Anke Maske: „Ich habe den besten Job der Welt“
30. Januar 2024
Dem Handwerk eine Stimme geben und die Innungsbetriebe in ihrer Entwicklung unterstützen: Das ist es, was Anke Maske bei ihrer Arbeit antreibt. Seit 2013 ist die 62-jährige Potsdamerin Geschäftsführerin des Landesinnungsverbands (LIV) des Dachdeckerhandwerks Brandenburg, als bundesweit erste Frau in dieser Position. Noch ein Jahr länger hat sie dieselbe Funktion beim Fachverband Tischler Brandenburg inne. Sich als Frau in einer Männerdomäne durchzusetzen, fiel ihr trotz anfänglicher Vorbehalte nicht schwer.
Gut gelaunt in den Tag
Ein guter Kaffee steht auf dem Tisch, im Radio läuft Tina Turner, die Familie ist da: So sieht ein idealer Morgen für Anke Maske aus. Und mehr braucht es dann auch schon gar nicht für einen gut gelaunten Start in den Tag. Wobei – schlechte Laune kennt die 62-Jährige eigentlich ohnehin nicht. „Sie können mich wecken und ich fange an zu singen“, sagt sie über sich selbst. „Ich stehe auf und bin ein fröhlicher Mensch. Ich kann gar nicht anders.“
Neustart nach dem Mauerfall
Seit gut 30 Jahren ist dieser fröhliche Mensch nun schon in der Verbandsarbeit tätig, und das mit Leib und Seele. Dabei war zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn nicht unbedingt absehbar, wohin ihr Weg führen würde. Nach ihrer Ausbildung im Elektrohandwerk arbeitete Anke Maske noch zu DDR-Zeiten zunächst als Instandhaltungsmechanikerin für Industrieanlagen und dann in der Materialbeschaffung eines Elektrobetriebs, bevor die Wende einen kompletten Neustart erforderlich machte. „Kurz vor dem Mauerfall kam unser drittes Kind zur Welt und noch während der Babypause wurde mein Betrieb abgewickelt“, erinnert sie sich. „In der Zeit spielte Angst schon eine große Rolle. Aber ich bin grundsätzlich neugierig, und darum war ich auch gespannt, welche neuen Chancen sich eröffnen würden.“
„Verbandsarbeit ist mein Ding“
Für sie habe sich durch die Wende eine Zukunft eröffnet, die sie damals noch nicht erahnt habe, berichtet die heutige LIV-Chefin. „Ich habe die Möglichkeit beim Schopf ergriffen, mich weiterzuentwickeln.“ Und so machte sie Anfang der 1990er-Jahre eine Umschulung zur Industriekauffrau und begann anschließend für den LIV SHK Brandenburg zu arbeiten. Weil die Voraussetzung für eine Führungsposition dort ein abgeschlossenes Studium war, startete sie zehn Jahre später ein berufsbegleitendes BWL-Studium, das sie 2006 erfolgreich abschloss. „Verbandsarbeit ist mein Ding, das habe ich ganz schnell gemerkt“, macht Anke Maske deutlich. Bei ihrem damaligen Arbeitgeber baute sie den Bereich Betriebsberatung federführend mit auf: „Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht.“
Doppelte Geschäftsführung
Doch Anke Maske wollte mehr. Als der Fachverband Tischler Brandenburg 2012 eine neue Geschäftsführung suchte, warf sie ihren Hut in den Ring – und bekam den Job. Ein Jahr später fragte der LIV des Dachdeckerhandwerks an, ob sie nicht auch dort Geschäftsführerin werden wolle. „Da habe ich nicht lange überlegt“, erinnert sie sich. „Ich liebe es einfach, wenn sich Betriebe weiterentwickeln und ich ihnen dabei helfen kann.“ Zwei Geschäftsführungen für zwei Gewerke: Über mangelnde Auslastung kann die 62-Jährige nicht klagen. Als Doppelbelastung nimmt sie ihre beiden Tätigkeiten dennoch nicht wahr: „Im Gegenteil, da lassen sich ganz viele Synergien schaffen.“
Bürokratie-Abbau als Aufgabe
