Award Top-Job: Dachdecker-Familie hat besonderen Spirit
9. Juni 2020
Die Hanebutt GmbH hatte sich für das Siegel der aufwändigen Überprüfung des „Zentrums für Arbeitgeberattraktivität“ der zeag GmbH unterzogen. Schirmherr des „Top-Job“-Programms, an dem diesmal 100 mittelständische Firmen aus ganz Deutschland teilnahmen, ist der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel. Aus seinen Händen nahmen Henning und Heiner Hanebutt aus der Geschäftsführung das Siegel entgegen. Das Unternehmen darf es jetzt zwei Jahre tragen und bei der Außendarstellung einsetzen.
Eigene Pädagogin nur für die Auszubildenden
„Ja, das ist ein Top-Arbeitgeber. Gar keine Frage.“ Zufriedener als Julian Kadolph kann man mit seiner Ausbildung kaum sein. Für ihn hätte es keiner anspruchsvollen Überprüfung durch eine umfangreiche Befragung und detaillierte Auswertung gebraucht, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Wenn der 21-Jährige über seine Lehrzeit erzählt, gerät er ins Schwärmen: „Hanebutt hat mit Kristina Schwarz sogar eine eigene Diplom-Pädagogin im Team, die nur für die 21 Auszubildenden da ist. Ob es um den Umgang mit der Berufsschule, Prüfungsvorbereitungen oder Anmeldungen geht – sie ist immer ansprechbar.“
Damit nicht genug: Neuerdings verfügt die Firma sowohl über einen voll ausgestatteten Schulungsraum für die Theorie als auch über eine neu gestaltete Ausbildungswerkstatt für die Praxis. Hier können sich die Lehrlinge unter Anleitung von Lehrerin, Lehrmeistern und Gesellen auf die Prüfungen vorbereiten und alle Tricks und Kniffe des Berufes lernen.
Große Firma – und trotzdem „Chefs zum Anfassen“
Ein Beispiel von vielen, warum das Unternehmen aus Neustadt ein solch angesehener Arbeitgeber ist. Spricht man mit Mitarbeitern, hört man immer wieder vom „speziellen Hanebutt-Spirit“, von „Chefs zum Anfassen“, von der „Hanebutt-Familie“ – und das, obwohl der Mittelständler mit rund 250 Beschäftigten an mittlerweile vier Standorten wahrlich keine kleine Firma mehr ist. Obwohl also der Ruf schon gut war, stellte sich Hanebutt der externen Überprüfung im „Top-Job“-Programm: „Anstelle der regelmäßigen, in Eigenarbeit erstellten Mitarbeiterbefragungen wollten wir auch hier über den Tellerrand hinausschauen und wissen, wie wir im Vergleich zu Mittelständlern aus anderen Branchen dastehen“, berichtet der kaufmännische Leiter Sebastian Kehres. „Außerdem sucht unser Chef Henning Hanebutt stets nach Optimierungspotenzialen. Frei nach dem Motto: Das Bessere ist der Feind des Guten.“
Eine sehr detaillierte Überprüfung
Basis des „Top-Job“-Awards sind anonymisierte Befragungen sowohl der Unternehmensführung und der Personalabteilung als auch der Mitarbeiter. Das Votum der Beschäftigten wird dabei höher gewichtet. „Schon der Vergleich der Einschätzungen war für uns sehr interessant. Auch wenn am Ende dabei rauskam, dass wir eher dicht beieinander liegen“, so Kehres. Das heißt: Die Unternehmensleitung hat ein gutes Gefühl dafür, wie die Mitarbeiter „ticken“, was sie bewegt und was sie brauchen. „Hier und da waren wir auch ein wenig überrascht, wie positiv das Unternehmen von den Mitarbeitern gesehen wird“, freut sich Kehres. „Ich deute das als Zeichen, dass wir eine gesunde Bodenhaftung in unserem Selbstbild haben.“ Er betont auch, dass die Erhebung recht detailliert war: „Solch eine Überprüfung macht man ‚nicht mal eben so‘. Das ist schon sehr umfangreich und erfordert auch den Mut, sich selbst auf den Prüfstand zu stellen.“
