Dachdeckerin möchte Betrieb mit Zwillingsbruder gründen
15. April 2021
„Mein Job macht mir richtig Spaß“, sagt Dachdeckerin Celina Hansen aus Roetgen bei Aachen. Ein paar Jahre zuvor war jedoch noch gar nicht klar, ob sie überhaupt ins Handwerk gehen und eine Ausbildung absolvieren würde. Sie hatte gemeinsam mit Zwillingsbruder Cedric Fachabitur gemacht. Hansen tat dann zunächst einmal das, was viele heute so tun. Sie studierte, erst Bauingenieurwesen, dann Sportwissenschaften. Letzteres passte schon besser, weil die heute 25-Jährige sich gerne bewegt und Kickboxen macht.
Mit einem Dachdeckermeister Kickboxen trainiert
„Doch Ausbildung war immer ein Thema“, sagt Celina. Dann startete der Zwillingsbruder im April 2017 als Helfer auf dem Dach und begann kurz darauf die Dachdeckerlehre. „Ich jobbte damals neben dem Studium in einem Kampfsportcenter. Dort trainierte ich mit einem Dachdeckermeister, und der sprach mich an wegen einer Ausbildung“, erinnert sich Celina. Sie startete dann die um drei Monate verkürzte Lehre im November 2017. Dass sie jetzt Dachdeckerin ist, freut ihre Eltern und auch die Kunden. „Es gibt überhaupt kein negatives Feedback“, erzählt Celina. Die Kunden sagen vielmehr: „wow, als Frau Dachdeckerin.“
Gesellin gemeinsam mit dem Zwillingsbruder auf dem Dach
Gelernt hat die 25-Jährige bei Prautsch Bedachungen. Sie blieb dann noch ein halbes Jahr als Gesellin. „Ich habe mich mit den Kollegen sehr gut verstanden und wollte das Team auch nicht allein lassen“, berichtet die Dachdeckerin. Doch plötzlich gab es die Chance, gemeinsam mit dem geliebten Zwillingsbruder auf dem Dach zu stehen. Der dortige Betrieb Peter Schlossmacher hatte eine Stelle als Gesellin inseriert. Für Hansen gab es kein Halten mehr. „Da habe ich mich schnell beworben, bevor der Betrieb wieder voll ist.“ Im Team mit den acht Mitarbeitern ist Celina jetzt mit dem Zwillingsbruder beruflich vereint.
Dachdeckerin fühlt sich frei ganz oben auf dem Dach
Warum ist Dachdeckerin der richtige Job? „Das ist gefühlt ganz oben, nicht nur wegen der Aussicht. Ich fühle mich frei auf dem Dach“, antwortet Hansen. „Und es fühlt sich einfach gut an, zu sehen, was ich so geschafft habe.“ Vorher im Studium gab es nur das Lernen. Hansen konnte nie praktische Ergebnisse sehen. „Jetzt habe ich tolle körperliche Anstrengung, fühle mich ausgelastet und auch der Kopf ist gefordert. Man kann kreativ sein, es ist nicht alles 08/15.“ Sie mag alle Bereiche; ob Fassade, Balkon, Flach- oder Steildach, mit den verschiedenen Materialien und sieht sich selbst als Allrounderin.
Das Ziel: eigener Betrieb mit dem Zwillingsbruder
In den nächsten Jahren möchte die Dachdeckerin als Gesellin weiter Erfahrungen sammeln. Danach will sie den Meister machen mit dem Ziel Selbstständigkeit – natürlich gemeinsam mit dem Bruder. „Ich hoffe Cedric zieht mit, bis uns das Dach gehört. Wir verstehen uns einfach sehr gut“, erzählt die 25-Jährige. Bruder und Schwester als Zwillinge mit eigenem Betrieb – das wäre schon eine Rarität. Und es ist ein großer Antrieb für Celina Hansen, ihre Ziele zu verfolgen.
Kleinkunst: Lokomotive als Kaminabdeckung gefertigt
Wenn sie nicht arbeitet, fertigt die Dachdeckerin kleine Kunstwerke. Begonnen hat sie damit schon im ersten Lehrjahr. ihr erstes größeres Projekt war eine neue Kaminabdeckung am Elternhaus, in dem sie wohnt. „Ich wollte das Edelstahlrohr, welches durch die neue Heizung aufgesetzt werden musste, in die Kaminabdeckung mit einbringen. So entstand die Idee mit der Lokomotive aus Kupfer“, erklärt Celina. Entstanden ist das Kunstwerk über Weihnachten und den Jahreswechsel. „Ich habe einen Schlüssel für den Betrieb bekommen und da sonntags gewerkelt“, berichtet Hansen.
Später baute sie einen Quad zuhause im Keller an einer kleinen Werkbank mit Amboss. „Da kann ich einfach basteln und dabei abschalten.“ Das tut Hansen auch weiterhin beim Kampfsport. „Ein oder zweimal pro Woche mache ich Kickboxen und Karate.“
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