Familienspezialität Flachdach: Dachdeckermeister Stefan Overdick
21. April 2022
Stefan Overdick ist wie sein Vater und seine drei Brüder Dachdeckermeister. Bei ihm ist der Familiensinn so ausgeprägt wie die soziale Ader und die Vorliebe für Flachdach-Projekte.
Der Betrieb Dachdeckermeister Stefan Overdick aus Viersen im Großraum Düsseldorf ist ein Spezialist. „Wir machen heute 80 Prozent Flachdach. Für eine energetische Steildachsanierung sind wir der falsche Betrieb. Solche Anfragen vermitteln wir gerne an Kollegen“, sagt Geschäftsführer Stefan Overdick. Mit Arroganz hat das nichts zu tun. Es ist vielmehr der Ausrichtung des Know-hows der Mitarbeiter auf die Arbeiten am Flachdach geschuldet, zumeist Großprojekte für öffentliche Auftraggeber, Architekten und Bauträger.
Wasserunterlaufsichere Abdichtungssysteme
Die Spezialität bei Overdick sind wasserunterlaufsichere Abdichtungssysteme. „Das ist ein sehr sicherer Flachdachaufbau, wo sich eine Leckstelle schnell orten lässt. Bei anderen Systemen ist immer die Frage, wo tropft es rein und die große Suche geht los“, erläutert der Dachdeckermeister. Der Betrieb macht dabei viel Tiefgaragenabdichtung. „Das hält mit dem Verfahren 70 bis 80 Jahre, also doppelt so lange wie sonst.“
Wasserunterlaufsichere Abdichtungssysteme verarbeiten in der Region wenige Betriebe. Die Arbeit ist aufwendiger, weil der Beton vorab vernünftig behandelt werden muss. Und es braucht dafür zusätzliche Maschinen wie Kugelstrahler. „Die Arbeit am Untergrund dauert genauso lange wie die Abdichtung selbst“, berichtet der 37-Jährige.
Weiterbildung ist das A und O
Er setzt mit seinem Betrieb auf beste Qualität als Markenzeichen und dazu gehört auch das nach seiner Ansicht beste Abdichtungsverfahren. Weiterbildung ist hier das A und O. „Meine Mitarbeiter werden alle regemäßig geschult, insbesondere im Hinblick auf Details, wie zum Beispiel Lüfter- oder Türanschlüsse.“
Zudem gibt es eine WhatsApp-Gruppe, wo sich Mitarbeiter Videos für die exakte Ausführung anschauen können. „Wir laden auch Bilder von Fehlern hoch, anonymisiert. Es geht nicht darum, einen Mitarbeiter schlecht zu machen. Fehler passieren, aber im besten Fall nur einmal, und so können alle daraus lernen“, erklärt Overdick. „Der Erfolg eines Unternehmens ist zum großen Teil von den Mitarbeitern abhängig.“ Aus diesem Grund legt er großen Wert darauf, die Stärken jedes einzelnen Mitarbeiters zu kennen und individuell zu fördern.
Gründach und PV-Anlagen gehören dazu
Für ihn ist auch klar, dass sein Betrieb weitere Aufgaben am Flachdach wie PV-Anlagen oder extensive Begrünung übernimmt – für Overdick eindeutig Jobs für Dachdecker. Für die Anschlüsse der PV-Anlagen hat er einen Elektriker und Fachplaner. „Das bringt uns gute Margen und wir haben mit Bauder einen Anbieter, der uns hierfür Komplettlösungen bietet.“ Für seine Leute sei es, wie auch mal eine Attika-Abdeckung, eine Abwechslung zur vielen Arbeit am Schweißbrenner. „Und die Begrünung hat noch einen weiteren Vorteil: Damit lassen sich auch Tage mit schlechter Witterung füllen.“
Eigenen Betrieb gründen statt als Bauingenieur zu arbeiten
Ursprünglich wollte Stefan Overdick nach seinem Studium, das er im Abschluss an Dachdeckerlehre und Meisterschule absolviert hatte, als Bauingenieur arbeiten. Doch die Einstiegsgehälter selbst in großen Unternehmen lagen deutlich unter denen eines angestellten Dachdeckermeisters. „Da habe ich mich lieber selbstständig gemacht und das war die richtige Entscheidung“, sagt er im Rückblick. Mitgenommen aus dem Studium hat er das Know-how im technischen Zeichnen und das Wissen, wie Abläufe auf einer Baustelle gewerkeübergreifend funktionieren.
Als er sich dann im Mai 2011 mit einem Helfer und einem Auszubildenden selbstständig machte, wollte er sich vom Flachdach lossagen. Denn im väterlichen Betrieb R.- Ch. Nobis & Overdick GmbH & Co KG, wo er seine Ausbildung absolviert und während der Meisterschule als Geselle gearbeitet hatte, dreht sich ebenfalls vieles um das Flachdach. „Ich wollte was anderes machen, kleine Sachen, Reparaturen und einmal eine Kirche schiefern“, erinnert sich der Dachdeckermeister.
Doch nach den ersten zwei Jahren gab es ein Umdenken. „Da habe ich mitgemacht bei der Ausschreibung für den Neubau der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach. Mit meinem kleinen Team konnte ich den Auftrag aber nur gewinnen, weil mein Vater mit seinem größeren Betrieb als Bürge fungierte“, berichtet Overdick.
