Mit hoher Wertschätzung Fachkräfte gewinnen
23. Juli 2019
Rund 60 Mitarbeiter sind durchaus nicht die „Schallmauer“ für den Betrieb Dieter Meyer Bedachungen GmbH. Vor einer weiteren personellen und räumlichen Vergrößerung haben die Geschäftsführer, Dachdecker- und Klempnermeister Gregor Meyer und Betriebswirt Dieter Höhn, keine Angst. Auch wenn das noch mehr Verantwortung bedeutet: Für ein gesundes Wachstum tragen beide gerne diese Verantwortung. „Personell ginge es – wäre da nicht der Mangel an Fachkräften. Und leider fehlt auch der Platz für die Erweiterung des Betriebs“, bedauert Höhn.
Fachkräfte: Wertschätzung beruflich und privat
Jedem einzelnen Mitarbeiter jeden Tag zu zeigen, dass man ihn wertschätzt und stolz darauf ist, ihn im Team zu haben, das ist Höhns erfolgreiches Konzept von der Ausbildung bis zur Rente. Die geringe Mitarbeiter-Fluktuation im Betrieb zeigt, dass dieses Konzept aufgeht. Regelmäßige Mitarbeiter-Besprechungen, ein „Freud-und-Leidkasten“ für Anregungen und Kummer-Mitteilungen und die Bereitschaft der Geschäftsführung, immer ansprechbar für die Mitarbeiter zu sein, gehören zum Erfolgsmodell. „Wir helfen natürlich auch bei privaten Problemen – vom akuten finanziellen Engpass bis zur Wohnungssuche.“
Fachkräfte unterstützen: eigener Ausbildungs-Meister im Betrieb
Bei Dieter Meyer Bedachungen kümmert sich mit Dachdeckermeister Reiner Rosenhammer ein Ausbildungs-Meister persönlich um den Nachwuchs in den drei Ausbildungsberufen Dachdecker, Klempner und Zimmerer sowie um die Fortbildung der Fachkräfte. „Wir versuchen, komplette Baustellen mit Azubis und dem Azubi-Meister abzuwickeln“, erklärt Höhn das Konzept für intensive und gute praktische Ausbildung.
Fachkräfte gewinnen: Jugendliche verstehen und erreichen
„Die neue Generation hat nicht nur eine andere Sprache – sondern auch andere Werte“, so die nüchterne Feststellung von Olaf Höhn. Die richtige Sprache – und Ansprache – des potenziellen Nachwuchses für die Ausbildung zum Dachdecker, Klempner oder Zimmerer ist nur einer der Schlüssel zur Fachkräftegewinnung. Der „Zweitschlüssel“ ist für Höhn, die mühsam gewonnenen Fachkräfte auch dauerhaft im Team zu halten. Geht es um das Thema Fachkräfte gewinnen und halten, dann ist der Geschäftsführer voll in seinem Element.
Geld ist nicht (mehr) alles für Fachkräfte
„Gutes Geld in der Ausbildung und im späteren Beruf zu verdienen, ist natürlich so etwas wie ein Grundbedürfnis“, weiß der 53-jährige Betriebswirt. „Freizeit und Feierabend sind aber ebenso wichtig.“ Work-Life-Balance, wie das auf Neudeutsch heißt. In den Sozialräumen stehen die Pokale aus der „guten alten Zeit“, wie Olaf Höhn schmunzelnd erklärt. „Da haben wir noch Fußball gespielt und sind Drachenboot gefahren.“ Heute ist nach Feierabend einfach Feierabend. Daran ändern auch das Profi-Kicker-Gerät und die Mitarbeiter-Sauna in den Betriebsräumen wenig.
Wenn der Betrieb Meyer Bedachungen an Berufs-Infomessen in der Region teilnimmt und an Schulen Präsenz zeigt, sind die Komplett-Dach-Experten eine echte Bereicherung mit großem Spaßfaktor beim Schieferherzen-Schlagen und Dach-Wettdecken. „Doch ernsthaft ins Handwerk wollen nur wenige Jugendliche“, stellt Höhn ganz nüchtern fest. „Da hören wir von den Eltern, dass es ihre Kinder mal besser haben sollen. Und in unserer Baby-Boomer-Generation befinden sich anscheinend die Dinosaurier, die noch mit Holz, Metall und Ton in der Schule gewerkelt haben.“
Nachwuchswerbung mit DAzubi-smart: eine coole Idee
In Sachen Nachwuchswerbung setzt das Köngener Unternehmen gerne auf unkonventionelle Ideen. Eine davon ist die inzwischen schon landesweite DAzubi-Nachwuchskampagne. „Wir machen kein Lifestyle mit Schirmmützen tragenden Rollbrettfahrern, sondern stellen mal Studium, Büro und Handwerk gegenüber – und jeder soll selbst seine Schlüsse ziehen“, fordert Höhn.
Auch die Idee, Auszubildenden einen aufmerksamkeitsstark gestalteten „DAzubi-smart fortwo“ zur privaten Nutzung zur Verfügung zu stellen, stammt maßgeblich aus dem Hause Meyer Bedachungen und der Dachdecker-Innung Stuttgart, bei der Olaf Höhn zum Vorstand zählt. 60 dieser sympathischen Botschaftsträger sind schon auf der Straße, davon sieben im Betrieb Meyer Bedachungen. Inzwischen ist der smart aber kein Privileg der Azubis mehr. Auch die anderen gewerblichen Mitarbeiter des Betriebs können sich für den kleinen Dienstwagen zur privaten Nutzung entscheiden.
Social Media ist keine Wundertüte
Natürlich können auch über Facebook & Co. junge Menschen erreicht werden. Da hat Olaf Höhn keine Zweifel. Aber für ihn leben diese Posts von Spontanität – nicht von zensierten und danach zur Veröffentlichung freigegebenen Clips von Hobby-Influencern. Außerdem weiß er nur zu gut, dass Social Media auf Augenhöhe stattfindet und fast schon ein Fulltime-Job ist. „Wir Alten locken da keinen hinterm Ofen hervor.“
Fachkräfte im Handwerk: „Die Politik muss Lösungen bieten“
Olaf Höhn ist überzeugt: Wenn etwa Ausbildungsvergütungen freigestellt werden von Sozialabgaben und Steuern, also brutto für netto ausbezahlt werden, und wenn gewerbliche Mitarbeiter nach 40-jähriger Tätigkeit mit einer auskömmlichen Rente den wohl verdienten und erarbeiteten Ruhestand genießen können, dann wird Handwerk wieder attraktiver. Gerade das Handwerk rund ums Dach, bei dem es wirklich um Handarbeit geht, bei jedem Wetter und oft unter Termindruck.
Sie interessieren sich für das Thema Fachkräfte. Dann lesen Sie unseren Artikel über die ungewöhnlichen Wege, die der Betrieb Schmidt Bedachungen hier einschlägt.