Heiko Sowade: ein Dach-Unternehmer mit Weitblick
7. März 2024
Dachdeckermeister Heiko Sowade ist ein Unternehmer im besten Sinne. Weshalb er sich noch nie in den inzwischen 25 Jahren seit Gründung der heutigen Dachdeckermeister Sowade GmbH mit den Standbeinen Holzbau, Dach und Solar mit dem erreichten Status Quo zufrieden gegeben hat. Der größte Betrieb im Dachhandwerk in der Region Cuxhaven ist kontinuierlich gewachsen und beschäftigt heute 76 Mitarbeiter. Dennoch wollte Heiko Sowade, auf dem Titelbild oben zweiter von links, vor einigen Jahren, auch mit Blick auf den Generationenwechsel zu seinen beiden Söhnen, die Perspektive noch einmal weiterentwickeln. Rund 15 Millionen Euro investierte er in eine hochmoderne Vorfertigung für den Holzbau und ein Verwaltungsgebäude am neuen Firmensitz.
Langfristige Perspektive mit Holzbau entwickeln
Die Perspektive ist langfristig und so denkt der Firmenchef auch, der sich bereits seit einigen Jahren die Geschäftsführung mit Dachdeckermeister Sven Maiwald teilt. Einem Mitarbeiter, der vorher im Betrieb alle Stationen vom jungen Gesellen bis zum Prokuristen durchlaufen hat. Die Vorfertigungshalle für den Holzbau ist auf dem neuesten Stand der Technik. Von Tisch zu Tisch wandern hier die Wand- und Deckenelemente, am Ende werden sie von einem Deckenkran weiterbewegt zu den Aufladern.
Als er die Vorfertigungshalle 2018/2019 plante, gab es noch andere Rahmenbedingungen im Neubau. Die aktuelle Flaute kann Heiko Sowade trotzdem nicht schocken, auch wenn die Aufträge in diesem Bereich eingebrochen sind. Er weiß, es gibt Zyklen und die Aufträge im Holzhausbau, sie werden schon wieder kommen in ein paar Jahren.
Dachkompetenz in den Vordergrund stellen
Deshalb versucht der Betrieb auch gar nicht erst, mit viel Werbung doch mehr Holzhäuser zu verkaufen. „Das ist wirklich schwierig, wir müssen nicht gegen Windmühlen rennen.“ Denn die Mitarbeiter kann Heiko Sowade anderweitig auslasten. „Wir machen wieder mehr Dachstühle und stellen die Dachkompetenz in den Vordergrund.“ Der Mitgliedsbetrieb der DENW bietet ja alles aus einer Hand.
Dazu gehört auch das Geschäftsfeld Solar, in dem Sowade bereits einen Elektromeister und einen Gesellen beschäftigt und ein Komplettservice von der PV-Anlage auf dem Dach bis zum Smart Home mit der Haustechnik anbietet. „Wir übernehmen für die Kunden auch die Anträge beim Energieversorger und natürlich die Bemessungen der Anlage“, erläutert Sohn Fabian, der wie Bruder Timo in diesem Jahr in die Geschäftsführung aufrücken wird. Dank der Betriebsgröße und der Qualität der Ausführung kann Sowade viele öffentliche Projekte gewinnen, wie etwa Kitas, Schulen oder die Feuerwehr.
Neues Verwaltungsgebäude
Neben der Vorfertigungshalle realisierte der Betrieb ein neues Verwaltungsgebäude, natürlich ein Holzbau als Vorzeigeobjekt. Wer da vorbeischaut, kommt aus dem Staunen nicht heraus und fragt sich: Bin ich hier in einem Handwerksbetrieb oder in einer Werbeagentur? Die moderne Gestaltung und Einrichtung ist auf den Bedarf der Beschäftigten ausgerichtet. Es gibt großzügige Umkleiden für die gewerblichen Mitarbeiter inklusive Duschen, getrennt für Frauen und Männer, mit einem separaten Eingang. Es gibt einen großzügigen Aufenthaltsraum mit Kaffeetheke und nebenan auf einer Dachfläche eine Terrasse für die Pausen. Die Büros haben Glaswände, große Monitore, alle Räumen haben hohe Decken. Es gibt Einzelbüros und Büros für zwei oder drei Mitarbeiter der Verwaltung, dazu Besprechungsräume, Kabinen zum Telefonieren. In Planung ist zudem ein Showroom für die Kunden.
Was für ein cooler Handwerksbetrieb
Dieses Gebäude lädt dazu ein, zur Arbeit zu kommen. Manchmal sind auch Schulklassen vor Ort, denn der Betrieb kooperiert mit örtlichen Schulen. „Die sagen dann oft: ‚Wow, so cool ist es in einem Handwerksbetrieb‘. So können wir Vorurteile abbauen, auch bei den Lehrern, die mitkommen. Und die Schüler erzählen es dann ihren Eltern“, berichtet Fabian Sowade. Später kommen einige wieder, um ein Schulpraktikum zu machen bei Sowade.
