Bundestagswahl: Welche Politik das Handwerk braucht
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Bundestagswahl: Welche Politik das Handwerk braucht

16. September 2021

 · Knut Köstergarten

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat unter dem Slogan „Wissen, was zu tun ist“ vier für die Betriebe wichtige Themenfelder benannt. Sie lauten „Betriebe stärken“, „Fachkräfte qualifizieren“, „Digitalisierung vorantreiben“ und „Nachhaltigkeit gestalten“. DACH\LIVE hat fünf zentrale Forderungen herausgestellt, anhand derer auch jeder Dachdecker und Zimmerer für sich prüfen kann, welche Partei diesen programmatisch am nächsten kommt.   

Bundestagswahl Kreuze
Welches Kreuz passt am besten zu den Forderungen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks? Dies muss jeder Dachdecker und Zimmerer selbst entscheiden.

Handwerk bei der Nachhaltigkeitswende stärker einbeziehen

Nachhaltiges Unternehmertum ist in den Handwerksbetrieben gelebte Realität. Gerade Dachdecker und Zimmerer engagieren sich stark als Klimaschützer in der energetischen Gebäudesanierung. Dass die Bundesregierung ihre Nachhaltigkeitsstrategie fortentwickelt, wird seitens des Handwerks daher grundsätzlich begrüßt. Leider bleiben die großen Nachhaltigkeitspotenziale der Handwerksbetriebe dabei jedoch faktisch unberücksichtigt. Die anspruchsvollen Nachhaltigkeitsziele in Deutschland lassen sich nur erreichen, wenn die Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe Handwerk als originärer Nachhaltigkeitstreiber integraler Strategiepartner wird.

Bild von Photovoltaikanlage
Handwerker sind Klimaschützer und sie sollten deshalb auch von der Politik als wichtiger Partner in die Nachhaltigkeitsstrategie einbezogen werden.

Aus- und Weiterbildung für Betriebe und junge Menschen attraktiver machen

Die Politik ist gefordert, das Engagement der Betriebe anzuerkennen und Ausbildungsbetriebe und Auszubildende im Sinne der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung auf der Kostenseite zu entlasten, wo immer dies möglich ist – beispielsweise durch eine bundesweite Ausweitung des Azubitickets oder einen Ausbau von Azubi-Wohnangeboten. Beides fördert die überregionale Vermittlung auf dem Ausbildungsmarkt und erleichtert den Handwerksbetrieben die Sicherung des Fachkräftenachwuchses.

Das Aufstiegs-BAföG ist auch mit Blick auf Teilzeitmaßnahmen auszubauen. Bund, Länder und Schulträger sind aufgefordert, zusammen mit den Sozialpartnern einen Pakt für überbetriebliche Ausbildungsstätten und berufsbildende Schulen zu entwickeln, um insbesondere die technische Ausstattung dieser Einrichtungen zu modernisieren, die regionale Versorgung zu sichern und gleichzeitig die Rahmenbedingungen für die Sicherung des Lehrkräftenachwuchses zu verbessern und weiterzuentwickeln. Die Begabtenförderung in der beruflichen Bildung ist vom Fördervolumen her auszubauen und eine mit den akademischen Stiftungen gleichwertige Förderinfrastruktur zu errichten, um leistungsstarke Fachkräfte im Handwerk zu fördern.

Bild von junger Handwerkerin
Es braucht mehr Fachkräfte für die energetische Gebäudesanierung und die Bewältigung von Folgeschäden des Klimawandels, etwa nach Stürmen, Unwettern oder Überschwemmungen.

Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung stärken

Exzellenz in der beruflichen Bildung muss durch eine Exzellenzstrategie im Handwerk gefördert werden. Durch eine Kampagne der Bundesregierung für die höhere Berufsbildung sowie eine konsequente, frühzeitig ansetzende bundesweite Berufsorientierung an allen Schulformen, insbesondere den Gymnasien, ist Transparenz über die Gleichwertigkeit der Bildungssysteme herzustellen. Dabei müssen die umfassenden Aufstiegs- und Karrierewege der dualen Ausbildung aufgezeigt und individuelle Entwicklungspotenziale der Ausbildungsberufe stärker bekannt gemacht werden, etwa im Bereich der Digitalisierung oder der Energiewende.

 Bürokratieentlastung vorantreiben

Handwerksbetriebe haben zahlreiche Bürokratiepflichten zu erfüllen. Ein durchschnittlicher Betrieb mit fünf bis zehn Beschäftigten kann dies vielfach nicht leisten. Besonders belastend sind dabei insbesondere solche Pflichten, deren Nutzen nicht nachvollziehbar zu erkennen ist. Es bedarf einer konsequenten Fortsetzung des bisherigen Abbaus unnötiger Bürokratie. Notwendig sind dazu die Identifizierung vorhandener Entlastungspotenziale sowie die spürbare Reduzierung vorhandener und die strikte Vermeidung neuer bürokratischer Belastungen.

Auf europäischer Ebene gehört dazu, Gesetzesvorhaben mit Hilfe des verpflichtenden KMU-Tests lückenlos auf Probleme für das Handwerk abzuklopfen, Verfahren transparent zu machen und das Prinzip „Vorfahrt für KMU“ umzusetzen. Ziel muss sein, die Gesetzgebung von den kleinen und mittleren Handwerksbetrieben und ihren Beschäftigten aus zu denken.

Bild vom Bundestag
Die neue Bundesregierung ist aufgefordert, die Digitalisierung stärker zu fördern, gerade auch bei kleineren und mittelständischen Betrieben.

Digitalisierungsprozesse im Mittelstand intensivieren

Gerade die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks brauchen Unterstützung beim Aufbau digitaler Kompetenzen sowie bei der technischen und finanziellen Umsetzung der für sie passfähigen Digitalisierungsstrategien. Notwendig ist daher eine Verstetigung des erfolgreichen Unterstützungsangebots des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk über die laufende Förderperiode hinaus. Das Instrumentarium finanzieller Zuschüsse zur Stärkung der Digitalisierungsprozesse sollte im Hinblick auf Mindestvolumina der Projekte und Mitarbeiterzahl angepasst werden, damit es für die Breite der Handwerksbetriebe überhaupt nutzbar wird.

Sie interessieren sich für politische Themen? Dann lesen Sie unsere Story über den Ex-Politiker und heutigen Handwerkslobbyisten Garrelt Duin.

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