PSA gegen Absturz auf Dächern

PSA gegen Absturz auf Dächern

8. November 2018

 · Knut Köstergarten

Sein Unternehmen heißt „Gegen Absturz“ und dieser Name ist zugleich Programm für die Arbeit von Christoph Baum. Ihm liegt die Sicherheit der Menschen am Herzen. Schon deshalb kann er nicht verstehen, dass in Deutschland technische Lösungen für die Arbeitssicherheit auf bestehenden Dächern kaum zum Einsatz kommen. Obwohl sie nach den gesetzlichen Vorgaben Vorrang haben gegenüber dem Einsatz von PSA gegen Absturz. Das ist das TOP-Prinzip: zuerst die technische Lösung, dann die Organisation und erst danach die PSA. Doch die Praxis sieht zumeist anders aus, mit höherem Verletzungsrisiko für die Mitarbeiter.

Christoph Baumist für das ist das TOP-Prinzip: zuerst die technische Lösung, dann die Organisation und erst danach die PSA.
Christoph Baum spricht sich für das TOP-Prinzip aus: zuerst die technische Lösung, dann die Organisation und erst danach die PSA.

Technische Lösungen sind mittelfristig kostengünstiger als PSA gegen Absturz

Die Gründe liegen auf der Hand. Technische Lösungen wie Geländer, Fanggerüste, Gitter oder auch Schutznetze sind auf den ersten Blick teurer. Baum erklärt das so: „Ein Geländer auf dem Flachdach kostet etwa 7.000 Euro, eine Anschlageinrichtung hingegen im Vergleich nur etwa 3.000 Euro.“ Dabei sind die 7.000 Euro mittelfristig auch aus Kostensicht die bessere Variante. „Viele vergessen immer die Folgekosten von PSA gegen Absturz, etwa die Schulungen der Mitarbeiter, den Aufwand für ein Rettungskonzept oder die gesetzlich vorgeschriebene jährliche Überprüfung von Anschlagpunkten, Seilen und Gurten durch einen vom Hersteller autorisierten Sachkundigen“, sagt Baum. Er fordert, das Thema kollektive Schutzmaßnahmen mehr in die Planung bei Arbeiten auf bestehenden Dachprojekten einzubeziehen.

Autos sind sicherer als Baustellen

Christoph Baum hält es für ein Armutszeugnis, dass wir in Deutschland zwar in jedem Auto die bestmögliche Sicherheitstechnik haben wollen, aber nicht auf den genauso gefährlichen Baustellen. Um im Bild zu bleiben: „Auf den Baustellen haben wir in der Praxis häufig Sicherheitsstandards wie im VW Käfer aus den 50er Jahren. Würden Sie heute ein Auto mit den damaligen Sicherheitsstandards fahren wollen, ohne Gurt, ABS oder Bremskraftverstärker?

Baum ist viel im Ausland unterwegs. „In anderen Ländern sind die Anforderungen an die Absturzsicherung oft höher, dort haben technische Lösungen tatsächlich Vorrang. Oder es gibt strengere Regeln zum Einsatz von PSA gegen Absturz, wie etwa in den USA. „Wohin ich da auch komme: Auf allen Dachbaustellen sind die Mitarbeiter über Gurte gesichert.“ Denn in den USA kann sich kein Unternehmer einen Absturz seiner Mitarbeiter leisten. Regresszahlungen würden ihn den Betrieb plus Haus und Hof kosten. Auch das ist laut Christoph Baum in Deutschland meist anders. Dort treten Versicherungen für den entstandenen Schaden erst einmal ein. Der Arbeitgeber wird im Nachgang durchaus in Regress genommen, aber deutlich moderater als etwa in den USA.

Also bleibt die PSA gegen Absturz oft auf ein Minimum reduziert und die Hände und Füße bleiben beim Klettern auf dem Dach.

PSA gegen Absturz muss für die Situation vor Ort geeignet sein.
PSA gegen Absturz muss für die Situation vor Ort geeignet sein.

PSA gegen Absturz: Geld investieren in Ausrüstung und Schulungen

Christoph Baum agiert auch im Rahmen von Informationsveranstaltungen der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau). Sensibilisierung für das Thema hält er weiter für unerlässlich. Ein Helm für 15 Euro bietet eben nicht den gleichen Schutz wie ein Helm, der seitenaufprallgeprüft wurde und 45 Euro kostet. „Viele Unternehmer zahlen lieber am Ende Steuern nach, als Geld in Arbeitssicherheit zu investieren.“ Dabei ist es wichtig, die richtige PSA gegen Absturz auszuwählen, die Mitarbeiter zu unterweisen und ihnen Schulungen zu finanzieren, wo sie dicht an der Praxis weitergebildet werden.

