Hausbau mit Massiv-Holz-Mauern: Ökologisch und individuell
11. Juli 2024
Eine sowohl nachhaltige als auch einfache Alternative zur konventionellen Nassbauweise mit Stein und Beton: Das ist der Gebäudebau mit Massiv-Holz-Mauern (MHM). Das Team der Hoch4 Holzbau GmbH & Co. KG betreibt im nordrhein-westfälischen Oelde ein modernes Werk zur Produktion der mehrlagigen Rohwandplatten, mit denen sich Holzhäuser in allen möglichen Größen und Formen errichten lassen. Bei der Umsetzung von Bauprojekten kooperiert der Betrieb mit regionalen Zimmereien.
Ohne Leim und Chemie
Wer ein Haus bauen will, hat die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichen Baustoffen. „Viele Bauherren sind dem Baustoff Holz gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt“, sagt Malte Schürmann, Vertriebsleiter von Hoch4 Holzbau. „Sie wollen aber kein Haus mit hohlen Wänden, dichten Folien und Verklebungen. Da sind unsere Massiv-Holz-Mauern eine gute Alternative.“ Bei MHM handelt es sich um massive Mauern aus naturbelassenem Holz, die komplett ohne Leim und Chemie auskommen. Dabei werden die einzelnen Bretter (Seitenware) Lage für Lage kreuzweise zu einer Rohwandplatte geschichtet, bis die gewünschte Stärke erreicht ist. Die einzelnen Schichten werden mit Aluminiumrillenstiften vernagelt, die so für die nötige Stabilität sorgen.
Neustart mit mehr Teamgeist
Gut 20 Jahre ist es jetzt her, dass der Maschinenbau-Unternehmer Hans Hundegger dieses Prinzip inklusive der zur Umsetzung benötigten Maschinen entwickelt hat. Heute gibt es an mehreren Standorten in Europa speziell konstruierte Fertigungslinien für Massiv-Holz-Mauern. Eine davon steht seit 2014 in Oelde. Ursprünglich als „MHM & Abbund Zentrum Oelde GmbH“ gestartet, übernahm im Januar 2022 der westfälische Kaufmann Reiner Müller das Geschäft von den damaligen Eigentümern.
Steigerung von Produktivität und Innovationskraft
Unter der Regie des heutigen Geschäftsführers Uwe Kastrup veränderte sich vieles zum Positiven. Ein starker Teamgeist führte zu einer harmonischeren und effizienteren Zusammenarbeit. Die Belegschaft arbeitet heute in einem Umfeld, das von Vertrauen, Transparenz und gegenseitiger Unterstützung geprägt ist. Der neue Teamgeist hat auch die Produktivität und Innovationskraft des Unternehmens gesteigert. Interessierte haben die Möglichkeit, das neue Team kennenzulernen. Regelmäßige Informationsabende und Werksführungen bieten Gelegenheiten, sich ein persönliches Bild von den Veränderungen und der aktuellen Arbeitsweise zu machen.
Alles, was mit Holz zu tun hat
Neben einem geräumigen Bürogebäude befindet sich auf dem Betriebsgelände die gut 3500 Quadratmeter große Produktionshalle, deren Kernelement eine leistungsstarke Stababbund-Anlage ist. „Wir produzieren hier Massiv-Holz-Mauern und haben daran angeschlossen eine eigene Zimmerei“, erläutert Betriebsleiter Matthias Böhmer. Wer also ein Haus bauen möchte, egal ob Privatperson, Wohnungsbaugesellschaft oder öffentlicher Auftraggeber, kann das komplett von Hoch4 Holzbau planen, produzieren und aufstellen lassen. „Auf dem Bau kümmern wir uns dann um alles, was mit Holz zu tun hat“, macht der Betriebsleiter deutlich. „Darüber hinaus übernehmen wir auf Wunsch die Dämmung mit ökologischen Dämmstoffen.“
Intensive Planung, kurze Bauphase
Für den Innenausbau kommen dann andere Gewerke mit ins Boot. Mit denen im Vorfeld aber schon intensive Abstimmungen stattgefunden haben, denn egal ob Bodenplatte, Fenster, Fassade, Elektrik, Heizung oder Sanitärleitungen: „Im Prinzip muss alles schon einmal durchdacht sein, bevor wir hier auf den Knopf drücken“, erläutert Böhmer. „Bei uns ist letztlich die gesamte Wand Installationsebene, nicht nur bestimmte Stellen. Die benötigten Schlitze und Aussparungen müssen wir schon direkt bei der Produktion mit einfräsen.“ Die Planung eines Hauses mit Massiv-Holz-Mauern ist daher tendenziell etwas aufwändiger als bei klassischen Bauprojekten. Dafür ist die Bauphase deutlich kürzer. „Wir brauchen weniger als eine Woche, ein Standard-Einfamilienhaus zu produzieren. Der reine Rohbau ist dann in ein bis zwei Wochen aufgestellt.“