Kein Fachkräftemangel bei Sowade
Neue Azubis oder Gesellen zu finden, ist für Sowade denn auch kein Problem. „Sie kommen über eine Lehre, aus anderen Unternehmen oder über Empfehlungen des Umfelds“, erklärt Heiko Sowade. Sie finden ihren Platz in einem sehr jungen Team: Bei Sowade liegt das Durchschnittsalter der gewerblichen Mitarbeiter bei 32 Jahren. „Und dass wir jetzt die Nachfolge angehen und meine beiden Söhne in die Geschäftsführung aufnehmen, ist auch ein Signal an neue Fachkräfte. Sowade wird es auch in der nächsten Generation noch geben“, so Heiko Sowade. Im Gegensatz dazu sei die Übergabe und damit der Fortbestand bei vielen anderen Betrieben eher unsicher, weil Inhaber das Thema oft auf der lange Bank schieben würden.
Das Team soll sich wohlfühlen
Sowade bietet den Mitarbeitern eine sehr gute Ausstattung, Weiterbildungsmöglichkeiten mit großzügiger finanzieller Unterstützung, top Maschinen und Fahrzeuge in allen Bereichen und zahlt über Tariflohn. „Unsere Leute sehen, dass Gewinne bei uns wieder investiert werden“, erläutert Heiko Sowade. Zudem sei die Atmosphäre wichtig, das Wohlfühlen. „Wir machen viele Feiern, die vor allem meine Frau organisiert. Im Lager stehen immer Kisten für ein Bier nach der Arbeit.“ Dabei geht es bei Sowade aber nicht um Kalkül nach dem Motto: Wir bieten mal Benefits oder eine Wechselprämie, damit neue Mitarbeiter kommen. „Wir sind authentisch, wir mögen und lieben, was wir tun. Das ist gelebte Familie. Wir sind wirklich gerne mit unseren Mitarbeitern zusammen“, erläutert Heiko Sowade. „Die Mitarbeiter spüren, ob das ehrlich ist und gelebte Werte sind, das kann man nicht nachspielen.“
Mitarbeiter können sich weiterentwickeln
Es gibt auch jährliche Gespräche mit allen Mitarbeitern. Dafür hat Fabian Sowade ein eigenes Tool entwickelt auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI). Die Mitarbeiter füllen vorab digital einen Fragebogen aus, quasi über der Intranet: Was läuft gut, was schlecht, wie sehen sie sich selbst und welche Ziele und Erwartungen haben sie. Zudem wird der jeweilige Teamleiter befragt mit seiner Sicht auf den Mitarbeiter. Dann folgt das Gespräch mit den Personalverantwortlichen, das Fazit wird wieder eingespeist ins digitale System. Fabian Sowade: „Wir können so gut einschätzen, wo wir jeweils die Mitarbeiter am besten einsetzen und wie wir sie passgenau qualifizieren können.“
Beide Söhne steigen in Geschäftsführung ein
Fabian Sowade hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften und bringt sein Wissen vor allem in den Bereich betriebliche Organisation ein. Er geht auch die Digitalisierung weiter an, die längst Einzug gehalten hat im Betrieb, ob es sich um die Optimierung der Büroabläufe oder die Automatisierung mit Hilfe von KI handelt. Ein Telefontool und ein Konfigurator für PV-Anlagen auf der Homepage sind erste Ergebnisse. Das bietet den Kunden super Service und intern lässt sich damit viel Zeit einsparen. „Fabian ist mehr der Zahlenmensch und ergänzt sich sehr gut mit seinem Bruder Timo, der mehr ein technischer Praktiker ist“, so Vater Heiko Sowade. Timo ist Dachdeckermeister und absolviert aktuell noch den Zimmerermeister.
Übergabeprozess mit externem Coach als Begleiter
„Ich bin jetzt Mitte 50 und will mich langsam zurückziehen. Entscheidungen sollen die Jüngeren tragen. Nach 25 Jahren meist Vollgas muss es jetzt ohne mich laufen. Schön, dass meine Söhne schon vor Jahren Einstiegslust signalisierten.“ Der Übergabeprozess ist eingeleitet und der Vater und seine Söhne haben dafür einen externen Coach als Begleiter engagiert. In einer Familie gibt es ja neben der geschäftlichen auch die sehr persönliche Ebene. „Und wir wollen alle drei, dass der Prozess freundschaftlich und erfolgreich über die Bühne geht“, sagt Heiko Sowade. Dass das auch klappen wird, daran besteht bei den hervorragenden Voraussetzungen kein Zweifel.
Sie interessieren sich für gute betriebliche Organisation? Dann lesen Sie unseren Bericht über den sehr besonderen Übergabeprozess im Familienbetrieb Oster Dach + Holzbau GmbH.