Hilfsaktion: Bayerische Dachdecker liefern Maschinen in die Ukraine
18. Juli 2023
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat weitreichende Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben in Deutschland im Allgemeinen und die Bedachungsbranche im Besonderen. Die Dachdecker und Zimmerer mussten vor allem im vergangenen Jahr auf eine unsichere Situation in Sachen Preise und Materialverfügbarkeit reagieren, bei weiterhin sehr guter Auftragslage. Doch das alles verliert an Bedeutung beim Blick auf die Lebensverhältnisse der Ukrainer in diesem Krieg. Und so gibt es auch eine große private Bereitschaft in Deutschland, den Menschen vor Ort zu helfen.
Ein Sattelzug Dachmaterial für die Kriegsregion Cherson
Wie das ablaufen kann, zeigen die bayerischen Dachdecker in einer vorbildlichen Spendenaktion. Sie haben Mitte Juni in Kooperation mit der Hilfsorganisation Space-Eye, die ganz konkrete Projekte in der Ukraine unterstützt, Material- und Werkzeugspenden in einen Sattelzug verladen und auf den Weg gebracht. Nur eine Woche später erreichte der Transport als Hilfe zur Selbsthilfe für das neue Eindecken von Dächern die Bestimmungsregion Posad-Pokrovske nordwestlich von Cherson. Eine stark von Zerstörungen durch den Krieg betroffene Region im Südosten der Ukraine, wo jüngst ein riesiger Staudamm von den russischen Truppen zerstört wurde, was zu schweren Überschwemmungen führte.
Not lindern und Zeichen setzen für den Wiederaufbau
Mit dem Sattelzug gelangten Dampfsperr-Bahnen, eine Abkantbank, eine Tafelschere, dutzende Maschinen und Handwerkzeuge für Maurer-, Holzbau-, Dachdecker- und Metallarbeiten in die Ukraine. Darüber hinaus wurde Zubehör wie Werkstattwagen, Schuttloren, Schaufeln, Besen, Schränke, Tische und Stühle verladen. „Wir wollen die Not der Menschen in der Ukraine lindern und schon jetzt ein Zeichen für den Wiederaufbau setzen“, heißt es dazu in einer Pressemeldung der bayerischen Dachdecker.
Nach KPZ-Umbau Maschinen und Werkzeuge aussortiert
Doch woher kommt das ganze Material? Nach dem jahrelangen Umbau und der Sanierung wurden beim KPZ Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkirchen e. V., dem überbetrieblichen Aus- und Weiterbildungszentrum des Bayerischen Dachdeckerhandwerks, eine Vielzahl von Maschinen, Werkzeugen und weiterer Arbeitsmittel aussortiert und durch Material auf dem neuesten Stand der Technik ersetzt. Klar war, dass die bisherige Ausstattung nicht einfach auf dem Müll landen sollte. Das gesamte KPZ-Team um Ausbildungsleiter Jürgen Lehner, Dachdecker- und Zimmerermeister, setzte sich für eine sinnvolle Weiterverwertung ein.
Die Idee: Kollegen in der Ukraine unterstützen
Und bald war eine Idee geboren – die bayerischen Dachdecker wollen den Kollegen in der Ukraine helfen und ihnen die nicht mehr benötigten, aber natürlich noch voll funktionstüchtigen Maschinen, Werkzeuge und weitere Arbeitsmittel zur Verfügung stellen. Die Kontaktaufnahme übernahm der Dachdeckermeister Mario Kunzendorf, Vorstandsmitglied der Landesinnung der bayerischen Dachdecker. Er engagiert sich schon länger in internationalen Projekten und organisierte etwa eine Hilfe zur Selbsthilfe für Handwerker in Uganda, vor er selbst vor Ort war. Kunzendorf stellte die Verbindung zur Hilfsorganisation Space-Eye her und die wiederum nutzte ihre Kontakte, um vor Ort in der Ukraine Partner zu finden.
Videobotschaft: Große Begeisterung und Dankbarkeit
Die Begeisterung und Dankbarkeit über die bereitgestellte Material- und Werkzeugspende war groß. Unmittelbar nach der Ankunft des Sattelzugs in der Region Posad-Pokrovske bedankte sich einer der Helfer und Organisatoren vor Ort in einem Video bei den bayerischen Dachdeckern und dem KPZ. Nach seinen Worten haben sich in dieser Region insgesamt sieben Ortschaften, die besonders vom russischen Beschuss betroffen waren, zusammengeschlossen zu einer gemeinsamen Initiative für die Reparatur der beschädigten Dächer.
Aufbau eines Dach-Reparaturzentrums
Bislang konnten die Dächer einiger hundert Häuser nur notdürftig mit Planen und Folien abgedeckt werden, um die Bewohnbarkeit durch die mehreren tausend betroffenen Menschen wenigstens behelfsmäßig zu gewährleisten. Nach Angaben des Mitarbeiters wird mit der Materialspende der bayerischen Dachdecker jetzt der Aufbau eines „Dach-Reparaturzentrums” für die Region ermöglicht. Das Beispiel zeigt, wie sinnvoll konkrete Hilfe für die Ukraine sein kann, wenn sie sich am Bedarf vor Ort orientiert. Die bayerischen Dachdecker haben auf jeden Fall hier ein Ausrufezeichen gesetzt. Auch kleine Projekte können große Wirkung entfalten.
Sie interessieren sich für Themen aus den Verbänden? Dann lesen Sie unsere Story darüber, wie Dachdecker und Elektriker gemeinsam den PV-Boom meistern wollen.