Digitalisierung und Datenmanagement: Mit dem Tablet aufs Dach
Digitalisierung 4.0

Digitalisierung und Datenmanagement: Mit dem Tablet aufs Dach

14. Februar 2019

 · Michael Podschadel

Als Felix Moll den Betrieb 2012 von seinem Vater übernahm, war Digitalisierung für ihn kein Thema, aber das änderte sich bald. „Alles läuft ja beim Betriebsleiter zusammen“, berichtet der 30-jährige Inhaber. „Irgendwann lagen so viele und unterschiedliche Vorgänge auf meinem Tisch, dass ich mir sagte: Das muss doch effizienter zu machen sein!“ Bei der weiteren Planung stand dem Dachdeckermeister seine Schwester zur Seite. Die 27-jährige Anne Moll studiert Marketingmanagement. Hier befasst sie sich unter anderem mit der Frage, wie man Kunden im digitalen Zeitalter erreicht und bindet.

Bei der Digitalisierung des Betriebes unterstützt die Marketingmanagement-Studentin Anne ihren Bruder Felix Moll.
Bei der Digitalisierung des Betriebes unterstützt die Marketingmanagement-Studentin Anne ihren Bruder Felix Moll.

Digitalisierung: Datenmanagement von Terminplanung bis Baudokumentation

Im Sommer 2018 fiel dann der Startschuss. Zunächst sollten die innerbetrieblichen Abläufe in ein digitales Datenmanagement überführt werden. Anne Moll kündigte ihre bisherige Anstellung und griff dem Bruder in Vollzeit unter die Arme. „Der erste Schritt war die Bestandsaufnahme“, berichtet die Masterstudentin. „Dabei haben wir unsere Belegschaft von Anfang an mitgenommen.“ In Einzelgesprächen wurde jeder der 14 Mitarbeiter nach Ideen und Anregungen befragt. Das vordringlichste Ziel war die Digitalisierung der zentralen Betriebsabläufe. Schrittweise wurde ein Datenmanagementsystem eingeführt, mit dem die verschiedenen Informationen vernetzt werden können, von der Terminplanung bis zur Baudokumentation.

Digitalisierung als Schnittstelle für Hightech und Handwerk.
Digitalisierung als Schnittstelle für Hightech und Handwerk.

Nächstes Ziel: Digitalisierung der Kundenkommunikation

Die Mitarbeiter wurden an dem Prozess beteiligt und kannten den anvisierten Zeitplan vom ersten Tag an. „Das Thema Transparenz steht über allen unseren Bestrebungen. Das gilt auch für die Kommunikation mit den Kunden“ erklärt Felix Moll. Zu den Zukunftsplänen des Unternehmers gehört ein modulares Servicekonzept, mit dem die Kunden künftig etwa Baufortschritte einsehen können. Zu jeder Tageszeit, vom heimischen Sofa aus. Damit trifft Moll den Zeitgeist, denn eine Unternehmenswebsite muss heute mehr bieten, als starre Texte und Bilder.

Zu den Zukunftsplänen der Digitalisierung des Unternehmers gehört ein modulares Servicekonzept, mit dem die Kunden künftig etwa Baufortschritte einsehen können.
Zu den Zukunftsplänen der Digitalisierung des Unternehmers gehört ein modulares Servicekonzept, mit dem die Kunden künftig etwa Baufortschritte einsehen können.

Digitalisierung: Auszubildende bringen Kompetenzen ein

Bei Moll Bedachungen und Bauklempnerei werkt man auch auf dem Dach digital: Die Baudokumentation wird vollständig mit dem Tablet erstellt. „Das Projekt ist ein echter Erfolg“, berichtet Anne Moll. „In unseren neuen Prozessen ergänzt sich das Know-how verschiedener Generationen. Besonders stolz sind wir auf unsere Azubis, die ihre digitale Kompetenz von Anfang an einbringen und wichtige Funktionen innerhalb der Teams übernehmen.“ Einen Betrieb soweit zu bringen ist allerdings eine Aufgabe, für die auch der ambitionierteste Unternehmer fachmännische Unterstützung benötigt. Das weiß Felix Moll nur zu gut: „Ohne meine Schwester könnte ich das gar nicht stemmen. Sie hat nicht nur bei der Planung und Implementierung der neuen Prozesse geholfen, sondern schult auch regelmäßig unsere Mitarbeiter.“

Auf dem Landesverbandstag der Dachdecker und Zimmerer Nordrhein vorgestellt konnten Anne und Felix Moll ihren Zuhörern neue Impulse zur Digitalisierung und deren Umsetzung geben.
Auf dem Landesverbandstag der Dachdecker und Zimmerer Nordrhein vorgestellt konnten Anne und Felix Moll ihren Zuhörern neue Impulse zur Digitalisierung und deren Umsetzung geben.

Handwerk 4.0 – nicht nach dem ersten Schritt stehenbleiben

Wie sie dort hingekommen sind, wo sie heute stehen, das haben Felix und Anne Moll im vergangenen Jahr auf dem Landesverbandstag der Dachdecker und Zimmerer Nordrhein vorgestellt. „Viele Zuhörer hatten Fragen zur Digitalisierung, waren offen für Impulse und suchten praktische Ratschläge“, berichtet der Dachdeckermeister. Eines aber gibt er zu bedenken: „Mit einer Insellösung ist es nicht getan.“ Das sieht auch seine Schwester so: „Nach dem ersten Schritt darf man nicht stehenbleiben. Bei den internen Prozessen fängt es an, danach muss sich ein Dachdeckerbetrieb aber auch mit der digitalen Vernetzung beschäftigten, etwa mit Partnern und Architekturbüros. Auch zeitgemäße Lösungen zur Kundenbindung und -gewinnung sind gefragt.“ Industrie und Plattformanbieter machen vor, wie man im Internet für Aufmerksamkeit sorgt. Das Handwerk muss da mit eigenen Ideen mitziehen – keine unlösbare Aufgabe, wie das Familienunternehmen Moll zeigt.

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