Holzmodulbau: mobile Gebäude schnell und flexibel realisieren
2. Juli 2019
Ein neuer Auftrag wie gemacht für den Betrieb Zimmerei-Holzbau Schäfer aus Schlangen: Ein Mobilholzbau für das Nationalpark-Forstamt Eifel. Deren Mitarbeiter sind bislang am Standort in Schleiden-Gemünd provisorisch in alten Metallcontainern untergebracht, was dem Team nicht länger zugemutet werden sollte. So ist ein zweigeschossiger Holzmodulbau auf 294 Quadratmeter Grundfläche entstanden, der Platz für neun Einzelbüros, einen wissenschaftlichen Arbeitsraum, eine Teeküche sowie Lager- und Sanitärräume bietet.
Holzmodulbau eignet sich hervorragend für temporäre Nutzung
Ein wichtiges Kriterium für den Neubau war für den Bauherrn Wald und Holz NRW, dass auch dieser nur zur temporären Unterbringung von Personal dienen soll, da eine Standortverlagerung des Forstamts ins nahe Vogelsang in den nächsten fünf Jahren ansteht. Deshalb wurde von Anfang an Wert auf ein schlüssiges Nachnutzungskonzept gelegt und die Modulbauweise gewählt. So wird es möglich sein, die insgesamt 16 Module später wieder abzubauen und an einem anderen Ort wieder gemeinsam oder einzeln neu zu nutzen. „Wir können das Gebäude in ein, zwei Wochen komplett wieder abbauen“, erläutert Helmut Schäfer, Inhaber und Zimmerermeister bei Schäfer.
Brückenkräne und eine neue Fertigungshalle für Holzmodulbau
Die Mobilität und flexible Nutzung machen den Holzmodulbau für kommunale Institutionen aber auch für private und gewerbliche Kunden attraktiv. So hat der klassische Zimmereibetrieb sich in den letzten drei Jahren ein lukratives neues Standbein aufgebaut. „Das erste Projekt war für die Stadt Lage eine Flüchtlingsunterkunft“, erinnert sich Schäfer. Da die Flüchtlinge ja möglichst schnell in normale Wohnungen umgesiedelt werden, ist das Thema Nachnutzung wichtig. Dort gibt es Ideen, die Module etwa als Umkleidekabinen für Sportvereine, Lehrräume oder auch als Kindergarten- oder Schulerweiterungen zu nutzen. Bei Schäfer haben sie sich damals direkt gefragt, wie sie ein neues Geschäftsfeld aufbauen können. Im Ergebnis wurde eine weitere Fertigungshalle gebaut und mit zwei Brückenkränen ausgestattet, der Lasten bis zu zehn Tonnen heben. Hinzu kamen zwei moderne Abbundanlagen für die Vorfertigung der Module.
Decken aus Brettschichtholz und Dämmung aus Holzfasern
„Das ist die Basis dafür, dass wir auch beim Eifel-Projekt von der Planung über Ingenieurgutachten, Bauantrag bis zur Realisierung und Schlüsselübergabe alles aus einer Hand mit unseren Partnern umsetzen konnten“, erklärt Schäfer. Entstanden ist eine Art Mustergebäude für Kommunen, denn der Auftraggeber Wald und Holz NRW verkauft ja selber Holz. So ist auch im Innenausbau viel mit dem Naturmaterial realisiert worden, von den Decken aus Brettschichtholz über die Dämmung mit Holzfasern bis zur Treppe, den Fußböden und der Küche. Vier Monate dauerte die Bauzeit, vor allem in der Vorfertigung. Der Aufbau vor Ort selbst geschah an einem Tag. In zwei Partien, Erdgeschoss und Obergeschoss, kamen die Module per Auflieger zur Baustelle. „Dabei ist die Modulbreite auf drei Meter limitiert, damit wir keine Sonderfahrerlaubnisse für den Transport brauchen“, sagt Schäfer.
Dachdecker-Einkauf bietet Fachberatung und Materiallieferung
Von Beginn an unterstützt hat das Projekt Werner Wiechers von der DEG Dach Fassade Holz eG. Er ist gelernter Zimmerermeister und Bereichsleiter Holz am Standort Fuldabrück. „Ich kenne den Betrieb Schäfer seit 25 Jahren. Wir haben alle Materialien geliefert und ich habe vorab auch in der Beratung mitgewirkt“, sagt Wiechers. So gelang es ihm etwa, den Architekten von einer Holzfaser-Dämmung oder einer Brettschichtholz-Decke zu überzeugen. „Brettschichtholz ist für die Statik besser, braucht keine Zwischendämmung und ist Teil einer FSC zertifizierten regionalen Wertschöpfungskette. Auch der Preis ist besser bei gleicher Qualität.“ Wiechers unterstützt seine Kunden, indem er sein Know-how einbringt. „Ich war während des Projekts wöchentlich vor Ort im Betrieb. Für mich ist die fachliche Beratung und Begleitung der entscheidende Mehrwert, den wir als an Zielgruppen orientiert agierender Fachhandel bieten können.“
Auch die Übergabe beim Eifel-Projekt brauchte nach dem Aufbau der Holzmodule gerade einmal eine Woche. Dann lief die Spülung, auch die Elektrik und alle Türen schließen. „Wir können das so schnell machen, weil wir mit verlässlichen Partnern aus anderen Gewerken kooperieren. Da sind die Räume dann wirklich bezugsfertig für den Kunden“, berichtet Schäfer.
Holzmodulbau: Gebäude haben Lebensdauer bis 70 Jahre
Im Bereich Holzmodulbau erstellt der Betrieb Schäfer mit seinen 18 Mitarbeitern, vor allem Zimmerer und Bautischler, inzwischen Wohnhäuser, Ferienhäuser oder Bürogebäude. Sogar ein sogenanntes Tiny House mit gerade einmal 24 Quadratmetern Grundfläche wurde schon realisiert. Dieser Bereich des Bauens verabschiedet sich von der Vorstellung, große Betongebäude für die Ewigkeit zu bauen. Das passt, gerade auch in Zeiten des demografischen Wandels. „Da wohnen ältere Menschen allein auf 180 Quadratmetern, weil die Kinder ausgezogen sind. In Holzmobilbauweise könnte einfach die obere Etage abgebaut und verkauft oder woanders genutzt werden“, sagt Schäfer. Weitere Vorteile: Die Haltbarkeit der Holzgebäude liege bei 50 bis 70 Jahren, Vorgaben der Energieeinsparverordnung seien problemlos einzuhalten. Oder die Gestaltung der Fassade: Da ist von Verputz bis zu Aluminium vieles möglich. Beim Eifel-Projekt etwa sind die Fassadenecken aus Aluminium für eine besondere ästhetische Anmutung.
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