„Wir werden hier vor allem als Menschen gesehen“
Aber was macht die GmbH, die nicht nur mit Holz- und Dacharbeiten, sondern auch mit Stahl- und Fassadenbau, Photovoltaik und Bauwerkserhaltung beschäftigt ist, zu einem beliebten Arbeitgeber? „Wir werden hier nicht nur als Arbeitnehmer, sondern vor allem als Menschen gesehen“, sagt Sabine Wuth aus der Finanzbuchhaltung. „Gerade die Corona-Krise hat das wieder gezeigt. Als die Kinder plötzlich relativ kurzfristig nicht mehr in die Schule durften, wurde das für mich kein unlösbares Problem. Mein Chef Henning Hanebutt hat gesagt: Arbeite erstmal von zuhause aus und schau, dass dein Sohn gut versorgt ist. Alles andere findet sich.“
Das tat es auch: Sabine Wuth fand in Absprache mit der Firma – wie viele Kolleginnen –individuelle Lösungen, die Hanebutt mittrug. „Ähnlich unkompliziert ist es, wenn mal Angehörige krank werden oder andere unvorhergesehen Dinge passieren“, sagt sie und führt weitere Beispiele an, die den Eindruck bestärken: Hier arbeiten Geschäftsleitung und Mitarbeiter Hand in Hand auf der Basis großen Vertrauens. „Gerade weil wir uns so gesehen und verstanden fühlen, würde nie jemand auf die Idee kommen, das auszunutzen“, ist Sabine Wuth überzeugt.
„360-Grad-Betreuung“: vom Arzttermin bis zur Hausfinanzierung
Mit einer „360-Grad-Betreuung“ kümmert sich die Hanebutt GmbH um ihre Leute. Fortbildungen, Gesundheitstage, Ausbildungswerkstatt, eigene Pädagogin – das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist eine Art „Service“, mit dem den Mitarbeitern vielfältig geholfen wird: Arzttermine werden gebucht, Finanzberater für einen Immobilienkauf vermittelt, Hilfe für besondere Lebenslagen organisiert. „Natürlich ist das lediglich ein Angebot. Wir drängen es niemandem auf – jeder hat hier auch das Recht, Beruf und Privatleben zu trennen“, betont Sebastian Kehres. Aber die Mehrzahl nutzt die zusätzlichen Services. „Mancher ist ein echtes As auf der Baustelle, dafür aber nicht so erfahren bei den Herausforderungen des Alltags. Wenn wir da unterstützen können, tun wir es – und das auch gerne.“
Top-Job Award: in vielen Bereichen weit über dem Durchschnitt
Sehr zufrieden ist man bei Hanebutt aber auch über den Vergleich mit den anderen deutschen Mittelständlern. „Die Teilnahme an ‚Top-Job‘ kostet ja auch eine Stange Geld. Das gibt niemand aus, der als Arbeitgeber schlechte Ergebnisse erwartet. Daher ist das Niveau beim ‚Top-Job‘-Award schon ziemlich hoch“, sagt Kehres. Umso erfreuter war man in Neustadt, dass man in vielen der sechs Kernbereiche – Führung und Vision, Motivation und Dynamik, Kultur und Kommunikation, Mitarbeiterentwicklung und Perspektive, Familienorientierung und Demographie sowie internes Unternehmertum – weit über dem Durchschnitt lag. „Aber es gibt auch Bereiche, wo wir sehen: Da geht noch was“, sagt der kaufmännische Leiter. „Da haben wir jetzt ein Auge drauf. Denn unser Engagement, ein starker Arbeitgeber zu sein, das geht ja immer weiter.“
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