Flachdach für öffentliche Auftraggeber: Erfolgsmodell für Dachdecker
Flachdach

Erfolgsmodell Flachdach für öffentliche Auftraggeber

8. Oktober 2020

 · Knut Köstergarten

Wer zum Firmengelände kommt, der erwartet nicht, dass bei der Göhler Bedachungen GmbH im hessischen Nidderau rund 75 Mitarbeiter beschäftigt sind. Doch der erste Blick täuscht, was auch damit zu tun hat, dass bei Göhler ein gesundes Understatement herrscht. Die beiden jungen Geschäftsführer Alexander Kullmann und Timo Quillmann sind weit davon entfernt, ihren Betrieb und seine Qualitäten groß hervorzuheben. Bei Göhler lassen sie lieber ihre Arbeit sprechen – und die spricht für sich.

Zukunft liegt in städtischer Nachverdichtung mit Flachdach

75 Mitarbeiter beschäftigt der Betrieb aktuell. Die Kunden sind seit Ende der 80er Jahre überwiegend öffentliche Auftraggeber. Auf ein gutes Netto ist der jährliche Umsatz angestiegen, weiteres gesundes Wachstum wird avisiert, vor allem im florierenden Bereich Flachdach. „Hier sehen wir auch die Zukunft“, sagt Timo Quillmann. „Gerade in der städtischen Nachverdichtung werden Etagen in Holzbauweise und mit Flachdach aufgesetzt.“

Flachdach Nachverdichtung
Ein gelungenes Beispiel für städtische Nachverdichtung. Foto Höpken

Verzicht auf Werbung und Homepage

Wachstum heißt bei Göhler aber keineswegs Akquise. Auf Werbung jeglicher Art wird verzichtet, es gibt bewusst keine Homepage, allein auf den 35 Kasten- und Pritschenwagen findet sich das Logo als Aufkleber. „Wir wollen unsere Stammkunden so gut wie möglich bedienen. Zusätzliche neue Kunden kommen nur vereinzelt dazu“, erklärt Alexander Kullmann. Göhler hat sich über Jahre eine starke Position am Markt erarbeitet. Über das aufgebaute Netzwerk mit Architekten und öffentlichen Auftraggebern gibt es immer neue Empfehlungen. Klar, dass es bei Göhler auch kein Gefeilsche um Preise gibt.

Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern geduldig aufgebaut

Wie hat sich der ungewöhnliche Betrieb so erfolgreich entwickelt? Das hat vor allem mit Gründer Manfred Göhler zu tun, der eigentlich Versicherungskaufmann ist, per Zufall zum Dachdecker wurde und heute als dritter Geschäftsführer im Hintergrund mitwirkt. Er veränderte in den 80er Jahren nach und nach die Strategie hin zu öffentlichen Auftraggebern. „Die ersten 2,5 Jahre hatten wir mit vier bis sieben Mitarbeitern eher Privatgeschäft gemacht. Wir wollten wachsen und eine sichere Stammkundschaft aufbauen.“ Geduldig hat er das öffentliche Geschäft aufgebaut, Auftrag für Auftrag in bester Qualität.

Highlight-Projekt Militärflughafen auf Sardinien

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Highlight-Projekt 2009 auf einem Militärflughafen auf Sardinien.

So kam es auch zu einem Highlight-Projekt 2009 auf Sardinien. Der Kontakt lief über Empfehlung des hessischen Baumanagements in Frankfurt bis nach Italien. „Dort haben wir ein abhörsicheres Flachdach auf einem Militärflughafen realisiert“, erzählt Göhler. Abhörsicher wurde das Dach durch unten liegende Kupferbahnen, die nicht beschädigt werden durften. „Wir mussten das Flachdach also komplett verkleben. Das war eine ambitionierte Aufgabe, gerade bei den Windverhältnissen.“ Es sind solche schwierigen Spezialaufgaben, über die sich der exzellente Ruf des Betriebs in der Branche herumspricht. Ein anderes gutes Beispiel sind die Serverräume für die Commerzbank in Frankfurt. „Da wollte keiner ran und wir haben dort die Räume im Erdreich sicher abgedichtet. Danach hatten wir einen neuen Stammkunden“, berichtet Timo Quillmann.

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Aufstieg vom Lehrling zum Geschäftsführer  

Quillmann wechselte als 17-Jähriger im dritten Lehrjahr zu Göhler. „Ich bin mit seiner Tochter in die Kita gegangen. Den Manfred kenne ich seit der Kindheit.“ Ein gutes Beispiel dafür, wie es bei Göhler läuft. Hier bekommen die Leute eine Chance sich zu bewähren. Hier werden die Mitarbeiter, Lieferanten, Partner und Kunden ehrlich, wertschätzend und vertrauensvoll behandelt. „Wir sind schon sozial eingestellt. Das Arbeitsklima ist gut, an sehr gut arbeiten wir noch“, beschreibt es Quillmann. Der Lohn wird immer pünktlich bezahlt, es gibt Weihnachts- und Urlaubsgeld, die Ausstattung mit Kleidung, Werkzeug, Maschinen und Fahrzeugen ist erstklassig.