Zusammenarbeit mit regionalen Zimmereien
Eine weitere Möglichkeit, zu einem MHM-Haus zu kommen, ist für Bauherren der Weg zum örtlichen Zimmerer des Vertrauens. „Wir produzieren auch für regionale Zimmereien und stellen ihnen den benötigten MHM & Stab- Abbund zur Verfügung“, berichtet Malte Schürmann. Bestandteil solcher Kooperationen kann dann auch die planerische Vorarbeit sein – also zum Beispiel die Erstellung einer CAD-Zeichnung des Hauses. „Das ist immer ganz individuell, aber grundsätzlich versuchen wir auch kleinste Zimmereien mit technischem Support in die Lage zu versetzen, so ein Gebäude zu errichten“, sagt er. „Und bei Bedarf stellen wir auch eine Richthilfe.“
Holz aus der Region
Gearbeitet wird fast ausschließlich mit Nadelholz, das überwiegend von regionalen Lieferanten stammt, vor allem von der DEG Dach-Fassade-Holz eG in Münster, wo das Unternehmen auch Mitglied ist. Zwar wird im Vergleich zum Holzrahmenbau relativ viel Holz benötigt: „Aber die Massiv-Holz-Mauern werden aus Seitenware hergestellt“, betont Matthias Böhmer. „Das ist im Prinzip der Holzabfall im Sägewerk, darum können wir sagen: Es wird kein Baum extra gefällt, um eine MHM-Wand herzustellen.“ Ökologisch nachhaltig, individuell und mit guter Wärmedämmung: „Wir haben ein Bauprodukt, das die Kunden neugierig macht“, berichtet der Betriebsleiter. Trotz einer herausfordernden Marktphase seien darum die Auftragsbücher aktuell gut gefüllt.
Vielfältige Möglichkeiten
Üblicherweise werden bei Hoch4 Holzbau komplette Häuser in Auftrag gegeben. Möglich sind aber auch Aufstockungen, Anbauten oder wie im vorigen Jahr ein futuristisches Gartenhaus. „Alles, was mit konventionellen Baustoffen oder im Holzrahmenbau möglich ist, ist genauso auch mit MHM möglich“, macht Malte Schürmann deutlich. Das einprägsamste Projekt der jüngsten Vergangenheit war nach seiner Aussage der Bau einer Kita im ostwestfälischen Horn-Bad Meinberg. „Da haben wir mitten in der Innenstadt ein dreigeschossiges Gebäude errichtet“, erzählt er.
Anspruchsvolle Logistik
Bei dem Auftrag handelte es sich um einen Anbau an ein denkmalgeschütztes Gebäude, bei dem aufgrund von städtebaulichen Vorgaben unterschiedliche Giebel und Dächer umzusetzen waren. „Das war schon sehr komplex und darum auch sehr spannend“, sagt Böhmer rückblickend. Herausfordernd war unter anderem auch, dass auf der Baustelle wenig Platz war und die Logistik deswegen reibungslos funktionieren musste. „Wir liefern unsere Massiv-Holz-Mauern immer auf Innenlader-Paletten“, erläutert der Betriebsleiter. „Dadurch entfällt aufwändiges Abpacken auf der Baustelle. Wir haben es so organisiert, dass die vollen Paletten immer just-in-time ankamen und der Lkw die leeren gleich wieder mitnehmen konnte.“
Optimistischer Blick in die Zukunft
Gut zwei Jahre nach dem Neustart blickt das Team von Hoch4 Holzbau optimistisch in die Zukunft. „Die Entwicklung der vergangenen Monate stimmt uns zuversichtlich“, sagt Malte Schürmann und betont noch einmal, dass im Unternehmen heute ein anderer Wind wehe als vor der Übernahme. Als positiver Effekt mache sich außerdem bemerkbar, dass ökologisches Bauen immer wichtiger werde.
„Wir haben ein gutes Produkt, mit dem wir vielleicht im Moment noch eine Nische besetzen“, meint Schürmann. „Aber wir sehen, dass wir damit sehr gut Neugier erzeugen können.“ Für die Zukunft ist unter anderem geplant, verstärkt in den Geschosswohnungsbau einzusteigen und die Zusammenarbeit mit den Zimmereien in der Region weiter zu vertiefen. Für beides stehen die Aussichten nach Aussage des Vertriebsleiters nicht schlecht.
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