Denkmalgeschütztes Steildach-Ensemble detailgetreu saniert
8. Juli 2021
Man sieht ihm die Freude am Dachdeckerberuf förmlich an, wenn er sich mit Leichtigkeit auf dem Steildach bewegt. Dachdeckermeister Andreas Fox beschreibt begeistert das Sanierungsobjekt des Auftraggebers Spar- und Bauverein eG in Hannover-Vahrenwald, Auf dem Dorn/Helmholzstraße. Die Dächer eines gesamten Carreès mit mehreren historischen, viergeschossigen Wohnhäusern aus Rotklinkern erhalten eine Komplettsanierung.
Sondergenehmigung für Aufsparrendämmung
Allein das fachgerechte Einrüsten dauerte mehrere Wochen. Insgesamt 1.800 Quadratmeter Steildach-Flächen der denkmalgeschützten Gebäude wurden komplett abgedeckt, entsorgt und erneuert. Die alten Isolierungen waren zu entfernen und wurden teils durch zwölf Zentimeter Zwischensparren- und sechs Zentimeter Aufsparren-Dämmung nach Energie-Einsparverordnung (EnEV) ersetzt. Mehr lassen die Auflagen des Denkmalschutzes hier nicht zu. „Wir sind verpflichtet, nach EnEV zu arbeiten und diese einzuhalten, soweit das machbar ist. Für die Aufsparrendämmung von gerade sechs Zentimetern bedarf es hier schon einer Sondergenehmigung“, sagt Andreas Fox. Mit eigenen Kränen von Böcker, die der Betrieb auch verleiht, kommt das Material auf die Dächer.
Dachlatten rechtzeitig bestellt
Rund 10.000 Meter Dachlatten wurden für die Steildach-Neueindeckung von der Dachdeckermeister Andreas Fox GmbH aus Langenhagen bei Hannover verarbeitet. „Zum Glück konnten wir das Holz schon vor Monaten ordern und komplett auf unserem Betriebsgelände in Langenhagen einlagern“, erklärt Andreas Fox. „Sonst hätten wir bei den derzeitigen Lieferengpässen und Preissteigerungen einige Probleme.“ Ebenso konnten die benötigten Mengen an Dämmmaterial rechtzeitig bestellt und geliefert werden. Hier setzt der Betrieb Fox als Kunde und Mitglied der Dachdecker-Einkauf Ost eG, Niederlassung Hannover, seit Jahren auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Brandschutz erfordert präzises Arbeiten
Im Bereich der einzelnen Haustrennwände stand insbesondere erhöhter Brandschutz im Vordergrund. Dieser war nach vorherigem Aufbetonieren einer Zwischenwand fachgerecht einzuhalten. Die Dämmung erfolgte mit Foamglas und wurde mit vorbewitterten Rheinzinkblechen verkleidet. In weiteren Bereichen wurde mit nicht brennbarer Steinwolle gedämmt. Die Unterkonstruktion erfolgte in diesen Segmenten durch Metall-Lattung aus Quadratrohr.
Besonderes Augenmerk legten die Denkmalschützer auf die originalgetreue Nachbildung der zahlreichen Schornsteine auf dem Steildach. Diese fertigte zuvor ein spezieller Zulieferer beim Dachdecker Betrieb Fox neu, wobei die Ziegelsteine zum Jugendstil der historischen Rotklinker-Fassade passen mussten. Die neuen Schornsteinköpfe kamen per Spezialkran auf die Dächer, wo man sie an den ursprünglichen Plätzen fachgerecht und sicher befestigte.
Denkmalschutz schreibt Gradschnitt beim Steildach vor
Zur optischen Aufwertung des Gesamtbildes dieser historischen Wohnhäuser entschied sich der Auftraggeber für Ziegel der Marke „Braas Achat 14“ in Naturrot. Der Denkmalschutz schrieb dazu den Ziegel mit Gradschnitt vor, von dem mindestens 14 Stück auf einen Quadratmeter passen, wie es einst bei den Hohlfalzziegeln gewesen war.
Zur besonderen Herausforderung zählten auch die rund 40 Dach-Gauben, welche seitlich gedämmt in ihrer alten Form zu erneuern waren. Zahlreiche Velux-Dachausstiege waren darüber hinaus einzubauen. Ebenfalls komplett zu erneuern war die Dachentwässerung. Dazu kam das Material des Herstellers Rheinzink in wunderbar wirkendem „grau-blau vorgewittert“ zum Einsatz. Die Montage von Schneefanggittern gehörte ebenfalls zu den Dacharbeiten.
Nistkästen für Mauersegler an den Gerüstaußenwänden
Auch der Naturschutz ließ nicht lange auf sich warten. Vor Baubeginn meldete sich der NABU, da das Gerüst die Nistmöglichkeiten für Mauersegler zeitweise versperren würde. Die Fox-Handwerker brachten daher entsprechende Nistkästen an den Außenwänden des Gerüstes an. „Wir haben die sogar noch mit extra weichem Material ausgestattet, damit es die Vögel gemütlich haben“, erläutert Andreas Fox, der hofft, auf diese Weise die Tierwelt in diesem begrünten Wohngebiet nicht allzu sehr zu stören.
Beste Kundenbeziehungen und engagiertes Team
Während der Baustellenführung und Besprechung mit seinem Einsatzteam scheint der eher jünger wirkende 49-jährige Obermeister der Dachdecker-Innung Hannover genau zu wissen, wie sein Unternehmen die Zukunft meistert. Das überträgt sich auf das engagierte Team. Jeweils 12 bis 14 Mitarbeiter sind seit März auf dieser Steildach-Großbaustelle täglich im Einsatz. Mit der Fertigstellung wird im November 2021 gerechnet. Gute Kundenbeziehungen aufzubauen, das zählt für den Firmeninhaber seit jeher zu den Hauptprinzipien. Auch zur Spar- und Bauverein-Genossenschaft pflegt er seit nahezu 20 Jahren ein gutes Verhältnis.
„Mit innovativen Ideen und qualitativ erstklassiger Facharbeit auf allen Dächern zuhause zu sein“, so beschreibt Dachdeckermeister Andreas Fox seine Philosophie. Er entstammt einer Dachdecker-Familie, absolvierte seine Ausbildung jedoch nicht im elterlichen Betrieb und gründete vor 23 Jahren sein eigenes Unternehmen. Inzwischen beschäftigt er 28 Mitarbeiter sowie fünf Auszubildende. Wie viele Unternehmen beklagt auch er den anhaltenden Nachwuchsmangel, insbesondere im ersten Lehrjahr.
Zwei Dachdeckermeister fürs Büro und die Baustellen, ein Zimmermann sowie zwei Sekretärinnen für die administrativen Bereiche gehören ebenso zum Team wie seine Ehefrau, die im Büro aktiv ist. Zwei Töchter und der Sohn, der ebenfalls den Dachdeckerberuf erlernt, runden das Bild eines klassischen Familienbetriebs ab.
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