Absichern statt abstürzen – die BG Bau informiert

 

YouTube

By loading the video, you agree to YouTube’s privacy policy.
Learn more

Load video

PGlmcmFtZSB0aXRsZT0iQWJzaWNoZXJuIHN0YXR0IGFic3TDvHJ6ZW4g4oCTIFNpY2hlcmVzIEFyYmVpdGVuIGF1ZiBkZW0gRGFjaHN0dWhsIChUZWFzZXIpIiB3aWR0aD0iNjQwIiBoZWlnaHQ9IjM2MCIgc3JjPSJodHRwczovL3d3dy55b3V0dWJlLW5vY29va2llLmNvbS9lbWJlZC9ZOGRhMzRfejlNRT9mZWF0dXJlPW9lbWJlZCIgZnJhbWVib3JkZXI9IjAiIGFsbG93PSJhY2NlbGVyb21ldGVyOyBhdXRvcGxheTsgY2xpcGJvYXJkLXdyaXRlOyBlbmNyeXB0ZWQtbWVkaWE7IGd5cm9zY29wZTsgcGljdHVyZS1pbi1waWN0dXJlOyB3ZWItc2hhcmUiIHJlZmVycmVycG9saWN5PSJzdHJpY3Qtb3JpZ2luLXdoZW4tY3Jvc3Mtb3JpZ2luIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW4+PC9pZnJhbWU+

Absturz über die Dachrinne kann zertifizierte Seile zerschneiden

Ein Beispiel ist der Sturz über die Dachkante hinweg, was etwa bei der Arbeit an einer Dachrinne passieren kann. Die dafür benötigten Seile werden im Labor auf Haltbarkeit getestet: Dazu erfolgt ein Fallversuch mit einem Prüfgewicht über eine definierte Kante eines Stahlträgers mit einem Radius von 0,5 Millimeter. Funktioniert gut im Labor, aber die Realität sieht eben oft ganz anders aus. Baum gibt ein Beispiel. Oft würden Anwender nicht die Gebrauchsanleitung lesen und wüssten damit auch nicht, für welche Kantenbeanspruchung die Seile geprüft würden. Denn der Sturz über eine Dachrinne aus verzinktem Blech ist etwas anderes als ein Labortest am Stahlträger. An einer bei einem Sturz abknickenden Dachrinne kann sich eine messerscharfe Kante bilden, mit womöglich tödlichen Folgen. Eine solche Belastung halten die Seile eben nicht unbedingt aus.

„PSA gegen Absturz muss natürlich für die Situation vor Ort geeignet sein. Ist das nicht der Fall, entstehen Risiken, die unter Umständen fatale Folgen haben können“, erklärt Baum von Gegen Absturz. Unternehmern müsse klar sein, dass im Nachgang eines Personenschadens immer die Frage kommt, warum nicht gleich eine technische Lösung genommen wurde. Der Sturz über die Kante verhindert wohl einen Absturz, dennoch kann es zu massiven Verletzungen durch ein Anprallen kommen.

Technische Lösungen wie die Absturzsicherung am Gerüst haben Vorrang vor der PSA.
Technische Lösungen, wie die Absturzsicherung am Gerüst, haben Vorrang vor der PSA.

PSA gegen Absturz: Die Pflichten der Arbeitgeber

Der Arbeitgeber darf nur PSA auswählen und den Beschäftigten zu Verfügung stellen, die den Anforderungen der Verordnung über die Bereitstellung von persönlichen Schutzausrüstungen auf dem Markt entsprechen.

Auch muss der Arbeitgeber für jede bereitgestellte PSA die erforderlichen Informationen für die Benutzung in verständlicher Form und Sprache, etwa in Form einer Betriebsanweisung, bereithalten.

Und der Arbeitgeber hat die Beschäftigten in der sicherheitsgerechten Benutzung der PSA zu unterweisen. Grundlage dieser Unterweisungen sind die Herstellerinformationen. Bei PSA, die gegen tödliche Gefahren oder bleibende Gesundheitsschäden schützen sollen, sind zusätzlich zu den Unterweisungen auch Übungen vorgeschrieben. Das ist etwa bei Atemschutzgeräten, PSA gegen Absturz oder PSA zum Retten aus Höhen der Fall.

(Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)

Sie interessieren sich für das Thema Arbeitssicherheit. Dann lesen Sie unseren Artikel über Absturzsicherung gegen Leiter-Unfälle.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024

Beschäftigung auf Rekordniveau: Arbeitsmarkt zeigt sich 2023 widerstandsfähig

Im Dezember 2023 waren rund 2,6 Millionen Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum November stieg die Arbeitslosenquote saisonbedingt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Erfreulich ist, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 35,1 Millionen im Oktober erneut einen Höchststand erreicht hat und die Nachfrage nach neuen MitarbeiterInnen im Dezember trotz weiterhin schwacher Konjunktur wieder leicht gestiegen ist. Der Arbeitsmarkt erweist sich als verlässlich und widerstandsfähig.“

8. Januar 2024

Dachdecker gilt als am wenigsten durch Künstliche Intelligenz gefährdeter Beruf

Die meisten Büroberufe halten viele Menschen nach einer repräsentativen Umfrage der Marktforscher von YouGov für akut gefährdet, durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzt zu werden. Besser sind die Zukunftsaussichten für die handwerklich geprägten Berufe, bei denen sich die menschliche Komponente nur sehr schwer ersetzen lässt. Den Beruf des Schreiners halten 64 Prozent der Befragten für wenig oder gar nicht gefährdet, 65 Prozent den Beruf Maler und für den Beruf Dachdecker sehen gar 71 Prozent der Befragten wenig oder gar keine Gefahr.

21. Dezember 2023

Mayener Meisterwoche 2024 mit aktuellen Themen

In Mayen werden vom 24.-26. Januar 2024 wieder Tür und Tor für die Mayener Meisterwoche (MMW) geöffnet. Das Programm lässt keine Wünsche offen und beleuchtet die aktuellen Themen der Zeit: Neben wichtigen Neuerungen im Fachregelwerk geht es um Schadensfälle bei PV-Anlagen, die Möglichkeiten und Grenzen einer 4-Tage-Woche in Dachdeckerbetrieben, aber auch Cybersicherheit und KI im Handwerk versprechen interessante Einsichten. Ein Blick in das Programm lohnt auf jeden Fall.

15. Dezember 2023

Neues Führungs-Duo bei Velux Deutschland

Mit sofortiger Wirkung übernehmen Silke Stehr als Sprecherin der Geschäftsführung und Matthias Mager als Geschäftsführer Vertrieb die Leitung von Velux Deutschland. Jacob Madsen, bisheriger Geschäftsführer, wechselt als Executive Vice President Region North Europe in das Top-Management der Velux Gruppe. „Silke und Matthias haben viel Markt- und Branchen-Erfahrung und gestalten Velux schon lange erfolgreich mit,“ erklärt Madsen. „Gemeinsam werden wir unser Qualitätsversprechen, die enge Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben im Fachhandel und Handwerk und die starke Position des Unternehmens weiter ausbauen.“

4. Dezember 2023

Auftragszahlen im Wohnungsbau gehen weiter abwärts

„Seit mehr als einem Jahr verzeichnen wir nun schon negative Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen im Wohnungsbau. Von Januar bis September wurden fast 77.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Order sind im September um real 15 Prozent zurückgegangen“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Der Der Wohnungsbau brauche neben dem beim Kanzlergipfel verabschiedeten 14-Punkte-Plan kurzfristige Hilfe, sonst werde der Einbruch noch dramatischer.

24. November 2023

ifo Institut: Auftragsstornierungen im Wohnungsbau erreichen neuen Höchststand  

Die Stornierungswelle im Wohnungsbau reißt nicht ab. Im Oktober meldeten 22,2 Prozent der Unternehmen gestrichene Projekte, im Vormonat waren es 21,4 Prozent. „Es wird immer schlimmer, mehr und mehr Projekte scheitern am gestiegenen Zinsniveau und den teuren Baupreisen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Das Neugeschäft im Wohnungsbau ist weiterhin sehr schwach, die Auftragsbestände der Firmen schmelzen ab.“ 

15. November 2023

ifo Institut: Wirtschaftsleistung 2023 schrumpft um 0,4 Prozent

Das ifo Institut hat seine Konjunkturprognose bestätigt. Demnach wird die deutsche Wirtschaftsleistung 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen. Im kommenden Jahr wird sie dann um 1,4 Prozent steigen, aber 0,1 Prozentpunkte weniger als bislang gedacht. Im Jahre 2025 wird das Wachstum 1,2 Prozent betragen. „Anders als bislang erwartet dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2023 ausbleiben. Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. 

8. September 2023