Haberland Pechstein GmbH: Zwei Meister – eine Vision
21. Dezember 2023
Gefunden haben sich die Geschäftsführer der Haberland Pechstein GmbH auf der Meisterschule in Leipzig. Doch ihre Verbindung ging weit über die Meiserschule hinaus. Sie schmiedeten eine Freundschaft, die von ihrer gemeinsamen Leidenschaft für das Handwerk getragen wird.
Dynamisches Duo mit unterschiedlichen Werdegängen
Ein Blick auf ihre individuellen Werdegänge zeigt die vielfältigen Facetten, die dieses dynamische Duo auszeichnen. Gregor Pechstein, bereit seit 2006 ein geprüfter Geselle, hatte zunächst gezögert, den Schritt zum Meister zu wagen. Doch mit der richtigen Unterstützung und dem leidenschaftlichen Antrieb, den er mit Tamino Haberland teilte, begann er den Weg zum Meister. Dieser entschlossene Schritt war der Grundstein für ihre künftige Zusammenarbeit. Für Tamino Haberland war von Beginn der Lehre an klar, dass danach die Meisterschule kommt und dann die Betriebsgründung – ein Weg, den junge Handwerker heute immer öfter einschlagen. Zwölf Jahre trennen die Geschäftsführer, doch sie passen gut zusammen. Beide wissen genau, wie sie die Haberland Pechstein GmbH führen wollen und welche Kompetenzen dafür notwendig sind.
Gemeinsam den Zimmerer-Meisterkurs absolviert
Während der turbulenten Zeiten der Corona-Pandemie und geprägt von Unterbrechungen wagten sie den Aufstieg zum Zimmerermeister und im Anschluss gleich noch den Dachdeckermeister, beide in Vollzeit und mit Unterstützung des Aufstiegs-BAföG. Dabei zeigte sich, wie Haberland und Pechstein die Dinge angehen. Sie wollten den Dachdeckermeisterkurs auch in Leipzig absolvieren und nicht im sächsischen Bildungszentrum in Bad Schlema, wo diese ansonsten regelmäßig stattfinden. „Also haben wir kurzerhand in Eigenregie weitere Teilnehmer motiviert und gefunden für einen eigenen Meisterkurs in Leipzig“, erinnern sie sich. Diese Entschlossenheit spiegelt sich in ihrer gesamten Arbeitsweise wider. Mit Experten aus dem persönlichen Netzwerk, vielen Recherchen und auch mit Unterstützung eines Betriebsberaters der HWK Potsdam kam das gemeinsame Projekt erfolgreich in den Flow als Haberland Pechstein GmbH.
Nach der Gründung direkt durchgestartet
Die Haberland Pechstein GmbH startete offiziell am 6. September 2021. Innerhalb des ersten Jahres beschäftigten sie bereits zwei Gesellen und einen befreundeten Lehrling. Ihr Engagement und ihre Visionen ermöglichten ein schnelles Wachstum und so beschäftigt der Betrieb zwei Jahre nach der Gründung bereits zehn Gesellen und acht Auszubildende. Ziel war es von Anfang an stetig zu wachsen“, erläutert Pechstein. Neue Mitarbeiter zu finden, ist dabei bislang kein Problem, im Gegenteil. Es bewerben sich Gesellen aus anderen Betrieben. „Wir zahlen ein Gehalt, mit dem es sich gut leben lässt, keine Wochenendarbeit, respektvolles und partnerschaftliches Miteinander, modernes Werkzeug und Arbeitsmaterialien, coole Arbeitskleidung und ein eigenes Fahrzeug. Unsere Projekte sind herausfordernd, interessant, innovativ und verbinden alle Bereiche rund ums Dach“, berichtet Pechstein.
