zunftkleidung voller Stolz und verblüffen interessierte Schüler beim Schlagen von Schieferherzen. Und die Frage, was die beiden denn später mal machen wollen, wird sofort beantwortet: „Dachdecker und Landwirt“.
Auf gute Nachbarschaft mit tschechischen Dachdeckern
Insoweit gibt es erst mal keine Nachwuchssorgen. Doch weitere Auszubildende zu finden, ist in der Region nicht einfach. „Bundespolizei, Bundeswehr und die Industrie hier können noch mehr finanzielle Anreize bieten als wir Dachdecker“, bedauert Falk Henke. Und auch aus dem nur einen Ziegelwurf entfernten Tschechien ist kein Dachdecker-Nachwuchs zu erwarten. „Auch dort ist Handwerks-Nachwuchs begehrt und die Auftragsbücher sind voll.“ Damit ist auch gleich die Frage nach der Konkurrenzsituation beantwortet: „Unsere Kollegen in Tschechien haben gut zu tun und wir kamen uns noch nie ins Gehege. Wir sind seit jeher gute Nachbarn.“
Wie kam eigentlich Landwirt Frank Henke dazu, in der damaligen DDR das Dachdeckerhandwerk zu erlernen? „Wir waren eben der Arbeiter- und Bauernstaat und so war das Handwerk durchaus angesehen – und genoss auch manche Privilegien.“ Auf den Tag genau einen Monat vor der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wagte Frank Henke den Schritt in die Selbstständigkeit – zusammen mit einem Gesellen und einem Auszubildenden. Ein Jahr später war die Belegschaft auf neun Köpfe angewachsen, nach zwei Jahren standen 14 Mitarbeiter auf der Lohnliste.
Prinzipientreu ist der Dachdecker-Betrieb über die Jahre gewachsen
Heute sind seine 19 gewerblichen Mitarbeiter in der gesamten Region tätig, decken, sanieren und warten Dächer und Fassaden – vom Einfamilienhaus über Industriegebäude bis zu denkmalgeschützten Häusern. Unterstützt werden sie vom vierköpfigen Verwaltungs-Team. Immer weiter gewachsen ist der Betrieb also über die Jahre. Doch die Basis ist und bleibt die Tradition. Diese wird bei der Dachdeckerei Henke gelebt. Tradition ist so nicht nur eine lieb gewordene Angewohnheit, sondern schlichtweg das Erfolgsrezept für das sächsische Familienunternehmen.
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