Als Zusammenschluss der acht Brandenburger Dachdecker-Innungen mit mehr als 130 Mitgliedsbetrieben engagiert sich der LIV auf allen Ebenen für seine Mitglieder und unterstützt die Innungen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. „Wir sind die Stimme der Betriebe gegenüber der Politik“, macht Anke Maske deutlich, „und das müssen wir auch laut zum Ausdruck bringen.“ Das hat sie getan, als 2018/2019 in Berlin und Brandenburg die Preise für die Entsorgung von Asbest explodierten. Zu den großen Herausforderungen, mit denen sich der Verband aktuell auseinanderzusetzen habe, gehöre neben dem Fachkräftemangel auch der Abbau bürokratischer Hindernisse. „Von Normierungen bis hin zu immer neuen Dokumentationspflichten: Die Bürokratie behindert die Betriebe in ihrer eigentlichen Arbeit, nämlich ein Werk zu erstellen. Wir müssen immer wieder deutlich machen, dass wir einen Bürokratie-Abbau brauchen.“
Handwerk ist der Motor der Gesellschaft
Der Verband sei nicht nur die Interessenvertretung der Betriebe, sondern auch ihr „verlängertes Büro“, meint Anke Maske: „Wir unterstützen immer dann, wenn es Probleme gibt.“ So besuchte sie während der Corona-Pandemie Betriebe in den verschiedenen Regionen Brandenburgs, um sich Sorgen und Nöte schildern zu lassen. Ein besonderes Anliegen ist es ihr, bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Vorteile einer Mitgliedschaft in einer Innung und in einem Landesverband darzustellen und den Organisationsgrad weiter auszubauen. Dabei blickt sie durchaus optimistisch in die Zukunft. „Wenn wir uns auf bestimmte Dinge konzentrieren, können wir dem Handwerk wieder mehr Anerkennung verschaffen – auch in der Politik“, ist sie überzeugt. Und das sei wichtig, denn letztlich sei das Handwerk der Motor der Gesellschaft: „Das Handwerk schafft dezentrale Arbeitsplätze und damit die Basis dafür, auch in Zukunft noch in der Region leben zu können.“
Als Frau unter Männern
Als Frau in einer Männerdomäne tätig zu sein, hat ihr nach eigener Aussage nie Probleme bereitet. „Ich habe schon als junge Frau im Elektrohandwerk mit vielen Männern zusammengearbeitet, das hat mich in meiner Entwicklung nie behindert.“ Bei der Übernahme der Verbandsgeschäftsführung habe sie in der ersten Zeit allerdings schon in manchen Gesprächsrunden Skepsis und Vorbehalte wahrgenommen. Die habe sie aber mit ihrem Engagement schnell zerstreuen können. „Mittlerweile erfahre ich viel Anerkennung und Wertschätzung für meine Arbeit. Dabei hat mir sicher geholfen, dass ich sehr transparent bin: Ich sage, was ich meine, und zeige, was ich mache.“
Perspektive Trauerrednerin
Der Austausch mit Menschen, die Vielfältigkeit der Aufgaben und die Gewissheit, etwas bewirken zu können – die 62-Jährige liebt ihre Arbeit und sagt aus tiefster Überzeugung: „Ich habe den besten Job der Welt!“ Nur eines macht ihr keinen Spaß: Büro-Organisation und Ablage. „Das finde ich doof“, räumt sie ein, „das ist nicht meins. Mein Schreibtisch hat viele Bereiche, in denen ich mich gut auskenne.“ Was übersetzt bedeutet: Nur sie selbst findet sich in den diversen Papierstapeln und Notizen zurecht. Mit diesem eigenen Ordnungssystem wird sie sich auch in den kommenden beiden Jahren bis zu ihrem Renteneintritt mit viel Herzblut für die Belange des Dachdeckerhandwerks einsetzen, so viel steht fest.
Und was kommt nach der Arbeit als Geschäftsführerin? „Danach möchte ich als Trauerrednerin tätig sein“, sagt Anke Maske. „Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass Menschen sich gut verabschieden können.“
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