Mitarbeiter werden gefordert und gefördert
Auch wenn das Thema Führung in der Meisterschule eher keines ist: Die beiden haben von Beginn an offen und klar kommuniziert. „Lob und Kritik, ein freundschaftlicher Umgangston und emotionale Verbundenheit sind in unserem Team selbstverständlich. Wir sprechen alles an, geben Feedback und Tipps. Für jede neue Baustelle wird abgestimmt, wie es laufen soll“, sagt Haberland. Alle sind beim Du, es wird sich auch mal in den Arm genommen, Emotionen sind nicht verpönt. „Die Jungs haben auch untereinander einen guten Draht“, so Pechstein. Fordern und fördern, lautet das Motto. Jeder Mitarbeiter, der wirklich will und die Fähigkeiten mitbringt, kann und soll sich weiterbilden, ob zum Vorarbeiter oder Meister.
Acht Lehrlinge im Team
Doch wie kann es sein, dass der junge Betrieb Haberland Pechstein GmbH gleich acht Lehrlinge beschäftigt, wo Kollegen händeringend Nachwuchs suchen? „Wir sind sichtbar für die jungen Leuten in der Region, über unsere Firmenfahrzeuge, über Plakate auf den Baustellen, über unsere Homepage und natürlich über ein professionelles und cooles Instagram-Profil. Und Empfehlungen gibt es inzwischen auch schon“, freut sich Pechstein. Von den acht Lehrlingen sind sechs Zimmerer. „Die meisten haben Abitur und sich bereits beruflich ausprobiert und orientiert. Sie brennen für den Beruf und haben gute Noten. Einer ist schon 30 Jahre alt, hat bereits zwei Kinder und ein Jurastudium abgebrochen“, berichtet Haberland. „Wir checken schnell, wer was am besten kann und wo wir unterstützen müssen.“ Das digitale Berichtsheft führte der Betrieb sofort ein, auch wenn es anfänglich Probleme mit den Berufsschulen gab.
Alle Abläufe und Prozesse digitalisiert
Entscheidend für die Nachwuchswerbung und den Erfolg des Betriebs insgesamt ist dabei die Planung und Umsetzung der Selbstständigkeit. Die beiden Geschäftsführer haben von Beginn an die Struktur so effektiv wie möglich aufgebaut und konnten deshalb das schnelle Wachstum auch organisatorisch sehr gut bewältigen. Auf der Messe Dach+Holz 2020 informierten sich beide in Sachen Software und wurden fündig. „Wir wollten von Beginn an alles digital machen“, erläutert Pechstein. Die Mitarbeiter haben alle entsprechende Apps auf dem Smartphone für die Zeiterfassung und sämtliche Infos rund um die Baustellen. „Die tägliche Arbeitszeit wird am Tagesende direkt in die Nachkalkulation übertragen. Wir steuern die Projekte direkt und haben alles im Blick. Die Vorarbeiter organisieren selbst die notwendigen Arbeiten und Materialien“, erläutert Haberland.
Vertrauensvolles Verhältnis zum Dachdecker-Einkauf
Die beiden Chefs kommen möglichst alle zwei, drei Tage vor Ort hinzu und besprechen eventuelle Engpässe und Herausforderungen. Das Material wird über die Dachdecker-Einkauf Ost eG direkt auf die Baustellen geliefert, bis auf Velux-Fenster liegt kaum etwas im eigenen Lager. „Mit dem Einkauf in Fehrbellin gibt es ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, wir sind da mit den Mitarbeitern per Du. Dort erhielten wir nach der Gründung direkt einen Kreditrahmen, während andere Händler nur nach Vorkasse Material liefern wollten. Das hat uns sehr geholfen“, berichtet Pechstein.