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Für Werkzeug und kleine Maschinen in Top-Qualität hat jeder Mitarbeiter einen eigenen Spind.

„Wir machen eine Weihnachtsfeier sowie ein Grillfest und wenn Mitarbeiter mal Probleme haben, unterstützen wir sie“, sagt Kullmann, der seit der Lehre bei Göhler ist und diese als Innungsbester im Bezirk Hanau abgeschlossen hat. „Auf der Feier hat Manfred Göhler damals meiner Mutter versprochen, dass ich Karriere machen kann im Betrieb“, erinnert sich Kullmann.

Neue Geschäftsführer über längeren Zeitraum eingearbeitet

Warum er sich für Kullmann und Quillmann als neue Geschäftsführer entschieden hat? „Weil es gute Leute sind, die das machen, was sie gesagt bekommen. Und heute machen sie längst alles allein in eigener Verantwortung“, sagt Göhler. Den Prozess hat er über einen längeren Zeitraum geplant. Der Betrieb hat die Meisterschule mitfinanziert. Fünf Jahre haben Göhler und Quillmann dann zusammen geführt, „danach war ich fünf Jahre noch im Hintergrund“, berichtet Göhler. „Bei Kullmann ging es dann schneller.“

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Sprechen eine Sprache und verstehen sich richtig gut: die drei Geschäftsführer der Göhler Bedachungen GmbH.

Klare Aufteilung in die beiden Geschäftsbereiche Flach- und Steildach

Heute haben sich Quillmann mit Flachdach und Kullmann mit Steildach die Bereiche aufgeteilt. Beide haben ihre eigenen Kolonnen mit Personal. Ausgehandelt werden muss, wer die drei Kräne jeweils bekommt. Hier ist der Betrieb, wie auch bei der Größe des Firmensitzes, längst am Limit. Kullmann und Quillmann übernehmen alle Managementaufgaben, auf den Baustellen gibt es jeweils Bauleiter. Den Job können auch Quereinsteiger bekommen, wenn sie sich bewähren. „Wir haben hier gelernte Metzger, Automechaniker oder Rettungssanitäter, die als Helfer angefangen und sich hochgearbeitet haben“, berichtet Quillmann. „Und es gibt Gesellen, da fangen jetzt schon die Söhne bei uns an.“ Insgesamt beschäftigt der Betrieb neun Auszubildende, es könnten auch noch mehr sein. Die Kooperation mit Schulen soll dafür ausgebaut werden. Da drängt sich der Eindruck auf, dass sie bei Göhler so einiges richtig machen im Umgang mit dem Personal.

Familienbetrieb – persönlich und sozial

Persönlich und sozial ist auch die Verbindung zu den Partnern, die für Göhler als Subunternehmer arbeiten. „Wer einmal sauber und verlässlich mit uns arbeitet, macht das immer wieder“, erklärt Kullmann. Die Partner wissen: Arbeit ist immer da und es gibt pünktlich das Geld bei Göhler. „Das Vertrauen ist da, man kennt die Menschen dahinter und schätzt sich. Das haben die Göhlers uns vorgemacht“, erklärt Kullmann. Es ist auch bei der Größe noch immer ein echter Familienbetrieb. Ehefrau Göhler arbeitet weiter im Büro, die Frau von Quillmann ist neue Assistentin der Geschäftsführung.

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Alexander Kullmann zeigt auf einem Rundgang die Halle mit den Maschinen, hier die Abkantbank.

Auf dem Weg zum papierlosen Büro

Was sind die nächsten Aufgaben? „In der Folge von Corona stellt sich die Frage, ob es ausreichend Material gibt. Im März hatten wird schon mal weitblickend eingekauft beim Partner Dachdecker-Einkauf Süd eG“, erklärt Quillmann. Der Betrieb ist dort Mitglied. „Wir sind da treu, weil wir zufrieden sind mit der Zusammenarbeit.“ Das Firmengelände platzt von der Größe aus allen Nähten. Falls in der Nähe tatsächlich ein neues Gewerbegebiet entsteht, wird wohl zugeschlagen und komplett umgezogen. Die EDV wollen die beiden Geschäftsführer erneuern und dafür richtig Geld in die Hand nehmen. „Wir machen uns auf den Weg zum papierlosen Büro, auch mit neuem Personal für diesen Bereich“, erklärt Quillmann.

Zu den Besten gehören und gesund wachsen

Ansonsten sehen beide einen Wandel am Markt hin zu mehr Flachdach. Zudem werde laut Quillmann viel investiert in Wohnraum rund um Frankfurt. „Wir wollen gesund wachsen. Wichtiger ist es uns, zu den Besten zu gehören“, sagt Kullmann. Dann ergeben sich weiter neue Aufträge, weil der Betrieb gerade im Bereich Flachdach und Spezialabdichtung eine hervorragende Expertise besitzt. Manfred Göhler sagt am Schluss: „Das Handwerk hat Zukunft, besonders das Dachdeckergewerk. Dies sollten Schulabgänger und ihre Eltern bei der Berufswahl der Junioren stärker berücksichtigen.“

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