Fassaden-Team für wachsendes Geschäftsfeld
Für die Ausführung verstärkte er sein Team auf fünf Mitarbeiter, heute sind es rund 30. Kleinere Aufträge in allen Dachbereichen übernimmt er nur noch für Stammkunden, ansonsten gilt: Flachdach voraus! Die einzige Ausnahme ist ein dreiköpfiges Fassaden-Team, denn dieses Geschäftsfeld wächst dank der modernen Architektur ebenfalls stark.
Großer Familiensinn und starke soziale Ader
Vater Herbert Overdick und seine Söhne – das ist über eine solche Unterstützung hinaus ein Kapitel für sich. Da gibt es einen großen Familiensinn, hartes Erarbeiten von Erfolg und eine ausgeprägte soziale Ader. Der heute 62-jährige Vater ist Quereinsteiger, war erst Maurer, dann Dachdecker und nutzte dann die Chance, einen Betrieb zu übernehmen. „Er hat irgendwie das Geld aufgebracht, musste neben der Arbeit die Meisterschule absolvieren und hatte zu Hause schon eine Familie mit fünf Kindern zu ernähren“, erzählt Sohn Stefan.
Es war die harte Tour, aber irgendwie überzeugend für seine Söhne, die alle vier inzwischen selbst als Dachdeckermeister arbeiten: Michael und Thomas beim Vater und Markus im Betrieb von Stefan Overdick. Sogar die jüngste Schwester lernt inzwischen im Betrieb des Vaters den Beruf des Dachdeckers. Beide Familienbetriebe sind erfolgreich und unterstützen sich bei Bedarf gegenseitig mit Maschinen und Manpower.
Soziale Kriterien für Mitarbeiterauswahl
Der Familiensinn prägt die Firmenphilosophie von Stefan Overdick nachhaltig. Sein Ziel ist es, Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu halten. So ist auch sein erster Lehrling heute noch bei ihm. Overdick hatte ihn 2011 aus vier Bewerbern ausgewählt. Ungewöhnlich daran war das Einstellungskriterium. „Ich habe mich damals gefragt, wer hat diese Chance am nötigsten.“ So macht er es bis heute. „Ich hatte auch mal einen Helfer aus dem offenen Vollzug der Justizvollzugsanstalt Moers. Die Jungs im Team kamen gut mit ihm klar“, erinnert sich Overdick.
Den sozialen Aspekt berücksichtigen
Der verheiratete Vater zweier Kinder findet, dass er als Unternehmer den sozialen Aspekt berücksichtigen muss. Das lebten ihm die Eltern bereits vor. So hat er für einen Gesellen, der nach einem Arbeitsunfall einen steifen Arm hat, einen neuen Job im Lager geschaffen. Der Mann kommissioniert das Baumaterial und kontrolliert die Maschinen, wenn sie von den Baustellen zurückkommen.
In Zeiten wachsender Materialknappheit bekommt das Lager zunehmend mehr Gewicht. Overdick will ein weiteres Grundstück von der Stadt kaufen, um die Fläche auszuweiten. „Wir haben drinnen und draußen Hochregale aufgebaut. Eine Halle war zwischendurch nur mit OSB-Platten gefüllt.“
Vertrauensvolle Kooperation mit der DEG
Ausgezahlt hat sich in der ganzen Zeit die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Apostolos Avanidis von der Niederlassung Düsseldorf der DEG Dach-Fassade-Holz eG. „Auch als die Engpässe kamen 2021, klappte alles gut mit dem Material“, sagt Overdick. Für ihn gilt gegenüber Partnern das Prinzip der Treue. „Beim Handel ist es die DEG, beim Flachdach sind es Bauder und BMI. Es geht dabei um Verlässlichkeit. Und was funktioniert, will ich nicht ändern.“ Zeit spart er damit auch und es passt in seine Philosophie von schlanken Abläufen mit so wenig Wasserkopf im Büro wie möglich. „Wir haben auch viele Prozesse digitalisiert, wie die Planung der Baustellen oder die Zeiterfassung.“
Betrieb funktionierte auch ohne den Chef
Wie gut alles läuft, hat Overdick bemerkt, als er wegen einer Coronaerkrankung zehn Tage ausfiel. „Es funktionierte auch ohne mich. Mir ist damals klar geworden, dass ich nicht alles bearbeiten und kontrollieren muss.“ Die Freiräume nutzt er jetzt vermehrt, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. „Und in diesem Jahr machen wir zum ersten Mal zwei Wochen Betriebsurlaub in den Sommerferien.“
Nachdem Overdick mehrere Jahre das Büro allein gemanagt und enorm viel gepowert hat, setzt er heute auf Digitalisierung, automatisierte Prozesse und einen verlässlichen Mitarbeiterstamm. Er kann entspannt in die Zukunft blicken, sein Betrieb läuft rund – auch dank der Flachdach-Spezialisierung.
Sie interessieren sich für Portraits von besonderen Betrieben? Dann lesen Sie unsere Story über 111 Jahre Handschuh Bedachungen.