Viele große Projekte
Mit ihrer effizienten Struktur und der Digitalisierung der Aufläufe konnten schnell auch große Aufträge ausgeführt werden. So war ein Teil des Team jüngst sogar auf Montage in Hamburg für einen Berliner Kunden, der dort ebenfalls Immobilien besitzt. „Wir haben da in zwei Abschnitten sechs Mehrfamilienhäuser saniert in Sachen Dämmung und Eindeckung. Bei drei Blöcken wurde auch der Dachstuhl komplett neu gesetzt“, erklärt Pechstein. Ausnahmsweise waren beide Chefs bei diesem Großprojekt selbst mit im Einsatz auf der Baustelle. Den Holzabbund führten die Mitarbeiter vor Ort mit eigenen Maschinen aus. Eingedeckt wurde mit Indach PV-Ziegeln von BMI.
Die Zukunft im Visier
Photovoltaik ist ein weiteres Standbein der Haberland Pechstein GmbH. Die beiden Geschäftsführer gründeten im Juli 2022 mit zwei Partnern aus dem Elektrohandwerk die Ursolar GmbH. Auf der Homepage heißt es: „Wir vereinen Dachhandwerk und Elektrohandwerk für innovative Lösungen.“ In der Praxis können so PV-Projekte komplett aus einer Hand angeboten werden, von der Planung und Berechnung über die Wahl des Materials bis zur Installation auf dem Dach und den Anschlüssen im Haus. Haberland und Pechstein sind bei Ursolar Gesellschafter. Das Wichtigste ist: Wechselseitig können die beiden Unternehmen füreinander Aufträge generieren in diesem herausfordernden Geschäftsfeld.
Breite an Kompetenzen erfreut Architekten
Photovoltaik ist ein Baustein für neue Aufträge. Doch zentral bleibt für den Betrieb, „dass wir neben dem Holzbau sowohl Steildach als auch Flachdach können und uns zudem mit Flüssigkunststoff gut auskennen“, so Haberland. Diese Breite an Kompetenzen ist es, die Architekten anspricht und auch andere Auftraggeber für größere Projekte, für die es Bauanträge braucht. „Direkt für Privatkunden arbeiten wir eher selten“, sagt Haberland. Viele Anfragen in Sachen Wartung und Reparatur gibt es neuerdings auch von Wohnungsbaugesellschaften. Da stellt sich für die beiden Chefs gerade die Frage, ob und wie sie ein eigenes Team dafür aufbauen.
Qualität, Transparenz und Effizienz zählen
Doch warum geht es so steil nach oben mit der Haberland Pechstein GmbH, was schätzen die Kunden und sorgt für Empfehlungen? „Es ist sicher die Qualität unserer Arbeit. Und auch die Art und Weise, wie wir mit unseren Kunden und Bauherren kommunizieren“, meint Gregor Pechstein. Hinzu kommt, dass beide offen ansprechen, was unter den gegebenen Bedingungen an maßgeschneiderten Lösungen möglich ist. Und dass sie zudem den Architekten gerne auch beratend zur Seite stehen bei den fachlichen Fragen rund ums Dach. „Wir schauen immer, was zielführend für ein Projekt ist, und sind vor allem mit Herz und Hingabe dabei“, fügt Pechstein hinzu.
Innovationsprojekt mit Holz, Ziegeln und Lehm
Ein ganz besonderes Projekt ist aktuell in Planung. Die Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft startet ein Pilotprojekt zum nachhaltigen Geschosswohnungsbau im Berliner Stadtteil Alt-Britz – mit den Materialen Holz, Ziegeln und Lehm. Die unterschiedlichen Bauweisen Holz-Lehm-Haus und Ziegel-Holz-Haus sollen in diesem vom Berliner Senat geförderten Bauvorhaben langfristig miteinander verglichen werden, um für die Zukunft grundsätzliche Erkenntnisse für den Geschosswohnungsbau zu gewinnen. Haberland und Pechstein freuen sich schon auf diese neue Herausforderung. Ihr Motto dabei: „Erfolg ist, wenn die Arbeit Spaß macht, sowohl auf dem Dach als auch am Schreibtisch, und der Beruf die Berufung ist!“
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