Sommerhitze 2023: wie Dachdecker ihre Haut retten können
13. Juni 2023
Es hat länger gedauert, doch jetzt beginnt die heiße Zeit für Dachdecker und Zimmerer. Bundesweit steigen die Temperaturen – Meteorologen erwarten eine Sommerhitze 2023. Da kann man wie etwa Dachdecker Oliver Bernhardt und seine Schwester Melanie auf Instagram die Sache mit Humor nehmen und dabei für Schatten und Abkühlung sorgen. Letzteres ist wichtig auf dem Dach, wenn im Frühsommer mit der Sonneneinstrahlung auch die ultraviolette Strahlung steigt, die Haut und Augen schädigen und zu weißem Hautkrebs führen kann.
Hitze-Ausfallgeld bei Soka-Dach beantragen
In der prallen Sonne ist das Arbeiten bei 30 Grad oft schon nach einem halben Tag auf den Dächern kaum noch möglich. Für diesen Fall hat der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) eine Lösung mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt erarbeitet, die inzwischen dauerhaft gilt. Das Hitze-Ausfallgeld in Höhe von 75 Prozent des Stundenlohns kann von den Betrieben bei der Soka-Dach beantragt werden – immerhin 53 Stunden pro Dachdecker im Jahr. Eine gute Lösung, denn in Zeiten des Klimawandels wird im Gegenzug in den wärmeren Wintermonaten das Saison-Ausfallgeld mittlerweile seltener benötigt.
Bewusstsein bei Lehrlingen schärfen
Um das Bewusstsein gerade beim Nachwuchs für die Gefahren der Sommerhitze 2023 zu schärfen, führt die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) bundesweit UV-Aktionstage für Auszubildende durch. Hier wird anschaulich gezeigt, wie man sich vor der schädlichen UV-Strahlung schützen kann. Das sprechende Motto: Rette deine Haut!
„Am Bau wird oft im Freien gearbeitet, die Beschäftigten sind der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Daher legen wir einen Schwerpunkt unserer Präventionsarbeit auf den Schutz vor UV-Strahlung“, sagt Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG Bau. Denn die Gefahren für die Haut sind groß. Im Jahr 2021 wurden der BG Bau rund 2600 Verdachtsanzeigen für die Berufskrankheit weißer Hautkrebs gemeldet. Besonders betroffen sind Beschäftigte aus dem Hoch-, Straßen- und Gerüstbau, der Glas- und Fassadenreinigung sowie dem Dachdecker- und Zimmererhandwerk.
Präventionstage in überbetrieblichen Ausbildungszentren
Die Sensibilisierung für die Gefahren von UV-Strahlung ist gerade zu Beginn des Berufslebens wichtig. Daher setzt die BG BAU auch für die Sommerhitze 2023 ihre bewährten UV-Aktionstage fort. In acht überbetrieblichen Ausbildungszentren der Bauwirtschaft werden damit deutschlandweit über 1000 Auszubildende erreicht. Dabei werden praxistaugliche Maßnahmen zum Schutz vor UV-Strahlung gezeigt und ausprobiert: ob UV-Schutzbrille, Helm mit Nackenschutz, luftdurchlässige Kleidung aus unterschiedlichen Materialien oder UV-Schutzmittel.
Ein besonderer Service der BG BAU für die Auszubildenden ist die Bestimmung des eigenen Hauttyps. So bekommen die Jugendlichen ein Gefühl dafür, wie empfindlich ihre Haut ist. Ebenso kann die Haut per UV-Kamera betrachtet werden: Damit lässt sich die Wirkung von Sonnenschutzmitteln im Mit-Ohne-Vergleich sichtbar machen.
Technischer UV-Schutz
In den Monaten April bis September ist die Strahlkraft der Sonne so hoch, dass Schutzmaßnahmen erforderlich sind, insbesondere zwischen 11 Uhr und 16 Uhr. Ein Indikator für Maßnahmen ist der UV-Index. Bereits ab einem UV-Index von 3 sind Maßnahmen zum Schutz vor UV-Strahlung erforderlich.
Überdachungen, Wetterschutzzelte oder Sonnensegel können laut BG Bau für schattige Arbeitsplätze im Freien sorgen. Wo solche technischen Maßnahmen für die Sommerhitze 2023 nicht umgesetzt werden können, braucht es organisatorische Schutzmaßnahmen. So können zum Beispiel Arbeiten in die frühen Morgen- und Vormittagsstunden oder in die späten Nachmittagsstunden nach 16 Uhr verlegt werden, wenn die UV-Belastung geringer ist. Auch das Rotationsprinzip kann helfen, die UV-Belastung zu reduzieren: Beschäftigte wechseln sich zwischen Tätigkeiten mit und ohne UV-Belastung ab oder verteilen die Arbeit auf mehrere Beschäftigte.
Persönlicher UV-Schutz
Wenn technische oder organisatorische Maßnahmen nicht ausreichen, müssen nach Angaben der BG Bau persönliche UV-Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten ergriffen werden. Dazu gehören insbesondere der Schutz des Kopfes sowie leichte, luftdurchlässige, körperbedeckende Kleidung. Die Ohren und der Nacken können am besten mit einem „Nackentuch“ geschützt werden, das am Helm befestigt wird. Hautbereiche, die nicht verdeckt werden können, wie das Gesicht, hier vor allem die Nase und die Lippen, der Hals oder auch die Handrücken, sind mit UV-Schutzcreme mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30, besser 50 zu schützen. Dieser Schutz muss spätestens nach zwei Stunden erneuert werden. Um die Augen zu schützen, wird eine UV-Schutzbrille empfohlen.
So unterstützt die BG Bau
Die BG Bau bietet ihren Mitgliedsbetrieben und Versicherten ein breites Informations- und Beratungsangebot zu UV-Schutzmaßnahmen. Außerdem unterstützt sie Unternehmen mit ihren Arbeitsschutzprämien, beispielsweise bei der Beschaffung von technischen UV-Schutzmaßnahmen, UV-Schutzkleidung oder entsprechendem Helmzubehör. Beim Arbeitsmedizinischen Dienst (AMD) der BG Bau können Beschäftigte neben Beratungsgesprächen zum Thema Hautkrebs auf Wunsch ein Hautscreening erhalten, denn regelmäßige Vorsorge ist eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von weißem Hautkrebs.
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