Holzhybridbau für Abgeordnetenbüros des Bundestages
Bild von Holzhybridbau-Bundestagsgebäude

Holzhybridbau für Abgeordnetenbüros des Bundestages

15. Dezember 2022

 · Gerald Weßel

Um dem dringenden Raumbedarf des Bundestages zumindest ansatzweise Herr zu werden, wurde in Berlin Mitte mit dem Luisenblock West ein neuer modularer Holzhybridbau eröffnet. Denn der 20. Deutsche Bundestag ist seit Ende 2021 Rekordhalter seiner Art: 736 Mandate und damit die größte frei gewählte nationale Parlamentskammer der Welt. 

Bild von Luisenblock West in Holzhybridbauweise
Der markante Holzhybridbau Luisenblock West liegt zwischen Paul-Löbe-Haus und Bundeskanzleramt. (Foto und Titelbild: Primus developments)

Raumnot wegen immer mehr Bundestagsabgeordneter

Doch immer mehr Abgeordnete kosten nicht nur reichlich Geld und werfen Fragen ob der Sinnhaftigkeit von Überhangmandaten auf, sondern sie brauchen vor allem eines für ihre Arbeit: genügend gut ausgestattete Büroräume. Und an diesen herrschte nach der letzten Bundestagswahl ein gravierender Mangel. Die bestehenden Gebäude in Berlin-Mitte, in denen die Abgeordneten sowie ihre Mitarbeiter und alles weitere für die Sitzungswochen nötige Personal untergebracht sind, platzten bereits aus allen Nähten. Der Luisenblock West deckt nun zumindest kurzfristig einen Teil des hohen Raumbedarfs des Bundestages – natürlich inklusive Solaranlage auf dem Dach.

Modularer Holzhybridbau

Der neue modulare Holzhybridbau Luisenblock West, liegt mitten im Regierungsviertel in direkter Nachbarschaft zu Bundeskanzleramt und Paul-Löbe-Haus, wo etwa die Ausschüsse tagen. In dem Neubau finden sich auf sieben Etagen rund 400 Büros. Alles in allem besteht der Komplex zu drei Vierteln aus Holz, lediglich für die Bodenplatte, die Technikräume im Erdgeschoss und das zentrale Atrium wurden Stahlbetonfertigbauteile verwendet . Vielkammeriges Herz des High-Tech-Baus sind die jeweils gut 20 Quadratmeter (3,20 x 6,75 Meter) großen Holzmodule für die einzelnen Büroräume.

Grafik von Aufbau des Gebäudes
Holzhybrid: In der Skizze lässt sich gut die Struktur erkennen aus Stahl und Beton unten und Holz darüber. (Foto: Primus developments)

470 Holzmodule wurden vorgefertigt

Der 70 Millionen Euro teure Luisenblock West beherbergt 470 Holzmodule. Bei Bedarf wurden zwei Module auch zu einem Doppelbüro verbunden. Jedes einzelne Element wurde seriell in einem Werk von Kaufmann Bausysteme in Berlin-Köpenick vorgefertigt. Die simple Struktur eines Bürobaus begünstigt mit der üblichen Aneinanderreihung der Modulboxen am Rande langer Gänge diese Konstruktionsideen, quasi ein Parlamentarier-Wabenbau aus Rechtecken.

Holz und Beton im Einklang

Das Materialkonzept der Innenräume folgt der Logik dieser Hybridkonstruktion, heißt: Die Rohbaumaterialien Holz und Beton bleiben in ihrer Dualität sichtbar und kein Baustoff wird im Nachgang versteckt. Dank dieser für den Regierungsbezirk ungewohnten Optik hat der Spreebogen einen spannenden Neuzugang erhalten. Denn der im Grundriss H-förmige Trakt sticht abseits seiner an sich zurückhaltenden silbernen Fassadenverkleidung auch nach außen dank farbiger Verglasung hervor. Diese soll laut den Architekten Leichtigkeit und spielerische Wirkung entfalten.

Bild von Treppenaufgang von Holzhybridbau Bundestagsgebäude
Zusammenspiel von Holz und Beton im Inneren des Gebäudes (Foto: Primus developments)

Luisenblock West: Rasch umgesetzt

Ende Dezember 2021 übergeben, steht der Holzbau für eine rasche Umsetzung. Im Mai 2020 erhielt der Entwurf von Sauerbruch Hutton in einem Vergabeverfahren des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) den Vorzug. Umgesetzt wurde der Bau in Holzmodulbauweise von Kaufmann Bausysteme und Primus developments – ein österreichisch-deutsches Kooperationsprojekt. Im Oktober 2020 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Nach nur 15 Monaten war alles bezugsfertig. Möglich war dies aufgrund der verwandten Konstruktionsmethode einschließlich Vorfertigung im Werk.

Bild von Verfertigung des Holzhybridbau-Bundestagsgebäudes
Einblick in die große Halle für die Vorfertigung, wo gerade ein Büromodul Gestalt annimmt. (Foto: Kaufmann Bausysteme)

Hoher Vorfertigungsgrad

Die Module weisen einen Vorfertigungsgrad von circa 80 Prozent auf. Werksseitig wurden Fensterelemente, ein Holzrahmen mit Wärmedämmung und integrierter Sonnenschutzanlage sowie eine Unterkonstruktion für die Fassadenverkleidung aus farbigem Glas eingebaut. Die restliche Außenhülle besteht aus wiederverwendetem Aluminiumblech und dient als Witterungsschutz für das Holz. Insgesamt wurden rund 450 Teile pro Modul vorinstalliert. Dies spart Zeit, Geld und hat jenseits ihrer derzeitigen Verwendung einen interessanten Vorteil gegenüber herkömmlichen Bürobauten: Die einzelnen Module können rasch ausgebaut und anderenorts wiederverwendet werden.

Bild von Elementen des Holzhybridbau-Bundestagsgebäudes
Hier wird eine Seitenwand in Position gebracht. (Foto: Kaufmann Bausysteme)

Lob vom Bundestagsvizepräsidenten

„Ich glaube, dass diese Form der Bauweise zukunftsweisend sein kann und dass sich auch Firmen ein Beispiel daran nehmen können“, empfahl Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) den Luisenblock West im Zuge der Eröffnung als Vorbild für eine ökologisch-ökonomisch gelingende Zukunft des Bauens. Auch die Fachleute überzeugt der Luisenblock West: Er ist für den diesjährigen Preis des Deutschen Architekturmuseums nominiert.

Bild von Fassade des Holzhybridbau-Bundestagsgebäudes
Die Rückseite des Holzhybrid-Anbaus, gelegen an der Berliner S-Bahn. (Foto: Primus developments)

Fichten aus nachhaltiger Forstwirtschaft

Für die Module wurden vor allem Fichten aus nachhaltiger Forstwirtschaft im Alpenland Österreich verwendet. Insgesamt stecken laut Projektentwickler gut 5 000 Kubikmeter Holz in dem Trakt an der Spree. Diese können bereits innerhalb der kommenden 15 Jahre im Wald ersetzt werden, wodurch erneut von rund 3 300 heranwachsenden Setzlingen 5 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid gebunden werden. In diesem Zuge entsteht eine neue Waldfläche von etwa 12,7 Hektar Größe.

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