Ein Dachdecker-Team geht seinen Jakobsweg
29. Oktober 2019
„Du wirst niemals alleine gehen“, dies ist eine starke Motivation für ein Team – auch auf dem Dach. Eine ganz klare Sache für Michael Zimmermann und seinem Sohn Kevin, beide Geschäftsführer von Zimmermann Bedachungen in Ockenheim nahe Bingen am Rhein.
„Nachdem wir unseren Betrieb in den vergangenen Jahren zu unseren Firmenjubiläen gefeiert hatten, wollten wir unseren Mitarbeitern einmal etwas Besonderes gönnen – und ihnen damit Danke sagen“, so Michael Zimmermann. Es sollte ein „Event“ werden, der nicht morgen schon von gestern ist. Die Idee zu einer gemeinsamen Wanderung auf dem Jakobsweg war schnell geboren.
Solidarität siegt: Das komplette Dachdecker-Team fliegt nach Spanien
„Wir sind alle Dachdecker, wir schaffen das gemeinsam, wir halten zusammen und gehören zusammen – zeigen wir das“, sollte laut Zimmermann das Statement werden. Die ersten Reaktionen der Mitarbeiter reichten von „super, ich bin dabei“ bis zu „ich gehe privat nicht mal Wandern – muss das sein?“. Doch die Solidarität hat gesiegt. Neben Vater und Sohn Zimmermann stiegen Mitte September tatsächlich alle elf „Männer auf dem Dach“ sowie der 15-jährige Praktikant und zukünftige Auszubildende Paul in der schwarzweißen traditionellen Zunftkleidung ins Flugzeug nach Spanien.
Dachdecker erregen mit der Zunftkleidung große Aufmerksamkeit
Der Weg zu Fuß begann in Melide mit dem knapp 60 Kilometer entfernten Ziel der Kathedrale von Santiago de Compostela vor Augen. Dass niemand auf dem „Camino“ alleine geht, erlebten die rheinland-pfälzischen Dachdecker täglich. Wegen ihrer Zunftkleidung wurden sie immer wieder angesprochen, ob sie eigentlich Musiker seien oder Handwerker. Roofer, wie amerikanische Touristen und Teilnehmer fragten, oder Techador im Spanischen, also Dachdecker, sind weltweit bekannt. Oft jedoch staunten die Fragesteller, dass dies in Deutschland wirklich ein eigenes Handwerk ist. „Dachdecker und ihre Tradition in Deutschland, das ist für viele der Menschen aus allen Teilen der Welt unvorstellbar und gleichzeitig faszinierend“, erinnert sich Zimmermann.
Dachdecker-Wanderung als Event in den sozialen Medien
Was als „Betriebsausflug“ begann, wurde zu einem Motivationsschub für das Team und einem Ereignis in den sozialen Medien. Weltweit tauchte die Dachdecker-Gruppe auf Facebook & Co. auf, fotografiert von anderen Teilnehmern, Touristen oder Einheimischen. Auch YouTube ist um einige Videoclips reicher geworden. Instagram und Snapshot wurden zu „Fotoalben“ einer Reise von Handwerkern, bei denen Teamarbeit ohnehin an erster Stelle stehen muss.
Dachdecker-Team auf dem Jakobsweg: Wir sind dann mal weg
Eine völlig neue Teamerfahrung
Gemeinsam vom Praktikanten bis zu den Geschäftsführern einen langen Weg zu gehen, die gleichen Mahlzeiten zusammen einzunehmen, in Mehrbettzimmern in einfachen Pensionen und Gasthöfen zu übernachten, die gleiche Kleidung zu tragen und im Laufe der Wanderung über Dinge sprechen, über die auf der Baustelle und im Arbeitsalltag nie gesprochen wird – das war für alle eine völlig neue Erfahrung. Da wird mit den Chefs wie mit dem besten Freund geredet, da wird Kollegen auch von Privatem, von Einstellungen und Erlebnissen berichtet. Und jeder spürt auf einmal, dass es hier um eine gemeinsame Sache geht, die alle gemeinsam „durchziehen“.
Jubel beim Einzug in die Kathedrale von Santiago de Compostela
Auf dem langen Weg nach Santiago de Compostela siegte stets die Solidarität. Selbst die mit 28 Kilometern längste Tagesetappe wurde gemeinsam bewältigt. „Wir schaffen das“, dieses Motto bekam eine völlig neue Bedeutung und Dimension. Die größte Belohnung war für die 14 Dachdecker aber nicht nur der Jubel beim Einzug in die Kathedrale in Santiago de Compostela am Ende des Wegs. Auch die Reaktionen der Kunden und potenziellen Kunden zuhause hat sie bestärkt, so etwas immer wieder zu machen. „Ihr seid total sympathische Typen“, „wenn ich mal ein Dach decken lasse, dann nur von Euch“, sind zwei von zahlreichen Kommentaren.
„Unser Team hat schon immer zusammengehalten. Aber in diesen drei Tagen auf Wanderschaft wurde es zusammengeschweißt“, freut sich Michael Zimmermann. Das zeigt sich auch noch nach der Rückkehr in den Alltag. Eigens für den Jakobsweg wurde eine WhatsApp-Gruppe ins Leben gerufen. Bis heute werden Posts aus den sozialen Medien, Berichte und Reaktionen stolz geteilt. Selbst die Piloten des Flugzeugs nach Hause waren stolz auf ihre ganz besonderen Passagiere, wie ein Erinnerungsfoto zeigt.
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